Gemeinsam mit seinem Leitungsteam hat Schauspielintendant Enrico Lübbe am Donnerstag, dem 6. März, das Programm der Interimsspielstätte „ag(o)ra“ des Schauspiels Leipzig vorgestellt. Denn wegen umfangreicher Baumaßnahmen auf der Großen Bühne bespielt das Stadttheater von April bis Oktober 2025 die Halle 4 des agra Messepark Leipzig und bringt acht Neuproduktionen zur Premiere. Zentrale Spielstätte des Schauspiels Leipzig von April bis Oktober ist die Halle 4, ehemals der Kultursaal der agra-Landwirtschaftsausstellung der DDR, in der drei Bühnen eingerichtet werden: „Saal“, „Lampenladen“ und „Kulturbühne“.

Für die Interimszeit wandelt sich die agra zur „ag(o)ra“. In der griechischen Antike war die Agora der Ort gesellschaftlicher Debatten und der Auseinandersetzung mit Vergangenheit und Gegenwart. Die ag(o)ra des Schauspiels Leipzig wird zu einem Forum von Geschichte und Geschichten nicht nur des agra-Areals.

Das Leitungsteam. Vorstellung der Interims-Spielstätte „ag(o)ra“ des Schauspiel Leipzig auf dem agra-Gelände am 06.03.2025. Foto: Jan Kaefer

Vier Eröffnungspremieren

Eröffnet wird die ag(o)ra am Donnerstag, dem 24. April, ab 14 Uhr mit vier Premieren:

Den Spuren und Geschichten der DDR-Landwirtschaftsausstellung geht ein Recherche-Projekt auf dem agra-Gelände nach: „Die Gläserne Kuh. Prüfbegehung der agra-Landwirtschaftsausstellung 1981“ ist ein szenischer Rundgang von Falk Rößler, Tino Kühn & Ensemble (Regie: Falk Rößler). Das Publikum wird dabei zur Prüfkommission und bekommt präsentiert, was sein wird oder — aus heutiger Sicht — gewesen ist. (Premiere 24. April, 14 Uhr, agra-Gelände)

Das Auftragswerk „Kein Schicksal, Klytämnestra“ von Nino Haratischwili verhandelt die antike Geschichte von Klytämnestra und Kassandra neu — überführt in die Spannung zwischen Tradition und Gegenwart, Veränderung und Vergangenheit. Enrico Lübbe inszeniert die Uraufführung auf einem Areal, das ebenso von Spannungen und Brüchen geformt ist. (Premiere 24. April, 18 Uhr, Saal)

Heiner Müllers „Die Umsiedlerin“ setzt sich kritisch mit der Bodenreform und Kollektivierung der Landwirtschaft in der DDR auseinander. Moritz Sostmann inszeniert es auf der ag(o)ra an einem Ort, der selbst durch diese Wandlungen geprägt ist. (Premiere 24. April, 20.30 Uhr, Kulturbühne)

In der Uraufführung „Neonschatten. Eine choreografische Inszenierung über Zeit und Geschichte(n)“ begegnen sich das Ensemble des Schauspiels Leipzig und Menschen aus der Stadt. Regisseurin Salome Schneebeli geht dabei der Frage nach, wie man sich der eigenen Stadt in Geschichten nähert. (Premiere 24. April, 20.30 Uhr, Lampenladen)

Vorstellung der Interims-Spielstätte „ag(o)ra“ des Schauspiel Leipzig auf dem agra-Gelände am 06.03.2025. Schriftzug, Logo, Symbolbild. Foto: Jan Kaefer

Programm bis September

Im Rahmen des Festivals ClubFusion von Schauspiel Leipzig, Theater der Jungen Welt und Oper Leipzig werden im Mai mit „ü31“ und „Die Spielfreudigen“ zwei Spielclubs des Schauspiels Leipzig den Lampenladen und die Kulturbühne mit ihren Themen und Geschichten erobern. (Premiere jeweils am 16. Mai).

Im Sommer wird auf dem agra-Gelände das Open-Air-Theater des Schauspiels Leipzig stattfinden: „Ich denk’ schon wieder (nur an dich)“ entwickelt die Texte von Liv Strömquist und Ada Berger spielerisch weiter — und ist die dritte Regiearbeit von Ellen Neuser am Haus. Dabei entsteht ein ebenso humorvoller wie kritischer Abend voller popkultureller Referenzen, improvisierter Beziehungsdramen und hoffnungsvoller Blicke in die Zukunft. (Premiere am 20. Juni)

Die letzte ag(o)ra-Premiere ist im September William Shakespeares „Der Sturm“ in der Regie von Adewale Teodros Adebisi. Shakespeares letztes Stück thematisiert das Aufkommen von Kolonialismus und Globalisierung sowie anknüpfende Fragen von Zivilisation und Natur, von Recht und rechtmäßiger Herrschaft. (Premiere am 12. September)

Der Gegebenheit des Ortes entsprechend, werden alle ag(o)ra-Stücke blockweise gespielt. Sämtliche Termine sind ab sofort im Vorverkauf. Während des Interims geht der Spielbetrieb in Diskothek, Foyer 1 und Residenz regulär weiter.

Im Oktober gastiert die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) mit dem Festival „Politik im Freien Theater“ in seiner 12. Ausgabe erstmals in Leipzig. Veranstaltet in Kooperation mit Schauspiel Leipzig, Theater der Jungen Welt, Schaubühne Lindenfels, Westflügel und LOFFT — DAS THEATER, wird im Rahmen des Festivals auch die ag(o)ra bespielt.

Tag der offenen Tür

Bereits vor der offiziellen ag(o)ra-Eröffnung können Interessierte einen Vorgeschmack bekommen: Am Sonntag, 9. März, besteht von 11 bis 16 Uhr die einmalige Gelegenheit, beim Tag der offenen Tür die Halle 4 zu erkunden und ihre architektonischen und technischen Spuren aus der DDR-Zeit zu entdecken. Am 12. April gewähren ab 11 Uhr öffentliche Proben Einblick in die vier Eröffnungs-Premieren der ag(o)ra.

Weitere Informationen über Premieren, Programmpunkte und Inhalte der ag(o)ra findet man in der Publikation zur Interimsspielstätte sowie auf www.schauspiel-leipzig.de.

Das gesamte ag(o)ra-Programm ist ab sofort im Vorverkauf. Interessierte haben bereits beim Tag der offenen Tür am Sonntag, dem 9. März, von 11 bis 16 Uhr bei freiem Eintritt Gelegenheit, die Räumlichkeiten des Interims zu entdecken.

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