Über ein Jahr nach einer schweren Gewalttat, die zum Tod eines Menschen führte, hat das Leipziger Landgericht jetzt einen jungen Mann verurteilt. Der 28-jährige Kamil B. muss wegen gefährlicher Körperverletzung mit Todesfolge für fünf Jahre hinter Gitter. Vom ursprünglichen Vorwurf des Raubes mit Todesfolge nahm die Strafkammer jedoch im Ergebnis der Beweisaufnahme Abstand.

Über den Ausgang des Verfahrens hatte zunächst die Leipziger Volkszeitung berichtet.

In ihrer Anklageschrift war die Staatsanwaltschaft davon ausgegangen, dass das Opfer Pawel S., ein 40 Jahre alter Pole, zwischen dem Abend des 19. März und dem frühen Morgen des 20. März 2024 durch den Angeklagten Kamil B. und einen weiteren Mann gegen Kopf und Oberkörper getreten worden war, wenige Tage darauf an den Folgen verstarb. Tatort war laut Ermittlungsbehörden eine Monteurs-Unterkunft in der Grünauer Jupiterstraße, die sich insgesamt fünf Leiharbeiter teilten.

Opfer wurde tot in seinem Auto gefunden

Ein junger Pole (27), der erst kurz vor der Tat neu in die Leipziger Arbeiter-WG gezogen war, sagte schon beim Prozessauftakt Anfang Mai vor Gericht als Zeuge aus.

Das Opfer Pawel S. traf er am 20. März 2024, kurz nach dem mutmaßlichen Übergriff: Pawel S. habe ihm da von dem Angriff erzählt, von Schmerzen am Bauch berichtet, auch seien Verletzungen im Gesicht erkennbar gewesen. Das Angebot, den Rettungsdienst zu holen und die Polizei einzuschalten, habe der Landsmann aber mehrfach abgelehnt.

Dabei war sein Zustand kritisch: Pawel S. erlitt multiple Hämatome im Gesicht, Frakturen, einen Brusthöhlen-Aufriss und erheblichen Blutaustritt in den Thorax von 1,7 Litern. Spätestens am 23. März 2024 starb der Mann mit nur 40 Jahren an einem hämorrhagischen Schock, wurde leblos in seinem Auto auf einem Parkplatz in der Kiewer Straße aufgefunden.

Verteidigung hat Rechtsmittel eingelegt

Die Anklagebehörde war hinsichtlich des Tatmotivs zunächst noch von einer Bereicherungsabsicht ausgegangen. Der Vorwurf lautete entsprechend Raub mit Todesfolge. Das ließ sich aus Sicht der Kammer schlussendlich nicht beweisen.

Kamil B. erhielt daher wegen gefährlicher Körperverletzung mit Todesfolge fünf Jahre Haft. Die Staatsanwaltschaft forderte dreieinhalb Jahre. Die Anwälte des polnischen KfZ-Mechanikers, der zuletzt bei einem Autokonzern tätig war, wollten auf einen Freispruch hinaus.

Sie haben inzwischen Revision gegen das Urteil eingelegt. Damit kommt der traurige Fall demnächst zur Prüfung vor den Bundesgerichtshof, der entscheiden wird, ob im Prozess Rechtsfehler zum Nachteil des Angeklagten begangen wurden.

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