Heute jährt sich der Gefangenenaufstand in der damaligen Haftanstalt Bautzen I, der heutigen Justizvollzugsanstalt Bautzen, zum 70. Mal. Am 31. März 1950 wurde der Aufstand der gegen die unmenschlichen Haftbedingungen aufbegehrenden Gefangenen mit brutaler Gewalt durch die Deutsche Volkspolizei niedergeschlagen.

Justiz- und Demokratieministerin Katja Meier: »Verantwortung für den Justizvollzug zu tragen, bedeutet den Blick in die Zukunft zu richten ohne das Vergangene zu vergessen. Wir leben heute in einer Zeit, in der ein vom Resozialisierungsauftrag geprägter, humaner und der öffentlichen Kontrolle unterliegender Justizvollzug zu unserem gesellschaftlichen Grundkonsens gehört.

Dieser Grundkonsens ist nicht selbstverständlich, er muss immer wieder vergegenwärtigt und bestärkt werden. Das gelingt nur im Gedenken an die Zeiten, in denen Gefangenen alle Menschlichkeit abgesprochen wurde und Unrecht und Gewalt statt Rechtsstaatlichkeit herrschte. Ich danke dem Bautzen-Komitee für das unermüdliche Engagement bei der Erforschung und Aufarbeitung der Verbrechen, die im »Gelben Elend« in Bautzen begangen wurden.«

Von 1945 bis 1950 war die Anstalt in Bautzen Internierungslager der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland in der Sowjetischen Besatzungszone. Wie viele Gefangene hier unter unmenschlichen Bedingungen inhaftiert waren, lässt sich bis heute nicht genau bestimmen.

Ende 1949 hatte die Sowjetregierung beschlossen, die Internierungslager innerhalb von acht Wochen im Gebiet der Sowjetischen Besatzungszone aufzulösen. Von Januar bis Februar 1950 hat die Sowjetische Militäradministration in Deutschland ca. 6000 Internierte aus dem damaligen Speziallager Nr. 4 in der Anstalt in Bautzen an die Deutsche Volkspolizei übergeben.

Vorher sind durch die sowjetischen Besatzungsmächte alle arbeitsfähigen Gefangenen nach Sibirien oder in den Ural abtransportiert worden, um dort körperlich schwerste Arbeiten zu verrichten, vornehmlich in Bergwerken. Nur wenige haben das überlebt. Die Internierten saßen alle ohne rechtskräftige Urteile bzw. aufgrund von Schnellurteilen der Militäradministration ein.

Die Deutsche Volkspolizei war in der Folge nicht in der Lage, die Gefangenen ordnungsgemäß zu ernähren. Seit Anfang März 1950 gab es gegen die Behandlung, die medizinische Versorgung und den Hunger in der Anstalt Proteste. Dieser Aufstand fand seinen Höhepunkt am 31. März 1950, indem die Gefangenen lautstark auf ihr Schicksal aufmerksam machten.

Der Aufstand ist brutal durch die Deutsche Volkspolizei niedergeschlagen worden. Die genaue Zahl der Opfer, die durch Hunger und Krankheit verstorben sind, ist nicht bekannt.

Anstaltsleiter Frank Hiekel: »Die Justizvollzugsanstalt Bautzen weiß um ihr historisches Erbe. Durch die tägliche Arbeit der Bediensteten, welche auch unter den derzeitigen Bedingungen der Corona-Krise, einen vorbildlichen Dienst verrichten, erfüllen wir auch unsere historische Verpflichtung, dem Menschen zugewandt zu sein.«

Ein Spiel auf Zeit: Die neue Leipziger Zeitung zwischen Ausgangsbeschränkung, E-Learning und dem richtigen Umgang mit der auferlegten Stille

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