Am Anfang waren es viele Unstimmigkeiten, darauf folgten Informationsveranstaltungen und ab kommenden Montag, 10. August, soll die Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in der Friederikenstraße 37 ihre Arbeit aufnehmen. Das von den Malteser Werken verwaltete Heim öffnete am Freitag seine Tore für Besucher, bevor es am Montag den Betrieb aufnimmt. Ein relativ neues Konzept zur Vermittlung des Themas Asyl und der Umgang damit.

„Die Geschichte ist etwas länger“, erklärte der Pressesprecher der Landesdirektion Sachsen, Holm Felber, wie es letztendlich zu der für Montag geplanten Inbetriebnahme der Erstaufnahmeeinrichtung in der Friederikenstraße 37 gekommen ist. Das Gebäude befindet sich selbst nicht im Besitz des Freistaates. Erst im vergangen Jahr hatte das Liegenschaftsamt Leipzig das Gebäude veräußert. Die Landesdirektion musste es dann wieder anmieten. „Wir konnten uns dann mit den Malteser Werken verständigen, dass sie das Haus verwalten“, gab Felber zum weiteren Fortgang an.

„350, das wäre eine Belegung, die ab nächster Woche möglich ist“, so Felber. Die Einrichtung soll nach der Fertigstellung bis zu 430 Menschen aufnehmen können. Die restlichen Plätze werden durch Container ergänzt. Diese sind allerdings noch nicht von der Landesdirektion abgenommen und können zurzeit nicht genutzt werden.

„Für uns ist das neu, dass wir einen Tag der offenen Tür machen“, eröffnete Heimleiter Tassio Wolff-Metternich den Rundgang durch das Gebäude, in dem ab Montag 50 Mitarbeiter im Dreischichtdienst Flüchtlinge betreuen. „Pro Person gibt es immer ein Spind, ein Stuhl und ein Bett.“ In der Unterkunft wird nach Nationalitäten und Ethnien getrennt. „Die Mitarbeiter sind darauf geschult“, merkte er an. „Gleichzeitig trennen wir allein reisende Frauen und Familien von allein reisenden Männern.“

Viele Bereiche des täglichen Lebens sind mit Einrichtungen im Haus bedacht. Neben einer kleinen Einkaufstheke an der 24-Stunden am Tag besetzten Rezeption gibt es einen Friseur und einen Sanitärbereich für die kleinen Wehwehchen. Sollte ein ernsthaftes Leiden vorliegen, wird der Patient an ein Netzwerk von Ärzten in Leipzig weitergereicht, welches in der nächsten Zeit entstehen soll.

Für Frauen mit Neugeborenen gibt es Mutter-Kind-Räume, die als Rückzugsort vom alltäglichen Trubel dienen. „Wir versuchen so häufig wie möglich Deutsch-Orientierungskurse anzubieten“, wies Wolff-Metternich auf ein weiteres Angebot hin.

Von außen sieht man dem Gebäude an, dass es lange Zeit leerstand. Die Landesdirektion Sachsen musste es renovieren, bevor sie es den Maltesern übergeben konnte. Die Innenräume sind neu hergerichtet. Das Inventar ist nicht mehr das neuste. Zwischen den Mehr-Bett-Zimmern, der Kantine und dem Stacheldraht ist man hin und hergerissen zwischen Jugendherberge- und einem Hauch von Gefängnisatmosphäre.

Luxus sieht anders aus. Im Vergleich zu den aktuellen Bildern und Berichten aus anderen überforderten Unterkünften, wie der Zeltstadt in Dresden, scheint eine Unterbringung hier auf einem humanen Niveau möglich zu sein.

Die Kapazität ist allerdings noch nicht bis zum äußersten Ende ausgereizt, laut Wolff-Metternich. Im Notfall könne die Kapazität durch weitere Betten um 100 Plätze erhöht werden. Im Angesicht der steigende Flüchtlingszahlen dürfte der Notfall nicht lange auf sich warten lassen.

Galerie zur Friederikenstraße 37

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