Wider dem Trend zu Netflix und Homekino wollen wir Menschen im Leipziger Osten draußen und drinnen vor Leinwänden zusammenbringen. Dazu lädt die interkulturelle Filmmischung des zweiten Polyloid Filmfestes ein: Neunzehn Wunschfilme der Anwohner*innen und sieben internationale kuratierte Independent- und Festivalfilme erwarten die Besucher*innen des Polyloid vom 1.-9. September 2018. Eröffnen wird das Fest ein Film der Polywild Sparte: Licu – A Romanian Story, der 2017 beim DOK Leipzig seine Weltpremiere feierte und die Goldene Taube gewann.

Persönliche Filmwünsche und berührende Geschichten

„Im Film geht es um die erste Liebe“, erzählt Sabine aus dem Orthopädie-Schuh-Zentrum Leipzig an der Eisenbahnstraße bei der Postkartenaktion dem Fotografen Fabian Heublein. Nicht nur sie selbst, sondern auch viele ihrer Freundinnen seien verknallt gewesen als sie ihren Wunschfilm Für die Liebe noch zu mager der DEFA das erste Mal sahen. Während Sabine sich an ihre Jugend in der DDR erinnerte, lassen andere Wunschfilme Ankunftsgeschichten und Migrationsbiografien erahnen.

Neben dem iranisch/irakischen Jugendfilm Schildkröten können fliegen, der ungeschönt die Traumatisierungen kriegsversehrter Kinder in einem Flüchtlingslager 2003 an der kurdisch-türkischen Grenze zeigt, wird der japanische Anime Film Thales from Earthsee in dieser Sektion präsentiert. „Ich habe einen der Filmsongs eingesungen“, berichtet unerwartet die japanische Straßenmusikerin Shoko Suzuki. Aus den insgesamt über fünfzig individuellen Wunschfilmen wählte im Anschluss an die Aktion ein Interims-Kurator*innenteam die insgesamt 19 Filme für das Polyloid Programm aus.

Identitätsfragen eines jungen Independentkinos

Einblicke in kulturelle Gegenwarten der Filmschaffenden, außergewöhnliche Dokumentar-filme und bewährte Film-Kooperationen des letzten Jahres: die Polywild Sparte zeigt sieben internationale Filme verschiedener Genres und Längen – junges, experimentelles, unabhängiges Kino. So erforscht der iranische Film von 2009 Perserkatzen kennt doch keiner die geheime Rockszene des Landes und macht die angespannte Situation im Iran sichtbar. Neben fiktiven Filmen läuft außer dem Eröffnungsfilm ein weiterer Dokumentarfilm unter dieser Sektion: In Hotel Jugoslavija collagiert Nicolas Wagnières gegenwärtige und historische Aufnahmen des einst glamourösen Hotels und begibt sich auf Spurensuche nach seinen eigenen Wurzeln.

Das komplette Programm wird in Kürze auf der Website unter Programm zum Download bereit stehen, ebenso finden Sie hier die Trailer und Filmsynopsen. Die während der Postkartenaktion entstandenen Porträts vom Fotografen und HGB Absolventen Fabian Heublein werden kontinuierlich im Filmblog veröffentlicht.

Das Polyloid Filmfest ist ein Projekt des Pöge Haus e.V., bei dem die selbstbestimmte Beteiligung der Anwohner*innen gefördert werden soll und partizipative Kulturarbeit mit einem künstlerisch kuratierten Ansatz verbunden wird. Der Pöge-Haus e.V. wird bei der Durchführung des Filmfestes durch das Kulturamt der Stadt Leipzig gefördert und kooperiert mit vielen Vereinen und Initativen des Leipziger Ostens, wie z.b. dem Seniorenbüro Inge und Walter, Kune, krudebude, Querbeet e.V., Bülowgarten, Ost-Passage Theater u.a.

Weitere Informationen zum Konzept, Programm unter:
https://www.pöge-haus.de/de/projekte/polyloid-filmfest-2018

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