Im Mai ging ein langer, etwas skurriler Streit zu Ende: Die Stadt Leipzig und die Landesdirektion einigten sich auf den Bau der Verbindungsbrücke zwischen den beiden Gebäudeteilen des neuen Schönefelder Gymnasiums in der Gorkistraße. Neben der CDU-Fraktion hatte sich auch die Linksfraktion in diesem Streit mit dem Denkmalschutz immer wieder zu Wort gemeldet. Und dann war wieder mal Sommer und man hörte nichts mehr.

Man kann sich beinah so einen richtigen klassischen Familienabendbrotstisch vorstellen, an dem die Kinder nun endlich erzählen sollen, “wie es in der Schule war”, ob sie die Klassenarbeit wieder vermasselt haben oder demnächst Lehrer Krause wieder mal ein Elterngespräch anberaumt: “Nun red doch, Kind! Muss man dir denn alle Würmer aus der Nase ziehen?!”

Nur dass das Kind in diesem Fall eine Stadtverwaltung ist, die sich auch im digitalen Zeitalter schwer tut, über das zu berichten, was sie gerade tut oder getan hat. Also spielte die Linksfraktion im Oktober mal wieder strenges Elternteil und fragte das nicht so auskunftsfreudige Kindchen offiziell an: “In der Ratsversammlung im Mai 2015 behandelte der Stadtrat den Antrag der Fraktion DIE LINKE VI-A-01176 ‘Konsequente Umsetzung des Planungs- sowie des Bau- und Finanzierungsbeschlusses für das Gymnasium am Standort Gorkistraße’. In ihrem Standpunkt erklärte die Verwaltung, dass zwischenzeitlich auch die fehlende Teilbaugenehmigung für die Verbindungsbrücke durch das Amt für Bauordnung und Denkmalpflege erteilt wurde und die Prüfung bei der Landesdirektion und der Schriftverkehr ergeben hatte, dass die Voraussetzungen für die Verbindungsbrücke erfüllt sind. Mitglieder des Unterausschusses Schulnetzplanung hatten sich am 19. August vor Ort ein Bild vom Baufortschritt machen können. Kontinuierlich wurden auch im Vergabegremium Bauleistungen (VOB) nunmehr auch Ausbau- und Fassadenlose bezuschlagt.”

Strenger Blick über den Brillenrand: Hat das Kind die Botschaft verstanden? – Kind schweigt. Also noch etwas deutlicher: “Da nunmehr direkte Anbindungspunkte zur Verbindungsbrücke bestehen und zeitnah auch eine Gebäudesicherung erfolgen soll, stellen wir folgende Fragen.

1. Welchen Planungsstand hat die Fußgängerbrücke?

2. Wann erfolgt die Ausschreibung der Fußgängerverbindungsbrücke, da das bezuschlagte Bauunternehmen auch eine Werksplanung zu erstellen hat?

3. Wann ist mit der Montage der Brücke vor Ort zu rechnen?”

Das war am 28. Oktober. Das Dezernat Stadtentwicklung und Bau hat die Antworten jetzt öffentlich gemacht. Sollen ja alle wissen, dass es in Schönefeld tatsächlich rechtzeitig weitergeht und die Brücke zum Überqueren des Friedhofsweges tatsächlich fristgerecht vor Inbetriebnahme des neuen Gymnasiums im Herbst 2016 fertig ist: “Das Architekturbüro hat seine Ausführungsplanung nahezu abgeschlossen. Die Prüfstatik für die Konstruktion der Brücke ist bereits freigegeben. Auf dieser Basis erstellt zurzeit der Tragwerksplaner seine Ausführungsplanung. Die Ausschreibung der Brückenlose ist für November/Dezember 2015 geplant. Es werden 3 Einzellose (Stahlbaukonstruktion, Fassade und Innenausbau) für die Brücke ausgeschrieben. Die Vergabe soll im Februar/März 2016 erfolgen.”

Und wann wird gebaut?

“In der jetzigen Bauablaufplanung ist die Montage ab Mai 2016 geplant. Damit steht den bezuschlagten Baufirmen ausreichend Zeit zur Verfügung, und zwar für Vorbereitung, Erstellung der Werkplanung sowie Vorfertigung zwischen Zuschlagstermin und Montagebeginn.”

Zum Schuljahresbeginn 2016/2017 soll dann das für 16,8 Millionen Euro sanierte und umgebaute Gebäudeensemble als neues Gymnasium in Schönefeld eröffnen.

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