Die Buchmesse naht. Und damit auch wieder ein Ausstellungsprojekt, das seit ein paar Jahren die Buchmesse anschaulich auch in die Schaufenster der Leipziger Innenstadt bringt: die BuWision. Und einen ersten Vorgeschmack auf die bibliophil gestalteten Schaufenster gibt es schon jetzt. Dazu muss man nur in den Innenhof des Hansahauses spazieren, wo die Leipziger Buchwissenschaftler um Siegfried Lokatis schräg gegenüber von Aldi eine Ausstellung mit den Büchern der Reihe Die Andere Bibliothek aufgebaut haben.

Aus aktuellem Anlass. Denn diese Reihe feierte am 18. Januar ihren 40. Geburtstag. „Sie gehört natürlich (wie die Wagenbach-Ausstellung im Städtischen Kaufhaus) bereits als Vorbereitung der Buchmesse im März zur nächsten BuWision 2025 und da ist das alte Buchmessehaus doch ein passender Ort!“, sagt Siegfried Lokatis. „Die ausgestellten Bücher kann man, so noch lieferbar, dann gleich nebenan in der Connewitzer kaufen.“

Am Anfang dieser Reihe standen zwei Legenden der jüngeren Buchgeschichte. Wikipedia schildert die Anfänge so: „Das von Enzensberger zusammen mit Verleger und Buchkünstler Greno erdachte Konzept sah vor, allmonatlich ein inhaltlich wie formal hervorragendes Buch zu veröffentlichen, das von Enzensberger ausgewählt und von Greno mit höchster Qualität gestaltet und in dessen Druckerei und Verlag in Nördlingen hergestellt und vertrieben wurde.

Die Bände der Anderen Bibliothek wurden bis Dezember 1996 nach alten Regeln der Buchdruckerkunst in Bleisatz gesetzt und mit Leder-Rückenschildern und Lesebändchen ausgestattet. Ab Oktober 1989 übernahm Vito von Eichborn die Andere Bibliothek von Greno in den Eichborn Verlag, Franz Greno blieb jedoch bis 2007 weiter als Buchkünstler für die Gestaltung der Bände verantwortlich.“

Nach der Insolvenz des ebenso legendären Eichborn Verlages fand Die Andere Bibliothek als eigenständiger Verlag ein neues Zuhause in der Verlagsgruppe des Aufbau Verlages.

Was eben auch heißt: Die Legende lebt. Und weiter kommt jeden Monat ein neues, hochwertig gestaltetes Buch heraus, das seinen Lesern die komplette Lesefreude verschafft.

Schaufensterausstellung Die Andere Bibliothek im Lichthof des Hansahauses. Foto: Ralf Julke
Die Schaufensterausstellung Die Andere Bibliothek im Lichthof des Hansahauses. Foto: Ralf Julke

Nach wie vor gilt der Satz von Enzensberger und Greno: „Wir drucken nur Bücher, die wir selber lesen möchten.“

Aktuelle Herausgeber sind Nele Holdack und Rainer Wieland. Und wer sich das Verzeichnis der seit 1985 erschienenen Titel anschaut, sieht, dass er – sollte er die Bücher der Reihe alle sammeln – so langsam eine aussagekräftige Bibliothek der Weltliteratur beisammen hat – also von alledem etwas, was man gelesen haben sollte, wenn man auch nur eine ungefähre Vorstellung davon haben möchte, was große Literatur bis heute ausmacht. Und dazu gehören nun einmal auch Klassiker wie Flaubert, Montaigne, Diderot, Casanova oder Walt Whitman.

In dem leer stehenden Ladengeschäft im Lichthof des Hansahauses sieht man, wie opulent die Reihe im Lauf der Jahre geworden ist und wie liebevoll einzelne Bände gestaltet wurden. Als wollten die Herausgeber auch zeigen, wie exotisch und einladend ein Buchzimmer mit den Bänden der Anderen Bibliothek aussehen kann. Bücher als Verführung – angerichtet wie ein reichhaltiges Festmahl.

Dabei wird es zur Buchmesse 2025 nicht bleiben, verspricht Siegfried Lokatis: „Unser Highlight wird aber die Norwegen-Ausstellung im Pilot, im Alten Rathaus und in der Mädlerpassage, zu Ehren des Messegastlandes.“

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