Immer wieder werden Gerüchte über Diebstähle oder Übergriffe von Asylbewerbern verbreitet. Dieses Phänomen soll massenhaft auftreten, aber irgendwie kann es nie jemand bestätigen. Seit Donnerstag wird eine Meldung gestreut, dass die temporären Bewohner der Messehalle den in der Nähe befindlichen Globus-Markt geplündert hätten und wieder einmal hat keiner etwas davon mitbekommen.

Ein erschütternder Bericht wurde am Donnerstag auf Facebook veröffentlicht. „Flüchtlinge an der Messe haben Globus überfallen. Haben randaliert und sind mit vollen Einkaufswagen raus“, schildert der Post den Bericht von einer nicht genannten Person.

„Globus wurde geschlossen“, stellte das Profil „Ein Licht für Deutschland gegen Überfremdung“ dar und monierte, dass der Vorfall tot geschwiegen werde. „Netto wird sogar angehalten, wenn sowas ist, es zu dulden und zu schweigen“, war man sogar bezüglich der Dienstanweisungen weiterer Märkte informiert.

Wie bereits der Name des Facebook-Profils erkennen lässt, dürfte die Meldung als nicht allzu zuverlässig zu bewerten sein. Nichtsdestotrotz sprang LEGIDA e.V. auf den Zug auf und verteilte ebenfalls eine gleich lautende Nachricht über den Kurznachrichtendienst Twitter. Dass man gerne andere des Lügens bezichtigt, hingegen gegenüber seinen Anhängern maßlos übertreibt, zeigte zuletzt eine Klage am Verwaltungsgericht.

Diese Art von Meldungen werden oft gegen Flüchtlinge verbreitet. Auf den Freund einer Tante, der es von der Schwester eines Bekannten aus zuverlässiger Quelle erfahren hätte, wird meist zum Beleg der Echtheit verwiesen. Über die Motive, solche unbestätigten Äußerungen zu verbreiten, kann man nur mutmaßen. Edle Absichten dürften seltener dahinter stecken.

LEGIDA e.V. in seinem Element. Quelle: Twitter
LEGIDA e.V. in seinem Element. Quelle: Twitter

Bei den Ordnungsbehörden ist der Vorfall nicht bekannt: „Der Polizeidirektion Leipzig liegen bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt keinerlei Erkenntnisse zu „Plünderungshandlungen“ vor“, so Pressesprecher Andreas Loepki am Freitag. „Da jene den Filialleiter aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit veranlassen würden, die Polizei zu benachrichtigen, müssen die Meldungen ins Reich der Märchen verbannt werden.“

Drei Vorfälle seien der Polizei aus der laufenden Woche am Markt bekannt, zwei Verlustmeldungen und einen Verkehrsunfall. „Eine Straftat ist hingegen nicht vermerkt“, stellte Loepki fest und wollte mögliche Diebstähle nicht mit absoluter Sicherheit ausschließen, weil diese meist gebündelt von den Märkten eintreffen.

„Zum jetzigen Zeitpunkt geht die Polizeidirektion Leipzig davon aus, dass es sich um böswillige Falschmeldungen handelt“, so der Sprecher. „Der Inhalt ist jedoch noch nicht strafrechtlich relevant.“

Aber gefährlich, möchte man eigentlich noch hinzufügen.

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