Mehrmals in den vergangenen anderthalb Jahren kam es zu schweren Unfällen mit Radfahrer-Beteiligung. Nach dem jüngsten Vorfall hat die Grünen-Fraktionen einen Antrag gestellt, der die Stadtverwaltung dazu bringen soll, endlich Maßnahmen zu ergreifen, die die Gefahrenlage in der Inneren Jahnallee entschärfen. Wenig später legte der Ökolöwe nach und forderte die sofortige Einrichtung einer Tempo-30-Zone. Nun haben die Freibeuter darauf reagiert.

Sie beantragen, aus der parallel verlaufenden Gustav-Adolf-Straße eine Fahrradstraße zu machen.

Die Grünen selbst hatten ursprünglich nur beantragt: „Die Verwaltung wird beauftragt, unverzüglich in der Inneren Jahnallee (zwischen Leibnizstraße und Waldplatz) und in enger Abstimmung mit Anwohnenden und Gewerbetreibenden, eine Lösung zur Entschärfung der verkehrlichen Situation im Interesse der ‚schwächeren‘ Verkehrsteilnehmer*innen und des ÖPNV zu erarbeiten und umzusetzen.“

Unfälle, gerade wenn schwächere Verkehrsteilnehmer dabei immer wieder zu Schaden kommen, sorgen natürlich für eine besondere Aufmerksamkeit. Das erhöht natürlich auch den Druck, schnell Lösungen für die nun seit 12 Jahren sichtbaren Probleme zu suchen. Auch 2006 ging Leipzigs Verwaltung schon davon aus, dass Radfahrer von ganz allein auf die Gustav-Adolf-Straße ausweichen würden. Warum daraus dann nicht gleich eine Fahrradstraße machen, fragen sich die Freibeuter. Die Einführung einer Tempo-30-Zone sehen sie unter dem Gesichtspunkt der Verkehrssicherheit skeptisch.

„In den Hauptverkehrszeiten, wenn es richtig voll und für Radfahrer besonders gefährlich ist, fährt dort eh kaum einer schneller als 30 km/h“ erklärte dazu Stadtrat Sven Morlok (FDP) der sich innerhalb der Fraktion um die Verkehrspolitik kümmert und die Fraktion auch im Ausschuss für Mobilität und Verkehr vertritt.

Man müsse, so Morlok, den Blick weiten und nicht nur allein auf die betroffene Innere Jahnallee schauen. Dort sei es so eng, dass man kurzfristig keine befriedigende Lösung finden würde. Sven Morlok: „Ein Tempo-30-Schild gaukelt eine Verkehrssicherheit vor, die es aber nicht gibt.“ Sicher würde, so Morlok, eine Straßenumgestaltung mehr Geld kosten als ein paar Schilder. Die Mehrkosten hält der liberale Stadtrat allerdings für vertretbar angesichts der Tatsache, dass eine grundsätzliche Lösung in Abhängigkeit der Investition 10 bis 20 Jahre dauern werde.

„Besser eine angemessene Investition für die Sicherheit der Radfahrer als ein Placebo aus Verkehrsschildern“, findet Morlok. „Das sollte uns die Sicherheit der Radfahrer wert sein.“

Die Freibeuter haben dazu einen Ergänzungsantrag zum Antrag von Bündnis 90/Die Grünen „Unfallschwerpunkt Jahnallee entschärfen“ (VI-A-05894) eingereicht.

Aber längst drängen ganz andere Fragen in der Inneren Jahnallee. Denn dieses Straßenstück leidet nicht nur durch (künstlich hergestellte) Enge und die Überlagerung mehrerer Verkehrsarten, es ist längst der heiße Kandidat für ein richtiges Fahrverbot für Dieselfahrzeuge, denn alle Luftmessungen zeigen hier massiv überschrittene Grenzwerte. Da hilft auch keine Tempo-30-Zone – die Verkehrsorganisation in dieser Straße muss sich radikal ändern. Und da ist es eher sinnfrei, nun ausgerechnet eine Verkehrsart aus der Straße zu nehmen, die überhaupt keine Luftschadstoffe erzeugt.

Die Diskussion zum Antrag der Grünen im Stadtrat wird möglicherweise heiß.

Aber das Leipziger Verkehrs- und Tiefbauamt wird um eine radikale Lösung nicht mehr umhin kommen.

Ökolöwe fordert Tempo 30 und die Einrichtung einer gesicherten Radspur in der Jahnallee

Ökolöwe fordert Tempo 30 und die Einrichtung einer gesicherten Radspur in der Jahnallee

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Es gibt 2 Kommentare

Prima Vorschlag. Viele Unfälle mit Radfahren? Wohin können wir die am besten abschieben? Radfahrer in die Nebenstraßen, Straßenbahn unter die Erde, vielleicht sollte man dan konsequent sein, und die Wohnhäuser zu Parkhäusern umbauen, dann wäre auch wieder Platz für 4 Fahrspuren. Es lebe die autogerechte Stadt.

“und immer mehr schwere Unfälle in der Jahnallee” Das ist übrigens nicht zutreffend. Es gibt dort zwar relativ viele Unfälle, aber die meisten sind Blechschäden PKW/PKW ohne Verletzte.

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