Am Freitag, 20. Juli, gab es ja gleich die doppelte Nachricht: Die beiden Stadträte Christopher Zenker (SPD) und Tim Elschner (Grüne) stellten ihren Antrag vor, die Stadt solle vier Baufelder auf dem Gelände des Eutritzscher Freiladebahnhofs erwerben, um die Entwicklung für das Gemeinwohl zu sichern. Und gleichzeitig teilte das Kulturzentrum „So&So“ mit, dass es am 28. Juni durch den Vermieter CG Leipzig City Nord GmbH & Co. KG gekündigt wurde. Am Sonntag, 22. Juli, meldete auch der TV-Club seinen Rauswurf. Ein Aha-Moment für die Leipziger SPD.

Denn dort beobachtet man mittlerweile recht genau, was in der Leipziger Stadtentwicklung passiert, aufgeschreckt durch die geradezu fatalen Entwicklungen am Bayerischen Bahnhof, wo ein begonnener Verständigungsprozess der Stadt mit dem dortigen Besitzer einfach im Nichts endete, weil das Grundstück wieder zum Verkauf gehen soll. Damit sind mittlerweile jahrealte Planungen für Schulen und Kita wieder obsolet, die Planungen der Stadt sind Makulatur. Und es wird sichtbar, wie wertvoll das Instrument der kooperativen Baulandplanung ist, das am Eutritzscher Freiladebahnhof zum Tragen kommt.

Wirklich verlässlich planen aber kann auch hier die Stadt erst, wenn ihr die für die eigenen Infrastrukturen notwendigen Baufelder auch gehören. Dazu gehört dann auch das für Sportplätze vorgesehene Gelände mit der angrenzenden Kulturmeile an der Eutritzscher Straße. Das ist der denkmalgeschützte Gebäuderiegel, in dem bis September noch das Kulturzentrum „So&So“ arbeiten darf.

„Unsere Stadt wächst und wird wesentlich mehr Wohnungen brauchen. Das ist eine Mammutaufgabe. Es kann aber nicht nur darum gehen, irgendwo und irgendwie genügend neue Wohnungen zu bauen, sondern wir wollen das Gesicht unserer Stadt bewahren. Dazu gehört auch das So&So“, kommentiert Henrik Fischer, Sprecher des Arbeitskreises Stadtentwicklung und Umwelt der SPD Leipzig, die Entwicklung auf dem Areal. Nun kann er also unter Umständen den TV-Club gleich mitnennen.

„Das Projekt am Eutritzscher Freiladebahnhof muss gelingen, denn Leipzig braucht die neuen Wohnungen und kann sich eine weitere Misere wie auf dem Gelände des Bayerischen Bahnhofs nicht leisten. Für die Zukunft müssen wir aus diesen Erfahrungen lernen. Die Stadtentwicklung ist dann besonders demokratisch und im Interesse der Leipziger, wenn sie in den Händen der Stadt Leipzig bleibt. Dafür setzen wir uns ein.“

Und erst dann hätte auch die Stadt Möglichkeiten, das „So&So“ zu retten. Denn bei den bisherigen Gesprächen der „So&So“-Betreiber mit der Stadt haben sich insbesondere Kulturbürgermeisterin Skadi Jennicke und Baubürgermeisterin Dorothee Dubrau aufgeschlossen gezeigt für die Bewahrung dieses Kulturangebots im künftigen neuen Wohnquartier.

„Der Antrag von Christopher Zenker und Tim Elschner im Leipziger Stadtrat ist deshalb richtig und hat unsere volle Unterstützung“, sagt Fischer. „Nur wenn wir auf dem Gebiet des Freiladebahnhofs Grundstücke in kommunales Eigentum bringen, können wir ihre Entwicklung als Stadtgesellschaft wirkungsvoll beeinflussen. Dann können wir auch wichtigen und prägenden Einrichtungen wie dem So&So eine Perspektive bieten.“

CG hat dem Kulturzentrum „So&So“ auf dem Gelände des Eutritzscher Freiladebahnhofs gekündigt

CG hat dem Kulturzentrum „So&So“ auf dem Gelände des Eutritzscher Freiladebahnhofs gekündigt

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