Seit es Kriege gibt, existieren Kontakte zwischen ausländischen, meist feindlichen Soldaten und der Zivilbevölkerung. Dabei kommt es auch zu intimen Kontakten und Liebesbeziehungen.

„In vielen Konfliktregionen überwiegen dabei sexuelle Gewalt und Ausbeutung, oft werden diese auch strategisch eingesetzt. Aus diesen Kontakten entstehen nicht selten Kinder“, sagt Prof. Dr. Heide Glaesmer, Diplompsychologin der Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie der Universitätsmedizin Leipzig.

Sie ist die Organisatorin einer Veranstaltung des EU-finanzierten Forschungsnetzwerkes „Chibow – Children born of War”, das am 27. und 28. Juni auf dem Mediencampus Villa Ida, Poetenweg 28, Leipzig, einen Überblick über Forschungsergebnisse verschiedener Projekte präsentieren wird. Speziell für Presse und Öffentlichkeit lädt das Netzwerk am 27. Juni um 17 Uhr zur Info-Veranstaltung in die Villa Ida.

Die sogenannten „Kinder des Krieges – Children born of War“ wachsen häufig in einem Spannungsfeld zwischen Integration und Ablehnung auf, sie sind auf der Suche nach ihrer Identität als Kinder des Feindes und vaterlose Kinder. Die wirtschaftlichen wie familiären Bedingungen unter denen sie aufwachsen sind und waren oft schwierig.

Im Rahmen des von der EU seit 2015 geförderten Doktorandennetzwerks „Children born of War: Past, Present, Future“ untersuchen 15 Doktoranden an verschiedenen europäischen Universitäten, darunter die Universität Leipzig, die Lebens- und Sozialisationsbedingungen von Kindern des Krieges.

Verschiedene Weltregionen wurden seitdem unter die Lupe genommen, darunter Kinder des Bosnienkrieges, Kinder des LRA-Konflikts in Norduganda, Besatzungskinder des Zweiten Weltkrieges in Zentral- und Osteuropa. Allein an der Universität Leipzig arbeiten derzeit vier Doktoranden in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Heide Glaesmer.

Die zweitägige Leipziger Abschlusskonferenz in der Villa Ida bietet nun einen Überblick über die Forschungsergebnisse der verschiedenen Projekte des Netzwerkes. Vorgestellt werden dabei unter anderem eine erste Studie zu Kindern des Bosnienkrieges aus psychologisch-psychiatrischer Perspektive sowie erste Studien zu Kindern des Zweiten Weltkrieges in Ost- und Zentraleuropa.

Im Rahmen dieser Konferenz bietet sich in der publikumsöffentlichen Veranstaltung am 27. Juni um 17 Uhr für etwa 90 Minuten die Möglichkeit, mit Forschern und Betroffenen ins Gespräch zu kommen und sich der Thematik in Form von fiktionalen und non-fiktionalen Texten in einer Buchlesung, in Form eines Animationsfilms und einer Fotoausstellung zu nähern.

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