„Dass die Leipziger Uniklinik Begleitpersonen im Kreißsaal von jetzt auf gleich verbieten, halte ich für sehr schwierig”, kommentiert Kristin Franke die jüngste Maßnahmen zum Schutz vor Covid19 des Krankenhauses. Die stellvertretende Vorsitzende der FDP Leipzig ist selbst Mutter von drei Kindern und weiß, wie wichtig der emotionale Beistand des Partners im Kreißsaal ist.

„Eine Hebamme betreut nicht selten drei bis vier Gebärende gleichzeitig. Für die Frauen bedeutet dies nicht weniger, als dass sie den großen Teil der Zeit in den Wehen alleine zurecht kommen müssen.” Laut Franke steige durch das Verbot von Begleitpersonen die Wahrscheinlichkeit, dass zahlreiche Schwangere sich für eine Hausgeburt entscheiden würden.

Diese Einschätzung teilt auch Michael Pfüller, stellvertretender Vorsitzender der Leipziger Freidemokraten. Er und Kristin Franke sind sich einig: „Für Mutter und Kind stellt eine Hausgeburt unter derzeitigen Bedingungen ein erhöhtes Risiko dar.” Zum einen gäbe es ohnehin zu wenig Hebammen um den Bedarf zu decken, zum anderen fehle es gerade in diesem Berufszweig an der notwendigen Schutzkleidung.

„Auch wenn es nachvollziehbar scheint, dass Kliniken ihr eigenes Personal schützen wollen, ist doch nicht jede vermeintlich sinnvoll Maßnahme auch verhältnismäßig und zielführend”, erklärt Michael Pfüller. Der zweifache Familienvater mahnt außerdem: „Die Vorgaben der Leipziger Geburtskliniken beschneiden massiv Grundrechte. Alle Maßnahmen die als Schutzmaßnahme getroffen werden, müssen hinsichtlich Wirkung und Verhältnismäßigkeit geprüft werden.”

Diese Verhältnismäßigkeit vermissen er und Kristin Franke aber. „Dass die Kliniken die größtmögliche Sicherheit gewährleisten wollen, leuchtet ein, aber die Argumentation hinkt dennoch”, so Franke. „Sollte ein werdender Vater mit Covid19 infiziert sein, dann ist mit großer Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass auch die werdende Mutter bereits infiziert ist und in diesem Zustand auf die Entbindungsstation geht. Die Gefahr ist also da, ob mit oder ohne Begleitperson.”

„Wer schonmal bei einer Geburt dabei war weiß, das Begleitpersonen im Regelfall nicht unüberlegt gewählt sind und keine bloßen Zuschauer darstellen, sondern sowohl die Gebärenden als eben auch in den meisten Fällen allein durch ihre Anwesenheit die Hebammen unterstützen”, gibt Michael Pfüller außerdem zu bedenken.

Die FDP Leipzig appelliert daher an die Leipziger Geburtskliniken ihre Regelungen zu Begleitpersonen im Kreißsaal sowie Besuchern auf der Wöchnerinnenstation im Sinne der Eltern und Neugeborenen zu überarbeiten, ausreichende Schutzausrüstung insbesondere auch für Hebammen bereitzustellen sowie ihre Kommunikation für alle Betroffenen transparent zu gestalten.

Übrigens: Während entschieden wurde, dass Schwangere ohne Begleitperson entbinden sollen, durften am Freitag in Leipzig die Wochenmärkte wieder öffnen. Die Medien haben von dichtem Gedränge berichtet, auch die Risikogruppe der älteren Menschen soll zahlreich vertreten gewesen sein.

Ein Spiel auf Zeit: Die neue Leipziger Zeitung zwischen Ausgangsbeschränkung, E-Learning und dem richtigen Umgang mit der auferlegten Stille

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