Wer am Freitagnachmittag durch die Innenstadt bummelt, dem kann es passieren, dass er unverhofft einen nagelneuen Rentenpunkt in den Händen hält: Größer und dicker als eine Zwei-Euro-Münze und messingglänzend. „Sehr viele von uns“, erläutert der Vorsitzende der Landeskommission Selbstständige bei ver.di, Karl Kirsch, mit einem Augenzwinkern, „haben große Schwierigkeiten, im Laufe ihres Erwerbslebens genügend Rentenpunkte zusammenzubekommen. Wir haben uns also gedacht, wir müssten hier einmal Abhilfe schaffen.“

Tatsächlich, so die Erfahrungen bei vergleichbaren Aktionen in anderen Städten, freuen sich die Beschenkten oft sehr über ihren neuen Rentenpunkt. Und nicht wenige beginnen von den Sorgen zu erzählen, die ihnen ihre Absicherung im Alter macht.

„Die Renten sind seit Jahren im Sinkflug“, sagt dazu Olaf Broszeit, zuständiger ver.di Fachbereichsleiter. „Und inzwischen droht vielen, selbst wenn sie durchschnittlich verdienen und über Jahrzehnte in die Rentenversicherung einzahlen, ein Alter in Armut und Abhängigkeit von staatlicher Hilfe. Allein arbeitende Selbstständige sind oft besonders betroffen, weil sie auf keine betriebliche und bei niedrigen Einkommen auch nicht auf private Altersvorsorge bauen können.“

„Wir radeln bei unserer Aktion deshalb von der Volkshochschule zur Musikhochschule am Dittrichring, dann zur Musikschule Johann Sebastian Bach und von da zur Universität Leipzig“, so Ulrike Pfeifer, bei ver.di und der VHS aktiv. „Denn im Bildungs- und Weiterbildungsbereich sind viele selbstständige Lehrkräfte tätig und die Honorare schlicht desaströs. Die vollen Beiträge zur Sozialversicherung schmälern die kleinen Stundensätze noch mal um die Hälfte. Aber nach 40 Jahren solcher Tätigkeit kann man kaum auf 500 Euro Rente hoffen. Hier ist noch sehr viel mehr Gegenwehr nötig.“

Die Aktion trägt darum den Titel „Arsch hoch für die Rente!“. So lautet auch der Aufdruck auf einem Sattelschützer, den die Gruppe auf ihrer Tour ebenfalls verteilen wird: kräftiges Antreten ist erwünscht!

Am Donnerstag, 26.10.2017, beginnend um 18 Uhr, lädt die Landeskommission Selbstständige und der Fachbereich Bildung, Wissenschaft und Forschung bei ver.di dann zu einer Diskussions- und Informationsveranstaltung rund um das Thema Rente und Selbstständigkeit ins Volkshaus auf der Karli ein.

Hier wird allen Betroffenen die Möglichkeit gegeben, mit Experten aus der Rentenversicherung und der Gewerkschaft darüber zu sprechen, was für eine Alterssicherung Solo-Selbstständige brauchen und wie man sie verwirklichen kann.

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