Der Caritasdirektor des Bistums Dresden-Meißen, Matthias Mitzscherlich, hat die Wiedervereinigung vor 30 Jahren als einen „großen Glücksfall in der deutschen Geschichte“ gewürdigt. Besonders die friedliche Revolution ein Jahr zuvor habe gezeigt, dass „sich schwierige politische Verhältnisse auch anders als mit Gewalt lösen lassen“, sagte Mitzscherlich am Donnerstag in Dresden. „Die Menschen haben damals friedlich nach Freiheit und Selbstbestimmung gestrebt, das sollten wir heute nicht vergessen.“

Dennoch sieht der Caritasdirektor auch noch Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschen. „Die Menschen haben unterschiedlich gelebt und sind anders sozialisiert. Wir sollten auch weiterhin lernen mit diesen Unterschieden zu leben und umzugehen.“

Die deutsche Einheit sei für die Ostdeutschen auch mit Enttäuschungen verbunden gewesen. Mitzscherlich: „Viele Menschen haben unterschätzt, welche gesellschaftlichen Veränderungen mit der Wiedervereinigung verbunden waren. Nicht wenige mussten ihre Arbeit wechseln, Arbeitslosigkeit kannte vorher niemand, die Jungen zogen weg und ließen alternde Ortschaften zurück. Das war auch frustrierend.“

Veränderungen auch für die Caritas

Trotzdem könne man heute dankbar auf die letzten 30 Jahre zurückblicken. „Wenn man bedenkt, dass sich die frühere DDR nicht nur äußerlich, sondern auch im Inneren zum Positiven verändert hat, kann man nur sagen: Die Wiedervereinigung kam zum richtigen Zeitpunkt“, so Mitzscherlich.Tiefgreifende Veränderungen habe es auch für die Caritas in den Bistümern der ehemaligen DDR gegeben. Während ihre Arbeit sich vorher vor allem im kirchlichen Raum abspielte, seien nun die vorher verbotenen Verbände neu- oder wiedergegründet worden.

„Es mussten neue gesetzliche Standards zum Beispiele in der Altenhilfe eingehalten werden. Das ging alles nicht von heute auf morgen. Wir hatten aber viel Unterstützung von westlichen Verbänden. Das hat uns sehr geholfen und dafür sind wir heute sehr dankbar“, so Mitzscherlich. Insgesamt sei die Caritas-Geschichte seit der Wiedervereinigung eine Erfolgsgeschichte.

Der Caritasverband für das Bistum Dresden-Meißen ist heute Dachverband für verschiedene Einrichtungen, Ortscaritasverbände, Fachverbände, Pfarreien und Ordensgemeinschaften innerhalb der katholischen Kirche, die sich eigenverantwortlich sozialer Arbeit widmen. Im Bereich der Caritas im Bistum Dresden-Meißen sind heute etwa 8.000 Menschen in rund 200 sozialen Diensten und Einrichtungen hauptamtlich beschäftigt. Hinzu kommen zahlreiche Ehrenamtliche, die vor allem soziale Dienste in den Kirchgemeinden übernehmen.

Die neue „Leipziger Zeitung“ Nr. 83: Zwischen Ich und Wir

Die neue „Leipziger Zeitung“ Nr. 83: Zwischen Ich und Wir

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar