Am Dienstag, 11. Juni, wurde nach zweieinhalbjähriger Bauzeit nicht nur der neue Abschnitt des Elstermühlgrabens zwischen Lessing- und Thomasiusstraße eröffnet. Es gab auch die ersten Zahlen zum letzten Kanalstück, das jetzt noch fehlt, damit bis 2023 der komplette Elstermühlgraben wieder freiliegt.

Oberbürgermeister Burkhard Jung und Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer erzählten den Gästen der Eröffnung noch ein bisschen was zu Hochwasserschutz und zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie.

„Lebensqualität, Renaturierung und Hochwasserschutz sind die Argumente für das große Projekt Elstermühlgraben“, meinte Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung. „Seit 2004 holen wir etappenweise den ehemals fast 1.000 Meter langen, unterirdisch verlaufenden Abschnitt des über 800 Jahre alten Elstermühlgrabens ans Tageslicht zurück. Wasser gibt einer Stadt ein ganz besonderes Flair, es bringt Abwechslung zwischen die Häuser und Straßen, es ist eine sprichwörtliche Erfrischung im Stadtbild. Den Anwohnern können wir als Stadtverwaltung nicht genug danken. Ohne deren Geduld und Verständnis für diese lang andauernde Baumaßnahme mit den belastenden Umständen wäre die neugewonnene Attraktivität inmitten der Stadt nicht realisierbar gewesen.“

Ministerpräsident Michael Kretschmer erzählte dann auch ein bisschen was zu den Fördermitteln, denn weil der Freistaat die Freilegung auch als Hochwasserschutzmaßnahme akzeptiert, gibt’s auch entsprechend Fördergeld: „Die Eröffnung des nächsten Teilstücks des Elstermühlgrabens ist ein weiterer Schritt für eine klimafreundliche Infrastruktur in Leipzig. Die Offenlegung des Elstermühlgrabens verbessert den Hochwasserschutz und gleichzeitig die Lebensqualität. Der Freistaat hat durch die Unterstützung mit Fördermitteln einen wichtigen Beitrag für die Umsetzung des Vorhabens geleistet. Mit einer Fördersumme von über 5 Millionen Euro ist es eines der größten Projekte im Hochwasserschutz-Investitionsprogramm in Sachsen.“

Was kostete der Spaß eigentlich?

Die Gesamtmaßnahme wird seit Baustart im Jahr 2004 durch den Freistaat unterstützt. Seitdem flossen für die Bauabschnitte vom Stadthafen zur Elsterstraße und von der Lessingstraße zum Naturkundemuseum knapp 5,64 Millionen Euro über das Förderprogramm „FRGH“ (Förderrichtlinie Gewässer/Hochwasserschutz), insgesamt sogar rund 13,7 Millionen Euro aus den Fördermittelprogrammen des Freistaates.

Und jetzt konkretisiert sich auch, was das letzte fehlende Teilstück noch kosten wird: Auch am noch folgenden Bauabschnitt von der Elsterstraße zur Lessingstraße für rund 17 Millionen Euro wird sich der Freistaat beteiligen.

Hier am Poniatowskiplan soll das letzte Stück Elstermühlgraben freigelegt werden. Foto: Ralf Julke
Hier am Poniatowskiplan soll das letzte Stück Elstermühlgraben freigelegt werden. Foto: Ralf Julke

Speziell für den eröffneten rund 85 Meter langen und 7,5 Meter breiten Abschnitt zwischen Lessing- und Thomasiusstraße plus Funkenburgbrücke wurden insgesamt rund 6,64 Millionen Euro investiert. Hierfür wurden der Stadt Leipzig insgesamt rund 4,04 Mio. Euro über die Förderprogramme „FRGH“ (Förderrichtlinie Gewässer/Hochwasserschutz) und „Brücken in die Zukunft“ bereitgestellt.

Zur Uferbefestigung für das neue Flussbett wurden rund zwölf Meter tiefe Stahlbetonpfähle eingebracht und anschließend ein Erdaushub von etwa 6.300 Kubikmeter vorgenommen. Danach wurde eine 1,50 Meter starke Betonsohle eingebaut und mit Wasserbausteinen abgedeckt. Die Uferwände sind mit Naturstein verkleidet. Weiterhin wurden Halbinseln eingebaut und schwimmende Baumstämme an versetzt angeordneten Gabionen befestigt. Die Treppe zum Elstermühlgraben ist angelehnt an die typischen Zugangstreppen der historischen Leipziger Mühlgräben. Der Wasserstand beträgt circa 1,20 Meter bei einem Durchfluss von 2 Kubikmeter pro Sekunde.

Die Funkenburgbrücke ist eine Einfeldbrücke aus Stahlbeton. Das Geländer und die Beleuchtung entsprechen nun dem Gestaltungskonzept für alle Mühlgräben Leipzigs. Der Stich Thomasiusstraße 2 bis 2c wurde auf eine Länge von 60 Meter bei einer Breite von 7,50 Meter grundhaft ausgebaut. Der Rad-/Gehwegsteg wurde am Gebäude Lessingstraße 24 mittels rutschfesten Bohlenbelag über dem Elstermühlgraben als Teil des künftigen Wegs vom Stadthafen zum Ranstädter Steinweg errichtet. Neugestaltet wurde auch der an die Thomasiusstraße 6 angrenzende Quartiersplatz. Neue Bäume, Gehölze, zwei Bänke mit Papierkorb und eine sich über den gesamten Platz erstreckende Schlangenintarsie (Steinlegearbeit) als künstlerisches Element sorgen für eine hohe Aufenthaltsqualität.

Die Geschichte des Elstermühlgrabens

Der Elstermühlgraben zwischen Lessingstraße und Ranstädter Steinweg wurde zu Beginn der 1960er Jahre mittels eines Betonrohres mit einem Innendurchmesser von 1,50 Meter verrohrt und anschließend verfüllt. Damit wurde eine minimale Fließwassermenge in den unverfüllten Abschnitten des Elstermühlgrabens gewährleistet. Seit 2004 wird der Elstermühlgraben wiedergeöffnet. Fertiggestellt sind die Abschnitte zwischen Stadthafen und Elsterstraße und parallel zum Ranstädter Steinweg bis zum Naturkundemuseum.

Das Offenlegen des gesamten Grabens soll Ende 2023 abgeschlossen sein. Dafür werden in den kommenden Jahren der Ersatzneubau der Elster- und Poniatowskibrücke, der dazwischenliegende Wasserbau, die Ertüchtigung des Angerwehres und die Vervollständigung der Steganlagen folgen.

Und damit kommt man zu den Lieblingsprojekten des Leipziger Umweltbürgermeisters: Damit wird die Voraussetzung geschaffen, den sogenannten wassertouristischen Kurs 3 vom Stadthafen Leipzig zum Auensee und weiter Richtung Halle in Betrieb zu nehmen. Leipzigs Umweltvereine bezweifeln zwar stark, dass dieser Kurs durch die naturbelassenen Teile von Elstermühlgraben und Weißer Elster jemals Sinn machen wird. Aber augenscheinlich traut sich im Stadtrat niemand zu sagen, dass das WTNK in vielen Teilen nicht nur gegen Naturschutzgüter verstößt, sondern auch in großen Teilen schlicht nicht umsetzbar ist.

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