Am 29. Juni 2021 findet von 11.00 bis 11.30 Uhr eine Stolpersteinverlegung am Dittrichring 13 im Leipziger Zentrum statt. In den Gehweg am Dittrichring wird nach lockdownbedingter mehrfacher Verschiebung der Gedenkstein für Ilse Frankenthal eingelassen. Damit kann die Erinnerungsstätte an die jüdische Familie Frankenthal vervollständigt werden, denn unter gleicher Adresse liegen bereits die Steine für Ludwig, Günther und Wolfgang Frankenthal. Die Steine des Ehemanns und der beiden Söhne von Ilse Frankenthal wurden bereits im September 2006 verlegt.

Ilse Frankenthal, geb. Hinrichsen, heiratete im Jahr 1928 den Arzt Dr. Ludwig Frankenthal, der als Chefarzt im damals neu eröffneten „Israelitischen Krankenhaus“ tätig war. Das Paar bezog eine Wohnung am Dittrichring 13 und bekam in den Jahren darauf zwei Söhne – Günther (Jg. 1929) und Wolfgang (Jg. 1931). Im Zuge des Novemberpogroms wurde Dr. Ludwig Frankenthal am 10. November 1938 mit über 500 weiteren Leipziger jüdischen Gefangenen in das KZ Buchenwald verschleppt und erst zweieinhalb Wochen später nach vehementer Intervention seiner Frau unter der Bedingung der Ausreise aus Deutschland entlassen.

Schon am 14. Dezember des gleichen Jahres folgte die Familie dieser Aufforderung und floh in die Niederlande, wo sie jedoch nach der deutschen Besetzung am 8. April 1943 in das KZ Westerbork eingewiesen wurde. Im September 1944 erfolgte dann die Deportation nach Theresienstadt, am 12. Oktober 1944 in das KZ Auschwitz. Während man Ilse und Günther in das Lager eingewiesen hatte, wurden Dr. Ludwig Frankenthal (58 Jahre) und Wolfgang Frankenthal (13 Jahre) bereits zwei Tage nach der Ankunft ermordet.

Günther Frankenthal starb nach der Befreiung des Lagers am 28.2.1945 im Alter von 15 Jahren an den Folgen der brutalen Zwangsarbeit. Ilse Frankenthal überlebte als Zwangsarbeiterin und fand später in Brunssum (Niederlande) eine zweite Heimat, wo sie ihre traumatischen Erfahrungen durch künstlerische Arbeiten zu verarbeiten versuchte. Sie starb am 30. Juli 1987 ohne jemals nach Deutschland zurückgekehrt zu sein.

Die Verlegung des Stolpersteins für Ilse Frankenthal findet unter Einhaltung der aktuell gültigen Auflagen zum Infektionsschutz statt und wird von einem kulturellen Rahmenprogramm durch Schülerinnen und Schüler der Henriette-Goldschmidt-Schule begleitet. An dieser Schule hatte Ilse Frankenthal einst als Erzieherin gearbeitet.

Alle, die an der Verlegung teilnehmen möchten, bitten wir in diesem Sinne um Selbstinformation und Berücksichtigung der Maßnahmen zum Infektionsschutz.

Wir freuen uns auf viele Besucherinnen und Besucher, Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

 

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