Im Idealfall wollte das Aktionsbündnis die Konferenz der neurechten Zeitschrift „Compact“ verhindern. Das ist jedoch nicht gelungen. Immerhin mussten sich alle Besucher der Veranstaltung im Eventpalast bei der Anreise die Rufe der etwa 250 Gegendemonstranten anhören. Vereinzelt kam es zu Rangeleien, auch mit der Polizei. Ein „Compact“-Besucher ging auf einen Journalisten los.

Etwa 250 Menschen haben sich am Samstagvormittag an Protesten gegen die Konferenz der neurechten „Compact“-Zeitschrift in Leipzig beteiligt. Sie trafen sich zunächst vor dem Hauptbahnhof und liefen anschließend bei andauerndem Regen über die Prager Straße zum Eventpalast auf der Alten Messe.

Wie am Freitag bekannt wurde, hatte sich dort nicht „Compact“ selbst, sondern der Spediteur Sven E. eingemietet. Eventpalast-Geschäftsführer Thomas Hristov veröffentlichte eine Stellungnahme, weil er angeblich erst an jenem Tag von der bei ihm geplanten „Compact“-Konferenz erfahren habe. Der Zeitschrift habe man zunächst abgesagt; die dann folgende Anmeldung von Sven E. sei unter dem Vorwand erfolgt, „Motivationstrainings für Auktionatoren“ durchzuführen. Eine Kopie der ersten Seite des Vertrags verteilte ein Rechtsanwalt am Samstag unter den Journalisten. Hristov kündigte wegen „vorsätzlicher Täuschung“ rechtliche Schritte an.

Die „offene Kooperation“ mit den Demonstranten, die ebenfalls angekündigt wurde, war vor dem Eventpalast jedoch nicht zu sehen. Am Gebäude gab es keinerlei Zeichen dafür, dass dort gerade eine unerwünschte Veranstaltung stattfindet.

Protest gegen Compact. Foto: René Loch
Protest gegen Compact. Foto: René Loch

Stattdessen äußerten die anwesenden Antifaschisten ihren Unmut gegenüber den häufig allein oder in Kleingruppen an ihnen vorbeigeführten „Compact“-Besuchern, darunter der von Legida-Demonstrationen als Dauerpöbler bekannte Stephane S. oder die sogenannte OfD-Heidi. Auch der Blogger Sven Liebich, der im März auf der Leipziger Buchmesse am „Compact“-Stand Protestierende anschrie, besuchte die Konferenz. Als Redner waren unter anderem Pegida-Gründer Lutz Bachmann, AfD-Politiker Björn Höcke und Martin Sellner von der „Identitären Bewegung“ dabei.

Der Protest verlief weitgehend friedlich. Zu Auseinandersetzungen kam es unter anderem, weil Gäste der Konferenz durch die Gegendemonstrationen liefen. Zudem drängte die Polizei die Protestierenden von der Straße, weil diese nicht zur zugewiesenen Versammlungsfläche gehört hätte. Mehrere Personen wurden in Gewahrsam genommen.

Ein „Compact“-Besucher bedrängte einen Journalisten und forderte diesen auf, angeblich von ihm angefertigte Fotos zu löschen. Dieser kam der Aufforderung nicht nach; die Polizei ging schließlich dazwischen.

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