„Sachsen hat mit seiner niedrigen Tarifbindung ein Demokratie-Defizit entwickelt. Denn Tarifverträge tragen nachhaltig dazu bei, dass Demokratie in unserem Land nicht am Werktor endet“, sagte Erik Wolf, Regionsgeschäftsführer des DGB Leipzig-Nordsachsen am Dienstag beim Neujahrsempfang seiner Organisation.

Höhere Einkommen, bessere Arbeitsbedingungen: Für die Beschäftigten und ihre DGB-Gewerkschaften, die einen Tarifvertrag haben, ist 2018 eines der erfolgreichsten Jahre, bilanzierte der Wirtschaftswissenschaftler Reinhard Bispinck, ehemals Leiter des WSI-Tarifarchivs. „Die Tariflöhne und -gehälter sind über das ganze Jahr gerechnet kräftig gestiegen, im Bundesdurchschnitt um rund drei Prozent“, sagte Bispinck.

In Ostdeutschland sei der Anstieg mit 3,3 Prozent noch stärker ausgefallen. Damit überflügelten die Tarifverdienste die Verbraucherpreise, die nur zwei Prozent zulegten. Bei der Gestaltung der Arbeitszeit erzielten die Gewerkschaften bemerkenswerte Erfolge, so Bispinck.

Die IG Metall hatte mit ihrem Tarifabschluss 2018 erstmals einen Anspruch auf Teilzeit durchgesetzt, mit Rückkehrrecht in die vorherige Vollzeit. Wer Kinder bis zu acht Jahren oder pflegebedürftige Angehörige hat oder Schicht arbeitet, hat erstmals einen Anspruch auf acht zusätzliche freie Tage im Jahr.  Bei der Deutschen Bahn erzielte die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) zum zweiten Mal eine tarifliche Wahloption zwischen mehr Geld oder mehr Urlaub.

2019 stehen Tarifverhandlungen für sieben bis acht Millionen Beschäftigte an. „Hier können die Gewerkschaften zeigen, dass sie in der Lage sind, durch Tarifverträge konkret Verbesserungen für die Menschen durchzusetzen“, sagte Reinhard Bispinck. Das bleibe die beste Werbung für den Tarifvertrag als zentrales Instrument des Sozialstaates.

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