Die zwei ersten Corona-Jahre hatten schwerwiegende gesundheitliche Folgen – auch solche, die mit dem Virus nichts zu tun haben. Dafür mit der fehlenden Bewegung, wenn Kinder nicht raus ins Freie durften und dafür Tage und Wochen in der Wohnung zubrachten, oft ohne große Bewegung vor Fernsehern und Spielkonsolen. Dabei brauchen Kinder viel Bewegung. Doch das Fazit, das die Barmer schon fürs erste Corana-Jahr zieht: „Immer mehr Kinder und Jugendliche in Sachsen leiden an krankhaftem Übergewicht.“

Das geht aus dem aktuellen Arztreport der BARMER hervor. Demnach diagnostizierten Ärztinnen und Ärzte im Jahr 2020 bei rund 3,7 Prozent der Sächsischen Kinder und Jugendlichen unter 19 Jahren Adipositas. Hochgerechnet entspricht das rund 26.500 Betroffenen, so eine Analyse im aktuellen BARMER Arztreport.

„Ungünstige Ernährung und Bewegungsmangel sind übergewichtsfördernde Alltagsgewohnheiten, die Kinder von ihren Eltern übernehmen und meist ihr Leben lang beibehalten. Eltern sollten hier ihre Rolle als Vorbild sehr ernst nehmen und gegebenenfalls ihren eigenen Lebensstil hinterfragen“, sagt Dr. Fabian Magerl, Landesgeschäftsführer der BARMER in Sachsen.

Dabei seien Mädchen beziehungsweise junge Frauen etwas stärker von Fettleibigkeit betroffen als die Jungen beziehungsweise junge Männer. Mit dem Beginn der Pubertät steige jedoch insgesamt der Anteil derjenigen, die zu dick sind, noch mal erheblich an: So ist die Rate der adipösen jungen Menschen im Alter von zehn bis 19 Jahren mit 5,3 Prozent fast doppelt so hoch wie bei den jüngeren Kindern im Alter bis neun Jahren mit 2,2 Prozent.

Körperliche und psychische Schäden durch Übergewicht

In den vergangenen letzten sechs Jahren (von 2015 bis 2020) ist laut BARMER Arztreport zudem die Zahl der fettleibigen jungen Menschen im Land erheblich, nämlich um über 12 Prozent, angestiegen. Inwieweit die Pandemie mit ihren Einschränkungen im Sportbereich diese Entwicklung noch verstärken könnte, sei laut Dr. Magerl bisher noch gar nicht absehbar, auch wenn die Zahlen im Jahr 2020 deutlich stiegen. Dabei sei Übergewicht vor allem in jungen Jahren ein großes Problem.

„Mit dem Gewicht nimmt auch das Risiko für Bluthochdruck und Stoffwechselstörungen zu. Außerdem leiden Beweglichkeit, Ausdauer und Kraft unter zu starkem Übergewicht. Neben den körperlichen Folgen können Spott und Hänseleien anderer Kinder auch zu psychischen Problemen führen“, so der BARMER-Landeschef.

Vermuten Eltern, dass ihr Kind zu viel wiegt, empfehle sich zunächst ein Gespräch mit Kinderärztin oder Kinderarzt.

Große regionale Unterschiede bei übergewichtigen Kindern

Sachsen liegt mit einem Anteil von 3,7 Prozent adipöser Kinder und Jugendlicher aktuell leicht unter dem Bundesdurchschnitt von 4,0 Prozent.

In Mecklenburg-Vorpommern finden sich mit einem Anteil von 5,7 Prozent die meisten fettleibigen Heranwachsenden.

In Sachsen-Anhalt liegen die Anteile mit 5,1 und in Thüringen mit 4,62 Prozent deutlich höher als im Freistaat. Am wenigsten sind Kinder und Jugendliche in Bayern mit einem Anteil von 2,93 Prozent von Adipositas betroffen.

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