Viele Besucher überzeugten sich am vergangenen Sonnabend davon, dass der gebaute Siegerentwurf der Katholischen Propsteikirche St. Trinitatis die hochgesteckten Erwartungen der Kirchgemeinde und der Stadt an Funktionen, Architektur und Städtebau erfüllt. Eine besondere Herausforderung ergab sich aus dem dreieckigen Grundstückszuschnitt und der exponierten Lage. Der Entwurf des in Leipzig ansässigen Büros Schulz und Schulz überzeugte die Jury im Dezember 2009. Deshalb war der Vorschlag für die Außenwandverkleidung in Rochlitzer Porphyr allenfalls der I-Punkt.

Die Linke hatte sich dafür eingesetzt, dass zum Architekturwettbewerb junge Architekten sowie regional verankerte Architekturbüros eingeladen werden. Bereits 2009 wurde angemahnt, dass die Stadt selbst ihre Vorstellungen zur begleitenden Bebauung an der Südseite der Nonnenmühlgasse sowie an der unbebauten Seite des künftig neu zu gestaltenden Wilhelm-Leuschner-Platzes entwickeln muss. Erfüllt wurden auch die Erwartungen an die Anpassung des Kirchenneubaus an die Höhe der vorhandenen und zukünftigen Stadtbebauung. Statt einer Eingliederung in eine Blockrandbebauung hat sich die Gestaltung als solitäres Bauwerk, welches auch als Kirche erkennbar ist, als vorteilhaft erwiesen.

Dass die Leipziger Architekten Ansgar und Benedikt Schulz in Konkurrenz zu renommierten nationalen und internationalen Architektenbüros das Rennen machten, hat keines der Jurymitglieder bis nach der Platzverteilung wissen können, da die Arbeiten anonym behandelt wurden. Es spricht für die hohe Fachkompetenz in verschiedenen Leipziger Architektenbüros, wenn sie das Heute und die Zukunft der Stadt sowie die umgebende massive großzügige Bebauung am Ring statt enger kleinteiliger Bebauung im Blick haben. Die Fassadenvormauerung aus Rochlitzer Porphyrtuff ist zugleich eine Referenz an Leipziger Bautraditionen.

Auch durch die Kubatur mit dem Glockenturm wurde der Bau innerhalb weniger Tage nach dem Fallen der Gerüste zum “Hingucker” für Einwohner und Gäste. Nicht wenige einstige Kritiker sind inzwischen überzeugt. Auch wenn Katholiken und Angehörige anderer Glaubensrichtungen in der Minderheit sind, haben sie einen Anspruch, sich inmitten der Gesellschaft zu verwirklichen. Auch eingedenk eigener historischer Erfahrungen ist es Merkmal der Politik der Leipziger Linken, sich für Vielfalt in der Innenstadt und in den Stadtteilen einzusetzen. Die Stadtratsfraktionen sprachen sich für den Kirchenneubau am Ring aus. Deren Anregungen und Hinweise wurden in der Auslobung des von Bauherren und Stadt gleichermaßen gewollten Architektenwettbewerbes beachtet.

Auch Bauten für einzelne Bevölkerungsgruppen mit demokratischem Grundverständnis dienen dem Interesse einer Mehrheit der Leipziger Bürger, vor allem dann, wenn sie sich in vielfältiger Weise zur Stadt öffnen und aktiv in das städtischen Leben einbringen wollen. Die Offenheit der Gemeinde und des gesamten katholischen Bistums Dresden-Meißen kommt auch in der Wahl des Standortes am Martin-Luther-Ring zum Ausdruck: In der Pleißenburg als Vorgängerbau des Neuen Rathauses fanden die historisch bedeutsamen Leipziger Disputationen zur Reformation 1519 mit Luther und Eck statt.

In einer aufgeschlossenen Atmosphäre in der Jury, zu der auch der damalige Bischof Joachim Reinelt gehörte, konnte ich mich als Stadtrat der Linken aktiv in die Beurteilung der Entwürfe und Auswahl der Siegerentwürfe einbringen. Deshalb beglückwünscht auch Die Linke die Kirchgemeinde sowie die Architekten und Bauleute zum neuen Gemeindezentrum.

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