Wer dieser Tage am ehemaligen „Kino der Jugend“ in der Eisenbahnstraße 162 vorbei fährt, staunt nicht schlecht: Das neue Dach strahlt weithin sichtbar und verleiht dem verfallsbedrohten Gebäude ein hoffnungsfrohes Antlitz. Und mit viel Hoffnung und frischen Kräften ist auch die IG FORTUNA | Kino der Jugend in das neue Jahr gestartet. Nachdem es 2016 gelungen war, Stadtrat und Verwaltung zu Rettungsmaßnahmen an dem Gebäude zu bewegen, bereiten nun die Bürger, Nachbarn und Kulturschaffenden, die sich im Herbst 2015 in der IG zusammengeschlossen hatten, ein Sanierungs- und Nutzungskonzept für das ehemaligen Kino vor.

Denn der Stadtrat hatte Ende 2016 mit großer  Mehrheit beschlossen, die Immobilie 2018 im Konzeptvergabeverfahren auszuschreiben. „Wir wollen die Messlatte für einen potentiellen Investor möglichst hoch legen, indem wir auch selbst mit einem eigenen Konzept antreten“, kommentiert Daniel Schade, der Sprecher der IG FORTUNA, die aktuelle Arbeit. Denn die ehrenamtlich engagierten Bürgerinnen und Bürger streben neben der Rettung des ehemaligen Kinos auch dessen Wiederbelebung als multifunktionalen Kultursaal an. „Der Leipziger Osten braucht dringend ausreichend große Veranstaltungsräume für interkulturelle Begegnungen, das sieht schließlich auch die Stadt so.“

Zur Erarbeitung eines solchen Konzeptes hat die IG mehrere Arbeitsgruppen gebildet, die sich mit den verschiedenen Themen – von der Finanzierung über die Sanierung bis hin zur inhaltlichen Ausrichtung – beschäftigen. Erste Ergebnisse wie bspw. eine Bauentwurfsplanung, bei dem der große Saal durch einen kleinen und einen mittleren ergänzt wird, liegen bereits vor. Besonderes Augenmerk hat man bei der Konzeptentwicklung auf die Integration in bereits in den Vierteln bestehende Strukturen, lokale Akteure und die Bedürfnisse der Nachbarn und Anrainer.

Karolin Süßmann, die in der IG das neu entstehende Ost-Passage Theater in der Konradstraße 27 vertritt, meint hierzu: „Ein starkes Zentrum braucht eine starke Peripherie. Wir wollen nichts verdrängen, sondern Bestehendes ergänzen. Außerdem kommt es uns darauf an, niedrigschwellige Angebote zu unterbreiten, um die Menschen vor Ort zu echter Teilhabe zu motivieren.“ Unter anderem plant die IG FORTUNA deshalb für Oktober unter dem Titel „Aktive Stadtkultur – Zwischen Teilhabe und Beteiligung“ ein großes Bürgerforum mit verschiedenen Podien, Workshops und Angeboten zur künstlerischen Betätigung, zu dem auch Fachleute und Expert/-innen aus anderen Kulturhochburgen geladen werden sollen. „Welche Erfahrungen wurden an anderen Standorten gemacht? Wie kann die Teilhabe der Nachbarn konkret aussehen? Und welche Strukturen  brauchen wir für einen ernsthaft offenen Kulturbetrieb? Das sind so Fragen, mit denen wir uns im Oktober beschäftigen wollen“, meint die Kulturmanagerin Katrin Haucke von der IG.

Bis dahin ist allerdings noch etwas Zeit. Die IG FORTUNA lädt derweil alle Interessierten für diesen Samstag, den 13.05.2017, zum Tag der Städtebauförderung ab 20:30 Uhr zum Open-Air-Spektakel vor der geschichtsträchtigen Fassade des ehemaligen „Kino der Jugend“. Gezeigt wird passend zur Eisenbahnstraße der Film „Die Liebe zum Schrott und andere Leidenschaften“. Außerdem zu sehen ist im Eckladen gegenüber (Eisenbahnstr. 143) die Ausstellung „Rettet das Kino!“. Der Eintritt ist frei.

Zum Schluss: Wer sich der IG anschließen möchte und für das ehemalige „Kino der Jugend“ engagieren, ist herzlich eingeladen zum nächsten Runden Tisch der IG am DO, den 08.06., um 19:30 Uhr in der Eisenbahnstraße 143 (Eckladen).

Weitere Infos unter: http://ig-fortuna.de

In eigener Sache: Lokaler Journalismus in Leipzig sucht Unterstützer

In eigener Sache (Stand Mai 2017): 450 Freikäufer und weiter gehts

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar