Der Kündigungsgrund waren die untergebrachten Flüchtlinge. Das steht soweit fest im Fall der gekündigten Wohnungen des Homeplanet Hostel in Connewitz. Dem Herbergsbetreiber wurde Anfang August 2015 fristlos gekündigt, als der Vermieter Wolfgang K. von einer Unterbringung von Flüchtlingen erfuhr. Von einer Täuschung und gesetzwidrigem Verhalten geht K. aus. Bei näherer Betrachtung begründen die vorgebrachten Kritikpunkte jedoch eher keine Kündigung.

Was Homeplanet Hostel da macht, darin ist sich der Vermieter Wolfgang K. am gestrigen Montag gegenüber L-IZ.de sicher, ist „ein Riesengeschäft“. Die Mieter hätten gegen verschiedene Regelungen verstoßen, deshalb hatte der Geschäftsmann den Mietvertrag gekündigt. Die Herbergsbetreiber hatten in einer Kooperation mit dem Sozialamt Leipzig Flüchtlinge in einem Objekt in Connewitz untergebracht, was bisher keinen störte. Dies bestätigte heute auf Nachfrage auch die Stadt Leipzig. “Zurzeit leben noch 10 Personen” im Homeplanet-Hostel, so die Stadtverwaltung gegenüber L-IZ.de. Beschwerden der Nachbarn lägen keine vor.

„Diese Gutmenschen kassieren unglaubliche Summen ab“, empört sich hingegen Wolfgang K. und mutmaßt, dass die Homeplanet-Betreiber keine Lust auf das andauernde ein- und auschecken der üblichen Gäste hätten. Mehrere Tausende Euro würden die Betreiber für ihre Dienste bekommen. „Da wurde geschwindelt“, ist sich K. sicher.

Von dem vermuteten riesigen Geschäft wissen die beiden eigentliche  Vertragspartner – hier also Stadt Leipzig und der Betreiber Friedemann J. allerdings nichts. „Wir vermieten unsere gut ausgestatteten Doppelzimmer zu einem günstigeren Tarif als bei Kurzzeitgästen“, erklärte er und ergänzte, „solch einen Rabatt gewähren wir allen unseren Gästen, wenn sie länger bleiben.“ Im Normalbetrieb schwanken die täglichen Unterbringungspreise von einem Bett im 6er-Zimmer ab 12 Euro bis zu 46 Euro im Doppelbettzimmer oder 30 Euro für ein Einzelzimmer.

Riesengeschäft oder vertretbare Konditionen?

Eher üblich klingen demnach die gebuchten Konditionen, welche die Stadt Leipzig der L-IZ.de übermittelte. Pro Zimmer, je nach Größe, „variiert der Mietpreis zwischen 14 und 18 €“ am Tag. Dies wären zum Normalpreis die Zimmer mit 4 bis 5 Betten. Im Monat also rund 480 Euro (bei einem angenommenen Mittelwert von 16 Euro), eine durchaus vernünftige Größenordnung gehörig unterhalb der Luxusklasse für eine kurzzeitige Unterbringungsform, welche bei den Notunterbringungen in Hotels durchaus teurer geraten kann. Oder beim Homeplanet Hostel konkret: Ein Doppelzimmer zu sonst 46 Euro für die Flüchtlinge für maximal 18 Euro.

Von einer abweichenden Nutzung kann laut Hostel-Betreiber Friedemann J. ebenfalls nicht die Rede sein: „Die Unterbringung der jetzigen Gäste ist jedoch ebenso zeitlich begrenzt und deshalb ist es keine dauerhafte Flüchtlingsunterkunft“, so J. Der Vertrag mit der Stadt Leipzig lief seit Mai 2015 und würde je nach Bedarf Monat für Monat verlängert. „Es ist nach wie vor ein Hostel.“

Sicherheitsbedenken wirken vorgeschoben

Besonders besorgt zeigt sich Vermieter K. über die Sicherheit des Gebäudes: „Was passiert, wenn da einer ein Backstein oder Brandsatz reinwirft? Wer trägt dafür die Verantwortung?“ Wer sich im bekanntermaßen eher Flüchtlingen gegenüber freundlichen Leipziger Süden gegen das Hostel wenden könnte, bleibt unklar. In einem Schreiben an die Pressestelle der Stadt Leipzig, welches L-IZ.de vorliegt, kritisierte er darüber hinaus mehrere Punkte, die seines Erachtens durch die Verwaltung vernachlässigt wurden. Darunter ein fehlender Brandschutz sowie „durchwurfhemmendes Fensterglas“ in den unteren Geschossen.

Bei genauerer Betrachtung wirken die angesprochenen Punkte nicht stichhaltig. Für die Einhaltung der brandrechtlichen Schutzmaßnahmen ist der Vermieter so oder so verantwortlich und hält sie hoffentlich im Namen auch der normalen Hotelgäste ein. Gesicherte Fenster sind nur für Gemeinschaftsunterkünfte notwendig. Der Homeplanet Hostel Betreiber J. sorgt sich derweil um seine Bewohner im Zuge der Berichterstattung. Die aktuelle Adresse solle nicht genannt werden. „Die Gefährdung der Bewohner ist ansonsten zu groß.“

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Es gibt 2 Kommentare

Das Wort “Gutmensch” wird in allen möglichen Beiträgen von Leuten verwendet, die ihre Hassbeiträge unter alle möglichen Zeitungsartikel druntersetzen. Diese Leute sind so “arm” an Geist. Wo sind wir nur gelandet?
Lieber “Gutmensch”, als braune Brühe!

Dieser Hausbesitzer hätte vielleicht selber gern das “Geschäft” gemacht?

An ihrer Sprache sollt ihr sie erkennen!

Allein schon das Wort “Gutmenschen” aus dem Mund dieses Mannes löst bei mir einen Würgereiz aus.
“Sozialschmarotzer” soll ja laut Ohrezeugen ebenfalls zum Vokabular des Herrn Dr. K. zählen…

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