Ein Mitarbeiter des Leipziger Fanprojekts ist wegen seiner Arbeit mit den Anhängern des Fußballclubs Chemie Leipzig ins Visier der sächsischen Ermittlungsbehörden geraten: Gegen ihn und 13 weitere Personen war wegen des Verdachts der Bildung einer kriminellen Vereinigung ermittelt worden. Selbst eine Bildungsfahrt in den sächsischen Landtag schien der Staatsanwaltschaft Dresden offenbar verdächtig.

Die Staatsanwaltschaft Dresden hat drei Jahre lang unter anderem gegen einen Mitarbeiter des Leipziger Fanprojekts ermittelt. Dies berichteten am Montag mehrere Medien übereinstimmend. Zudem wurde die Kommunikation von 13 Fans des Fußballclubs Chemie Leipzig überwacht. Dadurch seien auch zahlreiche Gespräche mit vollkommen unbeteiligten Personen erfasst worden.

Die Staatsanwaltschaft warf den Betroffenen vor, eine kriminelle Vereinigung gebildet und als Neonazis identifizierte Personen beleidigt, bedroht und zusammengeschlagen zu haben. Es soll sich dabei laut „taz“ um 16 Vorfälle im Zeitraum von 2014 bis 2016 handeln. Die Ermittlungen seien aus Mangel an Beweisen eingestellt worden. Die L-IZ.de berichtete davon erstmals am 29. November 2016.

Der Mitarbeiter des Fanprojekts landete wohl nur deshalb im Visier der Staatsanwaltschaft, weil er seine Aufgaben erfüllte: die Fans zu beraten und zu begleiten. Selbst eine unter seiner Leitung durchgeführte Bildungsfahrt in den sächsischen Landtag verschärfte der „taz“ zufolge den Verdacht gegen ihn.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Ermittlungen sächsischer Behörden gegen angeblich kriminelle Vereinigungen aus dem linken politischen Spektrum ins Leere laufen. Bereits 2014 hatte die Staatsanwaltschaft Dresden die Jagd nach einer angeblichen „Antifa-Sportgruppe“, die ebenfalls Neonazis angegriffen haben soll, aufgegeben. Eine solche Gruppe hat es wohl nie gegeben.

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