Sachsens Unternehmen sind in puncto Innovation sehr gut aufgestellt. Die sächsische Wirtschaft muss sich aber stets neu behaupten in einer Welt, die zunehmend komplexer, dynamischer und globaler wird. Für Unternehmen spielt eine hohe Innovationsfähigkeit daher die zentrale Rolle beim Wettlauf um Kunden, Märkte und die Geschäftsmodelle von morgen.

Im Rahmen einer zweitägigen „Innovationstour“ durch Südwestsachsen macht sich Wirtschaftsminister Martin Dulig ein Bild davon, welche Facetten Innovation in dieser Region hat. An verschiedenen Stationen kommt er mit Vertretern von Unternehmen und Start-ups sowie aus dem universitären Umfeld zusammen und informiert sich über innovative Produkte und Lösungen.

Nach dem Auftakt am 7. August in Wilkau-Haßlau (Pendix GmbH), Zwickau (Städtische Verkehrsbetriebe Zwickau GmbH) und Chemnitz (Technologie Centrum Chemnitz, Intenta GmbH, FusionSystems GmbH, Naventik GmbH) besuchte er gestern weitere innovative Unternehmen in Stützengrün, Plauen und erneut in Zwickau.

Am Morgen traf sich Martin Dulig mit den Inhabern des Gardinen- und Bodenfachmarktes Queck. Der 1985 als Polsterei gegründete Familienbetrieb aus Stützengrün war mit seinem Edelstahlklickboden – eine inzwischen europaweit patentierte Erfindung – in diesem Jahr für den 20. Sächsischen Innovationspreis nominiert.

Diese Marktneuheit eignet sich für Bodenflächen, Wände und Decken – insbesondere im medizinischen Bereich, weil sie den hohen hygienischen Anforderungen gerecht wird. „Die mühevolle und jahrelange Entwicklung des Edelstahlklickbodens ist besonders anzuerkennen“, betont Minister Dulig und ergänzt: „Diese Erfindung aus dem Erzgebirge für Europa wird hoffentlich hilfreich im Kampf gegen die Krankenhauskeime MRSA sein.“

Anschließend reiste der sächsische Wirtschaftsminister weiter ins Vogtland und besuchte in seiner Geburtsstadt Plauen zwei innovative Unternehmen der Textilbranche.

Die Wurzeln der in vierter Generation geführten Modespitze Plauen GmbH gehen bis ins Jahr 1897 zurück. Das exportorientierte Stickereiunternehmen ist Mitinhaber der Marke Plauener Spitze. Die Mode- und Heimtextilerzeugnisse werden ausschließlich in Plauen nach höchsten Qualitätskriterien produziert.

Zum 100. Bauhaus-Jubiläum entwickelte die Modespitze 2019 eine eigene Kollektion: Bei einer Recherche in alten Musterbüchern machte das Unternehmen historische Bauhaus-Muster für Stoffstickereien, Spitzen und Kragen ausfindig. Dazu wurden im Unternehmensarchiv passende Lochkarten gefunden, welche digitalisiert worden sind.

„Auch ein traditionelles Manufakturhandwerk muss sich stets hinterfragen und erneuern. Daher sind Forschung und Entwicklung in den Bereichen Produktentwicklung, verbesserte Prozesse und neue Materialien allgegenwärtig“, erklärt Geschäftsführer Andreas Reinhardt. Zum Beispiel setzt die Modespitze nachhaltige Bio-Qualitäten ein. Der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft hat das Unternehmen mit dem Gütesiegel „Innovativ durch Forschung“ zertifiziert.

NEUALP entwickelt Bekleidung für den Berg- und Outdoorsport. Das 2017 gegründete Unternehmen will Funktionalität, Zuverlässigkeit und Langlebigkeit der Materialien mit einer hohen Verantwortung gegenüber der Umwelt in Einklang bringen. Nach über einem Jahr Material- und Designforschung und weltweiten Tests in klimatisch unterschiedlichen Klettergebieten wurde als erstes Produkt die Jacke ASCENTEC ONE entwickelt.

Mit Hilfe einer Crowdfunding-Kampagne konnte das vogtländische Unternehmen, das dem Netzwerk „Südwestsachsen Digital e. V.“ angehört, Vorbestellungen aus mehreren Ländern akquirieren.

„Spezialisierte und flexible Unternehmen wie Modespitze und NEUALP beweisen, wie man erfolgreich eine Nische besetzen oder einen neuen Markt erschließen kann“, sagt Martin Dulig. „Die im südwestsächsischen Raum traditionell stark verwurzelte Textilbranche war nach 1989 von einem gewaltigen Umbruch geprägt. Mit unternehmerischem Geschick, Weitsicht und den neuen digitalen Fertigungs- und Vertriebsmöglichkeiten ist es der Branche gelungen, einen neuen Weg einzuschlagen.“

Der Freistaat gehört zu den vier wichtigsten Zentren der deutschen Textil- und Bekleidungsindustrie. Von den insgesamt 16.000 Beschäftigten im ostdeutschen Bekleidungs- und Textilsektor sind 12.000 in Sachsen tätig. 2018 erwirtschaftete die Branche einen Gesamtumsatz von 1,87 Milliarden Euro, davon 44 Prozent im Export. Weit mehr als die Hälfte des Umsatzes der ostdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie entfällt auf die Technischen Textilien, gefolgt von den Heimtextilien mit rund 30 Prozent und dem Bekleidungssektor mit zirka zehn Prozent.

Zum Abschluss seiner zweitägigen Innovationstour hat Wirtschafts- und Verkehrsminister Martin Dulig drei zentrale Baustellen im Zwickauer Fahrzeugwerk von Volkswagen eröffnet. Neben der Erweiterung des bestehenden Presswerks und einer neuen Logistikhalle entsteht mit einem neuen Karosserie-Speicher das dann höchste Gebäude im VW-Werk Zwickau (elf Ebenen für 800 Pkw-Karossen). Diese Bauvorhaben sollen sicherstellen, dass die Erhöhung der maximalen Produktionskapazität von 1.350 (bis 2017) auf 1.500 Fahrzeuge (ab 2021) pro Tag realisiert werden kann.

Das Investitionsvolumen der drei Neubau- und Erweiterungsprojekte liegt bei mehr als 115 Millionen Euro. Insgesamt investiert Volkswagen rund 1,2 Milliarden Euro in die Transformation des Zwickauer Werks zum reinen Standort für Elektromobilität. „Zwickau sendet ein Signal in die Welt aus: Sachsen kann E-Mobility! Ich danke Volkswagen, dass es bei diesem Thema so konsequent auf den Freistaat setzt. Unsere traditionsreiche Automobilindustrie, die in Zwickau Fahrt aufnahm, erweist sich einmal mehr als Innovationsschmiede und wird zu den Gewinnern der Mobilitätswende gehören“, so Dulig.

In Zwickau, wo August Horch 1904 den Grundstein für Sachsens Automobilindustrie gelegt und Innovationen wie die Linkslenkung eingeführt hat, sollen künftig bis zu 330.000 E-Modelle pro Jahr vom Band laufen – mehr als an jedem anderen Konzern-Standort. In der finalen Ausbaustufe will Volkswagen ab 2021 in Zwickau sechs E-Modelle der Marken Volkswagen, Audi und Seat produzieren. Bis 2025 will die Marke Volkswagen insgesamt mehr als eine Million E-Autos pro Jahr verkaufen und Weltmarktführer in der E-Mobilität sein.

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar