Der (Amateur-)Fußball ist breit gesellschaftlich verankert und kann ein wichtiger Player im Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung sein. Er muss es aber nicht. Lange Zeit waren Fußballstadien und -plätze in (Ost-)Deutschland gesellschaftliche Räume, in den Rassismus und Diskriminierung viel zu häufig – nicht selten unter dem Deckmäntelchen des „unpolitischen“ – toleriert und negiert wurden. Daher ist die Entscheidung des Nordostdeutschen Fußballverbandes (NOFV), die Spielordnung zu ändern, ein begrüßenswerter Schritt.

Hintergrund waren die Proteste von Tennis Borussia Berlin, denen im Sommer 2021 das Tragen eines Trikots mit der Aufschrift „CURA. Opferfonds rechter Gewalt“ durch den NOFV versagt wurde. Ein Affront gegenüber einem wichtigen zivilgesellschaftlichen Projekt, das auch im Leipziger Fußball bereits gute Arbeit geleistet hat.

Schließlich organisierte im Januar 2016 nach den Zerstörungen von Neonazis in Leipzig-Connewitz der Opferfonds Cura der Amadeu Antonio Stiftung gemeinsam mit dem Roten Stern Leipzig ´99 e.V. eine Spendenaktion, bei der zusammen 40.000 Euro an Spenden für die Betroffenen dieser neonazistischen Gewaltnacht eingeworben wurden (siehe: https://gleft.de/4we).

Der NOFV handelte und ergänzte besagte Spielordnung um folgende Passage: „Werbung für politische Gruppierungen und mit politischen Aussagen ist grundsätzlich nicht gestattet, es sei denn, die Werbung dient oder ist dazu geeignet, rassistischen, verfassungs- und fremdenfeindlichen Bestrebungen sowie anderen homophoben, diskriminierenden oder menschenverachtenden Verhaltensweisen entgegenzuwirken […]“. Besagte Trikotwerbung ist nunmehr legitim.

Dazu erklärt der Sprecher für Sportpolitik in der Linksfraktion im Leipziger Stadtrat, Adam Bednarsky: „Gut gemacht! Der NOFV hat das einzig richtige getan und sich vorbehaltlos in die Reihe derer gestellt, die im und mit dem Fußball ein deutliches Zeichen für Toleranz und gegen Diskriminierung sowie ‚menschenfeindliche Einstellungen‘ setzen. Insbesondere vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Lage in Pandemie-Zeiten ist das eine gute Aktion zum richtigen Zeitpunkt.“

Hervorzuheben ist zudem, dass die Leipziger Fußball-Familie seit Jahren gemeinsam bei der Anti-Diskriminierungsarbeit Fortschritte gemacht hat, sodass auch hier eine sehr gute zivilgesellschaftliche Arbeit konstatiert werden kann. Gerade das ist wichtig, da der Fußball sich vor Jahren in der Breite als „unpolitisch“ definierte. Dadurch wurde viel an demokratischen Einfluss- und Partizipationsmöglichkeiten verschenkt. Diese Lücke wird auch durch die NOFV-Entscheidung zunehmend geschlossen und das ist gut so!

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