Nachdem vor etwas mehr als einem Monat Schüler und Studenten in Leipzig auf die Straße gegangen waren, um für Bildung und gegen Abschiebungen zu demonstrierten, folgte nun eine Versammlung geflüchteter Frauen. Dieser schlossen sich etwa 100 Personen an, also circa 50 weniger als bei der Bildungsdemo. Neben Abschiebungen thematisierten die Reden auch Rassismus und Sexismus.

Etwa 100 Menschen haben am Dienstag, den 24. Juli, gegen Abschiebungen demonstriert. Der Aufzug der Organisation „Women in exile“ war vor der Ausländerbehörde im Technischen Rathaus gestartet und führte über die Prager Straße bis zum Marktplatz in der Innenstadt.

Die Redebeiträge bei der Auftaktkundgebung richteten sich unter anderem gegen die Residenzpflicht und die geplanten „Ankerzentren“ für Geflüchtete. Zudem stellte sich die Gruppe „Protest LEJ“ vor. Deren Ziel sei es, auf „Gewalt und Leiden“ bei Abschiebungen hinzuweisen. Bei Abschiebungen käme es immer wieder zu Rechtsverstößen wie Familientrennungen und Maßnahmen gegen Schwangere oder Kranke. Die Gruppe kritisierte zudem die Ausländerbehörde in Leipzig, da diese in der Vergangenheit „Phantasiebescheinigungen“ ausgestellt habe, die den Betroffenen wenig helfen würden.

Demo gegen Abschiebungen. Foto: René Loch
Demo gegen Abschiebungen. Foto: René Loch

Mehrere Personen nutzten nach den Redebeiträgen das „Offene Mikrofon“. So gab es unter anderem eine emotionale Rede gegen die Bedingungen in den Unterkünften: „Jeden Tag Nudeln. Wir kommen doch nicht, um eure Nudeln zu essen. Wir kommen, weil wir Probleme haben.“

Bei dem anschließenden Aufzug prägten Frauen und Kinder das Bild. Die mitgeführten Plakate richteten sich gegen Rassismus, Sexismus und Abschiebungen.

Demo gegen Abschiebungen. Foto: René LochDemo gegen Abschiebungen. Foto: René Loch
Demo gegen Abschiebungen. Foto: René Loch

Bei der Abschlusskundgebung auf dem Marktplatz kam die besondere Situation von geflüchteten Frauen zur Sprache. Diese seien in den Unterkünften nicht sicher, da dort sexistische Denkmuster besonders zutage treten würden und das Sicherheitspersonal häufig rechte Einstellungen habe.

Zudem gebe es wenig Privatsphäre und Probleme, einen passenden Arzt zu finden. Ärzte würden die Sprache häufig nicht verstehen und seien zudem manchmal ebenfalls rassistisch eingestellt.

Nach etwa drei Stunden endete die Demonstration ohne besondere Vorkommnisse.

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