Der Bundeskanzler handelt sich durch wiederholte, unbedachte Äußerungen schier endlose Kritik ein. Eine Kommunikationswissenschaftlerin vermutet im SPIEGEL-Interview ein Problem mit seiner Impulskontrolle. Politiker sollten klar, respektvoll und faktenbasiert kommunizieren: Ziele, Argumente und Fakten deutlich darstellen, Empathie zeigen, auf Ton und Timing achten.
„Merz hingegen redet ab und an, wie ihm sein sauerländischer Schnabel gewachsen ist“, schrieb DIE WELT schon vor seiner Kanzlerschaft und „Erbärmlicher Populismus“ titelte die TAGESSCHAU nach abwertenden Aussagen zu Migrant/-innen. Manche sehen seine Art als authentisch-ehrlich, für andere bleibt sie rücksichtslos und verletzend. Doch Merz ist nicht allein mit seinem Problem: Rücksichtslose Kommunikation tritt allseitig auf, sowohl Politiker/-innen als auch Bürger/-innen sind davon betroffen.
In diesem Jahr irritierte der Kanzler weite Teile der Bevölkerung mit dem Vergleich „Der Bundestag ist ja nun kein Zirkuszelt.“ Daraufhin wurde er von der Opposition als „Clown“ bezeichnet. Nun beklagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Jens Spahn im Zusammenhang mit der „Stadtbild“-Debatte den „linken Empörungszirkus“. Zirkus und Clown sind immer wieder Motive für abwertende Vergleiche im Politikbetrieb.
Gleichzeitig probieren sich einige Politiker/-innen selbst im Humor. So legte der AfD-Vorsitzende Tino Chrupalla eine clowneske Nummer beim Politischen Gillamoos hin. „Tino Chrupalla heute in Gillamoos – kann er Humor?“, fragte er und witzelte auf Kosten von Fußballer Nick Woltemade und Bundeskanzler Friedrich Merz. Die Nummer schaffte es direkt in die Nachrichtensatire Heute-Show.
„My pain may be the reason for somebody’s laugh. But my laugh must never be the reason for somebody’s pain.“ – Charlie Chaplin
Häufig trifft der ‚Humor‘ die Falschen, wenn Politiker/-innen damit experimentieren. Um die Sache sozial-kompatibler zu gestalten, schlägt der Natur- & Umweltzirkus NAUMZI dem Bundestag ein Hilfsangebot vor: ein Institut zur Erforschung der politischen Clownerie, das wissenschaftliche Analysen liefert und praktische Hilfestellungen für Politiker/-innen bereithält.
Der Vorschlag wurde im Sommer 2025 dem Bundestagspräsidium vorgelegt, nachdem Merz in der ARD-Talkshow Maischberger den umstrittenen „Zirkuszelt“-Vergleich zog. Seitdem häuft sich die öffentliche Kritik an Merz‘ Aussagen. Die „Stadtbild“-Debatte nach seinem Oktober-Fauxpas ist noch nicht abgeklungen, da sorgt der Kanzler erneut mit einer unbedachten Äußerung – diesmal in Bezug auf Brasilien, Gastgeberland der Klimakonferenz 2025.
Kommunikation, Humor und Impulskontrolle stehen in einem synergistischen Verhältnis, bei dem die Impulskontrolle das Fundament für effektive Kommunikation und den konstruktiven Einsatz von Humor bildet. Rücksichtnahme, Empathie, Positivität, Originalität und Selbstironie gelten als positive Eigenschaften. Abwertende, verletzende und diskriminierende Aussagen, schlechtes Timing oder fehlende Empathie hingegen sind problematisch.
Der Zirkus wendet sich diesmal direkt an ausgewählte Politiker/-innen: Denn Zirkus kann gezielt soziale Kompetenzen, wie Selbstwahrnehmung und Impulskontrolle fördern. Die zirkuspädagogische Arbeit stärkt Rücksichtnahme, Verantwortung, Aufmerksamkeit, Kreativität, emotionale und soziale Intelligenz und den Umgang mit Angst und Frustration – alles vereint zu mehr Selbstbewusstsein – im Spiegel des eigenen Selbst.
Hereinspaziert, liebe Politikerinnen und Politiker, erleben Sie Vielfalt, Toleranz und Gemeinschaft im Zirkus.
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