In der Halle 14 der Baumwollspinnerei tummeln sich eine Woche vor dem „globalen Klimastreik“ viele Mitglieder der Leipziger Ortsgruppe von Fridays For Future (FFF). Sie nutzen dort einen Raum, um sich zu treffen und Demonstrationen vorzubereiten. Einige sitzen auf dem Boden und basteln Plakate, andere stehen in kleinen Gruppen zusammen und unterhalten sich. Lilly Alisa Uhrmann und Leo Baumgarten, beide 17 Jahre alt und Schüler/-innen, sind in der Presse-AG. Im Interview erzählen sie, was sie antreibt und was sie sich vom kommenden Freitag erhoffen.

Wie laufen die Vorbereitungen für Freitag und was macht ihr hier gerade?

Lilly: Es läuft gut. Wir drucken Jutebeutel und machen morgen mit T-Shirts weiter. Alles, was man so bedrucken kann, bekommt ein „Fridays For Future“-Logo. Wir basteln auch Plakate für die Demo, sind eben einfach gemeinsam kreativ.

Leo: Man kann hier seine eigenen Motive mitbringen und zeichnen, auch auf eigenen Textilien. Es können alle einfach reinkommen und mitmachen.

Gewinnt ihr auf diese Art auch neue Aktive für FFF Leipzig?

Leo: Bei den meisten ist es so, dass sie zuerst zu den Demos kommen und sich dann mehr engagieren. So war das bei uns beiden auch. Es ist nicht so, dass wir einen festen Organisationskreis von Leuten haben. Manchmal kommen einfach so Leute vorbei und machen mit.

Am 20. September schließen sich euch viele Bündnisse an, die gemeinsam mit FFF für das Klima streiken wollen. Wie fühlt es sich an, so viel Unterstützung zu bekommen?

Leo: Wir freuen uns natürlich, dass so viele Leute aus allen Gesellschaftsschichten mitmachen. Bisher war es ja eher so, dass Schüler und Studenten gestreikt haben. Besonders freue ich mich auch darüber, dass an dem Tag einige Läden und Cafés schließen werden. Wir hoffen, dass dadurch noch mehr Menschen auf den Streik aufmerksam werden.

Lilly: Ich freue mich auch total auf Freitag. Es ist ein unglaubliches Gefühl, dass man so viele Menschen dazu animieren kann, zusammen für eine Sache einzustehen, vor allem weil das Klima uns alle betrifft. Deshalb finde ich unseren Hashtag auch so cool: #allefürsklima. Wie Leo schon gesagt hat: Sonst sind es eher Schüler, ein paar Studenten – eben die Jüngeren, die da auf der Straße brüllen und tanzen. Aber wenn alle kommen, ist das nochmal ein ganz anderes Statement. Dann sind es nicht nur die jungen Leute, die irgendetwas revolutionieren wollen, sondern es sind alle. Denn es geht uns alle etwas an.

Was erhofft ihr euch von dem Tag?

Leo: Wir erhoffen uns von dem 20.09., dass wir zeigen können, dass die Klimakrise ein gesamtgesellschaftliches Problem ist, das eben nicht nur die Jüngeren etwas angeht. Wir würden uns natürlich freuen, wenn sich uns danach noch mehr Leute anschließen.

Lilly: Ja auf jeden Fall! Ich hoffe einfach, dass wir alle zusammen eine coole Zeit haben und dass viele Menschen begreifen, dass es nicht nur Streiken ist, sondern dass es auch Gemeinschaft und Zusammenhalt bedeutet. Das ist dieses Gefühl, das wir glaube ich alle bei FFF entwickelt haben, weshalb wir auch alle immer noch hier sind: ein Gefühl von Zusammenhalt, weil man für die gleiche Sache einsteht. Ich hoffe, dass das bei vielen Leuten danach ausbricht und sie dann auch sagen: „Jetzt will ich ganz oft hierherkommen und dieses Gefühl von Gemeinschaft jeden Freitag, jeden Dienstag, eigentlich jeden Tag in meinem Leben haben.“

Vor den Landtagswahlen hat FFF Forderungen an die neue Landesregierung aufgestellt. Nun hat Sachsen gewählt, die CDU wurde stärkste Kraft, eine Kenia-Koalition mit den Grünen und der SPD ist momentan am wahrscheinlichsten. Was denkt ihr nun, da ihr die Wahlergebnisse kennt? Seid ihr optimistisch, dass eure Forderungen von der Landesregierung umgesetzt werden?

Leo: Wir sind überparteilich, wollen uns also eigentlich nicht direkt zu Parteien äußern. Wir erwarten aber von der zukünftigen Landesregierung, dass sie sich an unsere Forderungen hält, diese umsetzt und konsequenten Klimaschutz betreibt.

Ihr streikt jetzt in der 39. Woche, bisher sind den unterstützenden Worten aus der Politik noch keine Taten gefolgt. Wo geht es hin mit FFF? Was erhofft ihr euch für die Zukunft?

Lilly: Wenn wir sagen würden „Wir freuen uns richtig, wenn wir nächste Woche aufhören können, weil auf einmal die Klimapolitik läuft“, dann wäre das gelogen. Für mich persönlich kann ich sagen, dass ich es schlecht finde, wenn FFF sich einfach so in Luft auflösen würde. Ich habe hier viele meiner Freunde und einfach eine nette Gemeinschaft. Das gibt mir viel Passion im Leben, es treibt mich an. Es wäre natürlich cool, wenn wir zum Ende des Jahres eine Politik hätten, die auf unseren Forderungen basiert und klimagerecht ist. Ich glaube aber nicht, dass wir dann komplett aufhören würden. Wir wollen die Leute ja auch in ihrem Privatleben, in ihrem Alltag dazu animieren, besser mit der Erde umzugehen und sich fürs Klima einzusetzen.

Leo: Am 20.09. wird das Klimakabinett in Berlin Ergebnisse vorstellen. Da hoffen wir natürlich, dass unsere Forderungen berücksichtigt werden.

Was sind eure persönlichen Pläne? Wie lang bleibt ihr noch bei FFF?

Leo: Ich habe mir da kein Zeitlimit gesetzt. Ich höre dann auf zu streiken, wenn es Ergebnisse gibt. Studenten sind ja auch bei Students for Future organisiert. Also wenn ich dann studiere, werde ich mich dort engagieren und wenn ich umziehe, gibt es das ja auch in anderen Städten.

Lilly: Genau. Also ich will zum Beispiel woanders studieren, werde mich dort dann aber auch sofort in die Arbeit reinstürzen und wieder mitmachen. Ich werde auf jeden Fall nicht auf FFF verzichten können. Neben der Schule ist das zwar sehr viel Arbeit, Anstrengung und Zeit, die man investiert, aber es gibt einem so viel zurück. Das will ich nicht verlieren. Wenn ich zuhause auf der Couch sitzen und nichts tun würde, fände ich das viel schlimmer. Dann habe ich lieber ganz viel Arbeit, aber super viel Spaß dabei und tolle Leute um mich herum.

#AlleFürsKlimaGlobaler Klimastreik am Freitag, 20.09. mit anschließendem Konzert. Start um 15:00 Uhr am Augustusplatz.

Fridays For Future legt 10-Punkte-Forderungen zur sächsischen Landtagswahl vor

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Es gibt 7 Kommentare

Nols, was denn für Riten??? Bitte spezifizieren sie, was sie meinen. Wenn regelmäßig demonstrieren und irgendwelche Sprüche schon esoterische Elemente, offenbar auch in ihren Augen Riten sind, dann waren ja dann die Montagsdemonstrationen auch eine Religiöse Bewegung in ihren Augen? Die Roten Khmer gibt es wohl seit 1998 nicht mehr, da können sich FfF auch gar nicht mehr anschließen. Die Roten Khmer haben aber auch so nichts mit Klimawandel zu tun, es würde also auch gar keinen Sinn machen, dass ein europäischer Jugendlicher, besorgt wegen der klimatischen und politischen Entwicklung, in eine kambodschanische Guerillabewegung eintreten würde. Eigentlich macht nicht mal ihr Posting Sinn.

Ja, falls Fridays for Future tatsächlich eine politische Bewegung sind, woran man allerdings starke Zweifel aufgrund der offensichtlich esoterischen Elemente der Riten und Sprüche haben sollte, muß man froh sein, dass die Kinder (noch) nicht bei den Roten Khmer gelandet sind, sondern nur Hokuspokus auf dem Augustusplatz veranstalten. Aber was nicht ist, …..

Vielleicht wären sie auch zu den Julis gegangen, die sich ja in jüngster Zeit nichtmehr als Ungläubige verunglimpft sehen wollen und ganz fest daran glauben, daß Wahlergebnisse den Klimawandel beeinflussen.

Nun ja.

Scientology und Zeugen Jehovas: Religiöse Bewegungen.

Fridays for Future: Politische Bewegung.

Klimawandel (im Sinne von Fridays for Future): anthropogen beeinflusster Wechsel des globalen Klimas, der mehrfach von Wissenschaftlern belegt wurde und über den auch in der Wissenschaft weitestgehend ein Konsens besteht.

Bedeutet: Weder Fridays for Future noch der Klimawandel generell lassen sich mit irgendwelchen religiösen Bewegungen vergleichen.

Also, man kann schon, aber Sinn macht es nicht. Man kann sich auch einen Knopf an die Backe nähen und ein Klavier dranhängen. Oder nackig über den Marktplatz rennen oder sonst irgendeinen Quatsch.

@Fritz
Da es beide Organisationen auch heute noch gibt und sie starken Zulauf haben: Wie kommst du zu der Einschätzung, dass die beiden früher zu Scientology oder den Zeugen Jehovas gegangen wären? Ist es für dich eine Verbesserung, dass sie nicht zu Scientology/Zeugen Jehovas gehen, sondern zu Fridays for Future?

Nun, Fritz Nols, da Einfühlungsvermögen nicht so ihr Ding zu sein scheint,
und ich aber auch nicht erkennen kann,
ob “Parteikader”, “Scientology” oder “Zeugen Jehovas” aus ihrer Sicht erstrebenswert waren,
und ob sie deshalb in Ihrer Jugend von derartigen ‘Gemeinschaften’ geträumt haben..

Egal, hier geht es um etwas vollkommen anderes:
“Es wäre natürlich cool, wenn wir zum Ende des Jahres eine Politik hätten, die auf unseren Forderungen basiert und klimagerecht ist. Ich glaube aber nicht, dass wir dann komplett aufhören würden. Wir wollen die Leute ja auch in ihrem Privatleben, in ihrem Alltag dazu animieren, besser mit der Erde umzugehen und sich fürs Klima einzusetzen.”

Nun und für das Klima, sowohl das der natürlichen Lebensumwelt als auch das des gemeinschaftlichen, lebenswerten Miteinanders sich einzusetzen:
“Wenn ich zuhause auf der Couch sitzen und nichts tun würde, fände ich das viel schlimmer. Dann habe ich lieber ganz viel Arbeit, aber super viel Spaß dabei und tolle Leute um mich herum.”

Und dabei ohne Hass, einfach Freude über die gemeinsamen Ziele und den Kampf dafür, miteinander zu erleben.

Vielleicht lesen Sie einfach das Interview und die sonstigen Hintergründe bei der L-IZ mindestens einmal
und hören bis dahin auf engagierte Menschen zu beleidigen.

Oder erklären Sie einfach mal direkt, was denn so Ihre Vorstellungen für eine lebenswerte Gemeinschaft aller Menschen sind,
oder auch, die Alternative dazu.. 😉

Einfach mal morgen, am Freitag, den 20.9.19 ab 15:00 Uhr auf dem Augustusplatz vorbeikommen und unvoreingenommen zuhören.

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