Seit zwei Wochen ist in Connewitz eine Grünfläche in aller Munde, die die Anwohner eigentlich schon wie ein kleines grünes Zuhause empfunden hatten: Es ist der kleine Park an der Ecke Leopoldstraße / Wolfgang-Heintze-Straße. Urplötzlich - so kam es zumindest Vielen vor - tauchte die Grünfläche zum Verkauf im Internet auf. Kaufpreis: 2.212.000 Euro, sprich: 2 Millionen Euro für ein Grundstück von 5.600 Quadratmeter.

In guter Lage, das betont auch der Anbieter: “Connewitz ist ein sehr beliebter Stadtteil von Leipzig.” Das muss man ja den Leipzigern im Allgemeinen und den Connewitzern im Speziellen nicht erzählen. Die wissen das. Selbst gutsituierte Leipziger zieht es hierher – selbst auf die Gefahr hin, dass die Hauswände voller Graffiti oder Farbbeutelkleckse sind. Das Flair ist für Leipzig einmalig. Auch weil es mehrere kleine Grünanlagen im Ortsteil gibt. Haufenweise bunte, praktische oder einfach verrückte Läden und Kneipen sowieso. Deswegen sind es meist nicht die Connewitzer, die sich in öffentlichen Medienschlachten über Connewitz zerfetzen, sondern meist Leute aus “kulturell homogenen Ortsteilen”. Oder solchen, wo sie noch daran glauben, dass es so ist.

Der kleine Park an der Lepoldstraße ist den Connewitzern besonders ans Herz gewachsen, weil sie auch mehrfach darum gekämpft haben. Dazu hat Guntram Fischer von der Interessengemeinschaft Connewitz, die auch die jährlichen Stadtteilfeste organisiert, extra noch mal bei der Leipziger Stadtverwaltung nachgefragt. Man vergisst ja im Rasen der Zeit so schnell, wann was geschehen ist.

Die Fläche von 5.600 Quadratmetern Größe wurde unter Einsatz von Fördermitteln und im Rahmen einer Gestattungsvereinbarung vom 7. November 2001 mit dem damaligen Eigentümer, der Treuhand Liegenschaftsgesellschaft TLG für die Laufzeit von fünf Jahren als Interim gestaltet, so Bernhard Faber, Sachgebietsleiter im Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung (ASW). Der “Bindungszeitraum” von fünf Jahren galt ab Fertigstellung (07/2002). Vorher befanden sich diverse Baracken und Schuppen auf dieser Fläche.

Die TLG hat das Grundstück dann 2004 verkauft. Man staunt ja nicht wirklich mehr. Auch in diesem Fall ging das Grundstück an privat und nicht an die Stadt Leipzig, die damals noch nicht so wie heute unter einem heftigen Mangel bebaubarer Grundstücke in zentralen Lagen litt. Vielleicht hätte sie auch das Geld gar nicht in der Kasse gehabt, um damals mitbieten zu können.

Die aktuellen Eigentümer haben die Fläche 2004 im Rahmen einer Versteigerung erworben, weiß Faber zu berichten. Die Verpflichtungen aus der Gestattungsvereinbarung gingen auf die neuen Eigentümer über. Und diese Frist wurde auch noch einmal verlängert:  Die Nutzung als “Interimsgrün” wurde durch die Eigentümer über den fünfjährigen “Bindungszeitraum” hinaus, der im Juli 2007 endete, weiter zugelassen.

Danach gab es dann – 2009 – noch eine Petition aus Connewitz, in der sich der Antragsteller wünschte, dass in der Grünanlage eine Hundetoilette und eine Tischtennisplatte aufgestellt werden könnten. Die Petition hatte Erfolg. Der Petitionsausschuss der Stadt beschied damals: “Bei der von den Petenten genannten Grünanlage handelt es sich um das Flurstück 249 der Gemarkung Connewitz. Dies ist ein Privatgrundstück und wird nicht vom Amt für Stadtgrün und Gewässer verwaltet und gepflegt. Um dem Anliegen der Petenten gerecht zu werden, wurde durch das Amt für Stadtgrün und Gewässer mit dem Eigentümer des Flurstückes 249, Gem. Connewitz, Kontakt aufgenommen. Der Eigentümer ist bereit das Grundstück der öffentlichen Nutzung (Spielplatz) zur Verfügung zu stellen. Aufgrund dessen wird o.g. Maßnahme durch die Verwaltung veranlasst.”

Aber schon damals empfahl die Stadt dem betroffenen Bürger, die anderen Grünflächen im Ortsteil wahrzunehmen: “Bis zur abschließenden Klärung bieten sich alternativ im Wohnumfeld der Petenten auf öffentlichen Grünanlagen wie Herderplatz, Wiedebachplatz und dem Hildebrandplatz umfangreiche Spielmöglichkeiten, auch das Tischtennisspiel ist auf den genannten Anlagen möglich.”

Die Empfehlung des Petitionsausschusses wurde 2010 vom Stadtrat bestätigt. Die Situation ist bis heute dann auch so geblieben und die Grünfläche wird von den Anwohnern rege genutzt.

Das Innere der Anlage mit Tischtennisplatte. Foto: Ralf Julke
Das Innere der Anlage mit Tischtennisplatte. Foto: Ralf Julke

Doch 2013/2014 kam dann Bewegung in die Sache, denn Connewitz war nicht nur einer der ältesten Ortsteile in Leipzig mit einer Sanierungssatzung, er sollte auch als einer der ersten aus der Sanierungssatzung entlassen werden. 2014 war es so weit. Während einige Eigentümer sich schwer taten mit dem dabei fälligen Ausgleichsbetrag, hatte der Eigentümer des Flurstücks 249 damit kein Problem und den Ausgleichsbetrag schon vorzeitig abgelöst.

2014 wurde das Grundstück  bereits bei Immobilenscout 24 zum Kauf angeboten, konnte Guntram Fischer noch erfahren. Es scheint also nicht ganz so leicht zu sein, auch ein so günstig gelegenes Grundstück für 2 Millionen Euro zu verkaufen, auch wenn es sich, wie der Eigentümer betont, für Wohnbebauung eignet. “Auch kleine Läden oder Büros in den unteren Etagen ist gewünscht.”

Das ASW weist darauf hin, dass die Stadt ihrerseits eigene Flächen erworben hat, um Erholungsfläche in Connewitz zu sichern. Im Rahmen der Sanierungsmaßnahme Connewitz wurden – so erfuhr Guntram Fischer – mit dem Kronengarten und der Grünfläche um den Streetballplatz am Connewitzer Kreuz bereits umfangreich Flächen erworben und als öffentliches Grün dauerhaft angelegt.

Ob die mittlerweile von einigen Teilnehmern der Diskussion geäußerte Idee, man könne ja Geld sammeln und die Fläche an der Leopoldstraße gemeinsam kaufen, auch umsetzbar ist, muss natürlich offen bleiben.

Aber das ist ja nicht das einzige Thema, das die IG Connewitz beschäftigt.

Für den 14. April um 18.30 Uhr lädt Guntram Fischer zum nächsten Treffen der IG Connewitz in die Gaststätte Frau Krause (Simildenstraße 8) ein.

Da stehen dann das Straßenfest 2015 und die ersten Absprachen zur entstehenden Erstaufnahmeeinrichtung in der Friederikenstraße in Dölitz auf der Tagesordnung.

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Es gibt 2 Kommentare

Unmöglich!
Das geht doch nicht!
Dafür haben wir doch die Stadt!

Ausserdem fehlt ja dann das Geld für die lustigen Sausen wie zB. Farbbeutel herstellen, Graffities sprayen und wenn mann/frau Pech hat ist ja von Zeit zu Zeit mal eine kleine Geldstrafe fällig. Da muß mann/frau vorsorgen und ansparen.

Wenn nur 20.000 Connewitzer je 100,- € in die Büchse werfen, wäre der Park zurück gekauft.
100,- € sind viel, ich weiß, aber der Park ist viel, viel mehr.

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