Am 30. Juli 2021 hatte die Leipziger Zeitung (LZ) über einen Geflüchteten berichtet, dessen Bein während eines Polizeieinsatzes gebrochen war und der seitdem auf Krücken laufen muss. Er beklagte Polizeigewalt, mangelndes Interesse an seinem Zustand und die beschwerlichen Reisen nach Leipzig. Nun hat das sächsische Innenministerium eine Anfrage der Landtagsabgeordneten Juliane Nagel (Linke) zu diesem Fall beantwortet. Aus der Antwort, die der LZ vorliegt, geht unter anderem hervor, dass die Person mittlerweile in Delitzsch lebt.

Der Vorfall hatte sich am 6. November 2019 in Dölzig nahe Leipzig ereignet. Während der Geflüchtete George (Name geändert) behauptet, von einem Zaun gezogen worden zu sein, stellt es die Polizei so dar, dass er sich ohne Einwirkung der Beamten verletzt hat.

Polizei bleibt bei ihrer Darstellung

Diese Darstellung bekräftigt Innenminister Roland Wöller (CDU) nun in der Antwort auf die Kleine Anfrage. George habe bei der Ankunft der Polizisten die Flucht ergriffen. Diese wiederum hätten ihn aufgefordert, stehen zu bleiben. Ohne „körperliches Einwirken der Beamten“ sei das Bein gebrochen.George hat mittlerweile sieben Operationen hinter sich, leidet immer noch unter Schmerzen und beklagte sowohl die Behandlung im Krankenhaus als auch die Infrastruktur rund um die Unterkunft. Schwierig sei vor allem der knapp zwei Kilometer weite Weg zur Bushaltestelle, um zu den Behandlungen nach Leipzig zu kommen. Er wollte deshalb in die nahe gelegene Großstadt ziehen.

Umverteilungsantrag abgelehnt

In dem Schreiben des Innenministeriums teilt dieses nun mit, dass es im August 2020 den ersten „Umverteilungsantrag“ gegeben habe. Das Landratsamt Nordsachsen lehnte diesen ab und verwies unter anderem auf eine Bushaltestelle direkt vor der Unterkunft, von welcher Busse nach Schkeuditz fahren würden, von wo aus eine Weiterfahrt nach Leipzig möglich sei. Im Juli 2021 stellte George einen weiteren Antrag.

Mittlerweile dürfte dieser zumindest teilweise erledigt sein, denn in Dölzig lebt George nicht mehr. Im August 2021 wurde die Gemeinschaftsunterkunft geschlossen. George lebt laut Innenministerium nun in Delitzsch. „Auch hier gibt es eine Bushaltestelle direkt vor der Unterkunft“, schreibt Wöller. „Die Unterbringung erfolgt – anders als in der Dölziger Unterkunft – nunmehr im Erdgeschoss.“

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