Die aktuelle Klimasituation beeinflusst auch das Handeln der wirtschaftlichen Akteure im Landkreis Leipzig. Landrat Henry Graichen lud deshalb regionale Unternehmerinnen und Unternehmer zum gemeinsamen Austausch über künftige Entwicklungen und Fördermöglichkeiten. Beim Klimawandel seien alle gefragt, auch die Verwaltung, so der Landrat in der Begrüßung.

„Wir übernehmen seit Jahren verstärkt Verantwortung für Energieeinsparung und Klimaschutz. Dabei spielen auch für die Verwaltung und die angegliederten Betriebe immer die wirtschaftliche Situation und die Fördermittel eine Rolle“, so Graichen.

Wie sich die Klimaveränderungen im Landkreis für jedermann nachvollziehen lässt, verdeutlichte Falko Haak, Klimaschutzmanager des Landkreises, anhand lokaler Messwerte.

„Seit 2013 ist die Parthe an der Messstelle Albrechtshain nahezu trockengefallen, der Grundwasserpegel Colditz unterschreitet seit 6 Jahren auffallend häufig den Niedrigwasserstand und seit 1850 stieg die mittlere Lufttemperatur an der Wetterstation Leipzig-Holzhausen von 8,5°C auf 10,2°C“, so Haak. Mit jedem Zehntel Grad Erwärmung steige die Wahrscheinlichkeit für Hagelschäden, Sturmextreme, Sturzfluten und Überschwemmungen an.

In der neuen Klimawirkungs- und Risikoanalyse bewerte das Bundesumweltamt die verschiedenen Branchen. Bei den naturnahen Wirtschaftsbereichen seien die Risiken wie Ernteausfälle oder sich ausbreitende Krankheitserreger offensichtlich. Aber auch naturferne Bereiche, wie das produzierende Gewerbe, müssen sich auf klimabedingte Unsicherheiten einstellen, wenn etwa Wetterextreme die Produktion stilllegen oder schlicht die Arbeitsleistung der Belegschaft nachlässt, so Haak.

Auf der Chancenseite stehen Innovationen und Investitionen, um die Wettbewerbsfähigkeit erhalten und Unternehmen modernisieren zu können, darüber war sich die Teilnehmer einig. Dennoch herrscht eine gewisse Verunsicherung, wann welche Technik zum Zug kommen könne. „Meistens bringt ein Unternehmensbesuch vor Ort entscheidende Erkenntnisse, die die Unternehmen dann weiter voran bringt“, so Sven Börjesson vom Umwelt- und Transferzentrum der Handwerkskammer zu Leipzig.

Sowohl HWK als auch IHK bieten inzwischen professionelle Hilfe und Vernetzung bei den Themen Energietechnik und den neuen Klimaregularien. Börjesson rief dazu auf, die Angebote der zuständigen Kammern rege zu nutzen und Termine mit den Beratern auszumachen.

In der Diskussion kristallisierten sich schnell ähnliche Problemlagen der Unternehmen heraus. So seien beispielsweise Anschlussleitungen für die Energieversorgung aktuell ein limitierender Faktor. Dies gelte sowohl für energieintensive Unternehmen, die auf klimaschonendere Energieträger umsteigen möchten, als auch für Agrarbetriebe, die auf ertragsschwachen Flächen Solaranlagen ans Netz bringen wollen.

Damit diese Punkte mehr Aufmerksamkeit bekommen, wöllten die Anwesenden enger zusammenrücken und gaben Landrat Graichen einen entsprechenden Auftrag mit auf den Weg. Im Gewerbegebiet Böhlen Lippendorf herrsche laut Gastgeber Jens Löffel von der LEAG in jedem Fall Gesprächsbereitschaft für die zukünftige Entwicklung rund um den Standort.

Hintergrund:  Im Wirtschaftsdialog lädt Landrat Henry Graichen seit 2019 regelmäßig regionale Unternehmerinnen und Unternehmer, Vertreter der Kammern und andere Akteure zu aktuellen Themen zum Gespräch. Die Runde am 7.10.2021 fand im Kommunikationszentrum der LEAG am Kraftwerk Lippendorf statt.

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