Der sächsische Arbeitsmarkt hat sich in den vergangenen Jahren grundlegend gewandelt. Fachkräfte sind gesucht und Unternehmen werben um Auszubildende. Auch die Arbeit selbst befindet sich im Wandel und durch die Corona-Pandemie haben Home-Office, digitale Vernetzung und flexible Arbeitsformen einen zusätzlichen Schub erhalten.

Vor allem die Digitalisierung prägt mittlerweile unseren Arbeitsalltag. Sie bildet die Grundlage für neue Produkte, Produktions- und Geschäftsprozesse und Geschäftsmodelle. Zahlreiche Tätigkeiten verändern sich grundlegend oder fallen weg. Gleichzeitig entsteht neue Beschäftigung mit veränderten Anforderungen an Kompetenzen und Qualifikationen von Beschäftigten und auch für die Unternehmensführung.

Wirtschafts- und Arbeitsminister Martin Dulig: „Wir wollten wissen, was heißt das ganz konkret für die Unternehmen in Sachsen? Wie gehen Sie mit dieser Chance und gleichzeitigen Herausforderung um? Denn es gibt keinen Zweifel daran, dass der Prozess in vollem Gange ist und sich niemand darunter wegducken kann. Die Digitalisierung und Arbeit 4.0 ist nichts weniger als ein Umbruch – vergleichbar mit der Industrialisierung. Diesen Umbruch müssen wir gestalten.“

Die mit der Digitalisierung verbundenen Veränderungsprozesse lösen Verunsicherung aus und werfen Fragen auf. Beherrschen wir die Digitalisierung oder sind wir ihr ausgeliefert? Wie verändert sich unsere Arbeit? Wie gehen Unternehmen und Beschäftigte mit diesem Wandel um? Wie kann es gelingen, gleichzeitig im globalen Wettbewerb zu bestehen und die neuen technischen Möglichkeiten als Treiber für gute Arbeitsbedingungen zu nutzen?

Mit der Studie „Arbeit 4.0 – Wie gestalten sächsische Unternehmen gute digitale Arbeit?“ hat das SMWA anhand von qualitativen Fallanalysen in 60 sächsischen Unternehmen konkrete Lösungen für diese Fragen untersucht. Dabei interessierten die Sichtweisen sowohl der Arbeitnehmer als auch der Arbeitgeber auf die „digitale Arbeit“ zu Themen wie flexible Arbeitszeiten und -orte, neue Belastungen und Arbeitsschutz, Mitbestimmung und Führungskultur, berufliche Weiterbildung, Datenschutz und die Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen.

Die Studie zeigt, dass Unternehmen und Beschäftigte in allen Branchen sich mit der Digitalisierung von Arbeit aktiv auseinandersetzen. Die Entwicklung eigener Handlungsstrategien und die aktive Gestaltung verläuft jedoch sehr unterschiedlich. Die Diskussion über Arbeitsgestaltung im Kontext von Digitalisierung erfolgt bei Unternehmensleitungen und Beschäftigten aber in der Regel noch immer stark technikzentriert.

Erst langsam entsteht auf beiden Seiten ein Bewusstsein dafür, dass die Gestaltung guter Arbeitsbedingungen im Zusammenspiel von Technik, Organisation, Führungskultur, Weiterbildung, Arbeitsformen, Mitbestimmung sowie Gesundheitsschutz stattfindet.

So setzt die WätaS Wärmetauscher Sachsen GmbH auf Digitalisierung als Teil einer zukunftsorientierten Innovationsstrategie. Sie ist nicht nur die Basis für die Vision einer „papierlosen“ Fabrik, dem Einsatz von Robotik und der Automatisierung von wesentlichen Teilprozessen der Fertigung, sondern auch Voraussetzung, um in den erfolgsversprechenden Zukunftsmarkt der Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie vorzudringen.

Die frühzeitige Einbeziehung und Weiterbildung der Beschäftigten bei der Einführung neuer Prozesse und Innovationen ist bei dem Mittelständler aus Olbernhau im Erzgebirgskreis mit seinen rund 130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern selbstverständlich.

Dass die Digitalisierung Beschäftigten über den Dienstleistungsbereich hinaus neue Chancen der Arbeitszeitgestaltung eröffnet, zeigt der Messtechnik-Hersteller Freiberg Instruments aus Mittelsachsen. Das Unternehmen bietet allen seinen 50 Beschäftigten – explizit auch in der Fertigung – ein flexibles Arbeitszeitmodell an. Für die Unternehmensführung ist dieses Angebot ein entscheidender Beitrag zur Unterstützung von Zufriedenheit und Produktivität der Belegschaft und damit zur Fachkräftesicherung.

Wenn es gelingt, Digitalisierung und beispielsweise traditionelle Handwerkskunst zusammen zu bringen, können sich neue Geschäftsmöglichkeiten für Unternehmen ergeben. Das kleine Dresdner Handwerksunternehmen Sattlerei Thomas Büttner mit seinen 20 Beschäftigten möchte es sich beispielsweise zu Nutze machen, dass manche Smartphone-Modelle bereits über 3D-Sanner verfügen. Kunden der Sattlerei könnten damit den Pferderücken selbst scannen und die Daten direkt an die Sattlerei übertragen. Erstmals wären Kundenkreise weltweit ansprechbar.

Diese Praxisbeispiele machen deutlich: Will man den Gestaltungsraum der Digitalisierung ganzheitlich betrachten und bearbeiten, erfordert das umfas-sendes Wissen und Kompetenzen auf Seiten der Unternehmensleitungen und der Beschäftigten bei gleichzeitig hohem Wettbewerbsdruck und einer dynamischen technologischen Entwicklung.

„Um das vielseitige Zusammenspiel von Digitalisierung und Arbeit zu gestalten, braucht es Leitbilder und Strategien. Ganzheitliche betriebliche Digitalisierungsstrategien sollten gemeinsam mit den Beschäftigten und Betriebsräten entwickelt werden“, so Minister Dulig. „Der Vorteil liegt auf der Hand, denn damit können alle Ideen und Kenntnisse, aber auch mögliche Probleme und Risiken der Digitalisierung einfließen und gemeinsam bearbeitet werden.“

Die im Rahmen der Studie gezeigten Beispiele guter (digitaler) Arbeit in Unternehmen geben erste Hinweise, wie solche Leitbilder aussehen können. Eine Blaupause für alle Unternehmen sind sie jedoch nicht – dazu sind Wettbewerbsumfeld und Unternehmenskulturen zu unterschiedlich. Sie regen aber dazu an, ebenfalls mit neuen digitalen Möglichkeiten zu experimentieren, um den wirtschaftlichen Erfolg zu steigern und gute Arbeitsbedingungen zu ermöglichen.

Anhand der guten Praxisbeispiele werden in der Studie vielfältige wichtige Handlungsfelder für Unternehmen, Staatsregierung, Verbände, Betriebsräte sowie weitere Akteure identifiziert.

Empfohlen werden neben der Entwicklung betrieblicher Digitalisierungsstrategien, die Stärkung der betrieblichen Mitbestimmung, die Erprobung flexibler Arbeitsmodelle, die Anpassung des Arbeitsschutzes an die neuen Herausforderungen oder die Stärkung der Weiterbildung.

Die Kurz- und die Langfassung der Studie ist abrufbar unter https://arbeit.sachsen.de/15752.html

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