Die Krise hat die Leipziger Kulturszene zum Erliegen gebracht. Die städtischen Theater- und Konzerthäuser sind seit 18. März geschlossen. Der Probenbetrieb ist eingestellt. Die wirtschaftlichen Folgen sind für Oper, Gewandhaus, Schauspiel und Theater der Jungen Welt unübersehbar.

Eigentlich sollte sich diesen Samstag im Opernhaus der Premierenvorhang für „Der Sturz des Antichrist“ heben. Viktor Ullmanns Bühnenweihfestspiel ist eine selten gespielte Rarität und sollte – neben Wagners „Tristan“ – inhaltlicher Höhepunkt der Leipziger Opernsaison werden. Die geplante Aufführungsserie wurde mittlerweile komplett abgesagt. Ob die Premiere im Juni nachgeholt wird, ist ungewiss. Die Aufführung am 27. Juni ist nicht von der Allgemeinverfügung des Freistaats betroffen. Bislang. Aber wer kann schon sagen, ob das so bleibt?

Die New Yorker Metropolitan Opera hat am Freitag die laufende Saison für beendet erklärt und ihre Künstler ab April freigestellt. Anders als hierzulande müssen sich die Theater in den Vereinigten Staaten komplett selbst finanzieren. Einer der Gründe, warum sich die Proteste der betroffenen Musiker bisher in Grenzen hielten. In Deutschland halten die öffentlichen Kulturinstitutionen bisher noch flächendeckend an einer Wiederaufnahme des Spielbetriebs im Laufe des Frühjahrs fest.

Das ist nicht sonderlich überraschend, da die festen Mitarbeiter vor und hinter den Kulissen aufgrund gesetzlicher Regelungen ohnehin nicht von heute auf morgen vor die Tür gesetzt werden könnten. Laufende Gehälter werden ohnehin weitergezahlt.

Dramatischer sieht die Lage für freiberufliche Künstler aus. Gagen müssen typischerweise nur entrichtet werden, wenn Proben und Vorstellungen stattfinden. An den städtischen Eigenbetrieben betrifft das vor allem die Gastkünstler, von denen an Oper und Gewandhaus besonders viele anzutreffen sind. Die großen Namen der Klassikbranche sind überwiegend selbstständig tätig.

Wie hart die Krise die Häuser wirtschaftlich treffen wird, lässt sich bisher nur erahnen. Die Sprecher von Gewandhaus, Oper und TdJW wollten sich am Freitag gegenüber L-IZ.de übereinstimmend zu keinen Prognosen hinreißen lassen. „Folgen und Konsequenzen aus der aktuellen Situation werden erst in der Zukunft absehbar und benennbar sein“, teilte Opernsprecherin Patricia Grünzweig mit.

Gewandhaus-Sprecher Dirk Steiner wies auf die unübersichtliche Gemengelage hin. „Es benötigt noch etwas Zeit, um die Gesamtsituation und die daraus entstehenden Folgen präzise abschätzen und belastbare Antworten geben zu können.“

TdJW-Sprecherin Birgit Lindermayr sagte, die Eigenbetriebe befänden sich in permanentem Kontakt zur Stadtverwaltung. „Im Vordergrund steht der Mitarbeiterschutz und die Klärung und Durchführung notwendiger Betriebsprozesse sowie Aufklärung.“ Das Schauspiel äußerte sich bis Samstag-Abend nicht zu dem Thema.

Während der Spielbetrieb ruht, laufen in den Theaterwerkstätten die Nähmaschinen heiß. Wo ansonsten Kostüme geschneidert werden, werden ab kommender Woche Atemschutzmasken und Schutzkleidung produziert werden.

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