Seit den 1950er Jahren hat der New Yorker Reeder und Musikforscher Elias N. Kulukundis praktisch alles gesammelt, was bei Auktionen zur Bach-Familie auf den Markt kam. Daraus entstand die weltweit größte Privatsammlung zur Bach-Familie. Schon seit mehreren Jahrzehnten war der bachbegeisterte Sammler auch dem Bach-Archiv Leipzig aufs engste verbunden.
Denn hier wird gepflegt, was auch seine Sammelleidenschaft ausmachte. Den wertvollsten Teil der Kollektion schenkte der mittlerweile 92-Jährige nun dem Bach-Archiv ‒ passend im Jahr des 75-jährigen Jubiläums der Leipziger Institution.
Die bedeutendsten Stücke der Sammlung Kulukundis, die nach vorsichtigen Schätzungen von Peter Wollny, dem Direktor des Bach-Archivs, aktuell einen Wert von etwa 10 Millionen Dollar haben, sind ab sofort im Rahmen einer Sonderausstellung in der Schatzkammer des Bach-Museums zu sehen.
Die Sammlung Kulukundis umfasst insgesamt etwa 1.000 Dokumente, zumeist Notenhandschriften, Erst- und Frühdrucke sowie Briefe der vier Bach-Söhne, die selbst die Musikerlaufbahn einschlugen. Es finden sich Zimelien wie die lange Zeit verschollen geglaubte autografe Partitur der Oper „Zanaida“ von Johann Christian Bach, Briefe Carl Philipp Emanuel Bachs an den Leipziger Verleger Breitkopf (mit gut erhaltenem Bach-Siegel) und den ersten Bach-Biografen Johann Nikolaus Forkel.
Außerdem: Schriftstücke von Johann Christian und Johann Christoph Friedrich Bach, ferner kunstvoll handkolorierte Arien-Sammlungen und Stammbücher aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.

Allein der Umfang der gestifteten Sammlung ist nach den Worten von Peter Wollny für heutige Museen einne echte Ausnahme. Dafür seien die Preise auf dem Sammlermarkt längst für die meisten Einrichtungen unerschwinglich. Auch so gesehen ist die Sammelleidenschaft von Elias N. Kulukundis für das Bach-Archiv ein Glücksfall, denn beide Sammlungen ergänzen sich. Und in Leipzig fühlte sich Kulukundis, seit der Kontakt zur Leipziger Forschungsstätte entstand, stets verstanden.
Der Spender
Elias N. Kulukundis entstammt einer griechisch-amerikanischen Reederfamilie und arbeitete viele Jahre in der New Yorker Niederlassung des Familienunternehmens. Den Grundstock seiner Sammlung legte er als Student der Musikwissenschaft an der Yale University in den 1950er Jahren. Bereits vor der Schenkung stellte Kulukundis seine Sammlung dem Bach-Archiv Leipzig als Leihgabe zur wissenschaftlichen Auswertung zur Verfügung.
Nun hat er bestimmt, dass 130 dieser einzigartigen Quellen in das Eigentum der Stiftung Bach-Archiv Leipzig übergehen. Zwanzig der schönsten und bedeutendsten Objekte präsentiert das Bach-Museum jetzt im Rahmen der Sonderausstellung „BACHS SÖHNE – Die Sammlung Kulukundis“.
Bachs Söhne heißt in diesem Zusammenhang: Die ausgestellten Noten und Briefe stellen besonders die Söhne Johann Sebastian Bachs in den Mittelpunkt – Wilhelm Friedemann, Carl Philipp Emanuel, Johann Christoph Friederich und Johann Christian Bach. Und die Ausstellungsstücke zeigen damit auch, dass sich der Sammelauftrag des Leipziger Bach-Archivs nicht nur auf Johann Sebastian Bach selbst beschränkt, sondetn die gesamte musikalische Bach-Familie umfasst. Auch wenn die Söhne dabei in der Vergangenheit oft ein bisschen „vergessen“ wurden.
75 Jahre Bach-Archiv
Der Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung würdigte Elias N. Kulukundis anlässlich der Eröffnung der Ausstellung mit den Worten: „Es ist ein außergewöhnliches Privileg und eine große Ehre für Leipzig, dass Elias N. Kulukundis der Bach-Stadt seine wertvolle Sammlung anvertraut. Diese Schenkung ist nicht nur ein bedeutender Zuwachs für das Bach-Archiv, sondern auch ein symbolischer Akt im Jubiläumsjahr der Institution.
Die Sammlung Kulukundis mit ihren beeindruckenden historischen Dokumenten zeigt einmal mehr die ungebrochene Strahlkraft und Relevanz der Bach-Familie für unsere kulturelle Identität. Ich lade alle Leipzigerinnen, Leipziger und Gäste unserer Stadt herzlich ein, diese einzigartige Ausstellung im Bach-Museum zu besuchen und die faszinierende Welt der Bach-Söhne zu entdecken.“
Das Bach-Archiv Leipzig feiert im Jahr 2025 den 75. Jahrestag seiner Gründung. Heute ist es das musikalische Kompetenzzentrum am Hauptwirkungsort Johann Sebastian Bachs. Sein Zweck ist, Leben, Werk und Wirkungsgeschichte des Komponisten und der weit verzweigten Musikerfamilie Bach zu erforschen, sein Erbe zu bewahren und als Bildungsgut zu vermitteln.
Das Bach-Archiv ist Mitglied der Konferenz Nationaler Kultureinrichtungen und gehört zu Deutschlands „Kulturellen Leuchttürmen“. Es zählt laut einer von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien erstellten Studie zu den „wichtigsten gesamtstaatlich bedeutsamen Kultureinrichtungen“ in den neuen Bundesländern.
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