Man darf ja mal träumen. Und tatsächlich ist dieser Traum schon acht Jahre alt. 2012 verkaufte die Bahn die seit 1999 nicht mehr genutzte Gleisstrecke Merseburg–Leipzig-Leutzsch an einen Privatinteressenten, der daraus eine Radstrecke entwickeln wollte. Eine famose Idee, wenn man bedenkt, dass man auf so einer Strecke als Radfahrer vom Kraftverkehr unbehelligt von Leutzsch bis nach Gundorf und zum Elster-Saale-Kanal käme. Der Traum ist nicht tot.

Er tauchte gerade erst in einer Vorlage des Planungsdezernat zu den Georg-Schwarz Brücken wieder auf. Denn wenn man diesen Radweg auf der alten Merseburger Gleisstrecke bauen will, muss man auch den entsprechenden Raum unter der neu zu bauenden Brücke einplanen. Hinterher lässt sich so etwas kaum noch oder unter enormen Mehrkosten umsetzen. Das Planungsdezernat schlägt deshalb vor, die Brückenpfeiler so zu versetzen, dass der Radweg unter der Brücke separat hindurch geführt werden kann.

Und die Planer, die sich mit der Leipziger Radnetzplanung beschäftigen, haben diesen potenziellen Radweg sowieso nicht vergessen. In der Planung zu HauptnetzRad taucht diese mögliche Streckenführung in roten Rasterpunkten auf.

Und auf Nachfrage bestätigt uns das Verkehrs- und Tiefbauamt auch: „Im Plan des ,HauptNetzRad der Stadt Leipzig‘ ist diese Verbindung als Trassenkorridor als noch zu entwickelnder innergemeindlicher Radweg IR III ausgewiesen. Die Realisierung des komplexen Verkehrsbauvorhabens Georg-Schwarz-Brücken einschließlich der Straße Am Ritterschlösschen wird voraussichtlich Ende 2024 beginnen und 2030 abgeschlossen werden.

Erst ab 2030 ist dann die Nutzung des Radweges im Bereich der Georg-Schwarz-Brücken entlang der Bahn möglich und eine Weiterführung nach Westen sinnvoll. Insoweit könnten Planungen zur Weiterführung des Radweges im Korridor der ehemaligen Bahnstrecke Merseburg-Leipzig Leutzsch frühestens 2025 beginnen in Abhängigkeit einer Priorisierung im neuen Radverkehrsentwicklungsplan 2030.“

Ein bisschen Geduld muss man als Radfahrer also schon haben. Die Georg-Schwarz-Brücken sind derzeit das aufwendigste und langwierigste Großprojekt, das Leipzigs Verkehrsplaner vor sich haben. Aber so betrachtet kam der Änderungsvorschlag für den Westteil der Brücken gerade noch rechtzeitig, um die Unterbringung dieses Radweges ab 2030 abzusichern.

Im aktuellen Radverkehrsentwicklunsplan ist diese Radstrecke deshalb auch noch nicht enthalten. Ob sie im nächsten schon auftauchen wird, ist noch offen, betont das Verkehrs- und Tiefbauamt: „Die Neuauflage und die öffentliche Diskussion zu dem sich in Aufstellung befindlichen ,Radverkehrsentwicklungsplan 2030‘ bleibt dahingehend abzuwarten, ob und wie diese Radverkehrsverbindung dort entsprechend priorisiert wird. In der Prioritätenliste ,Neubau von Radverkehrsanlagen‘ des sich in Aufstellung befindlichen ,Mittelfristigen Investitionsprogramm im Straßen- und Brückenbau 2020–2024‘ ist dieser Radweg an Position 28 von insgesamt 31 Radverkehrsanlagen aufgeführt.“

Bleibt nur ein Problem: Die Gleisstrecke, auf der von 1931 bis 1998 Personenzüge, bis 1999 noch Güterzüge verkehrten, gehört noch nicht der Stadt.

„Die stillgelegte Gleisstrecke Merseburg–Leipzig-Leutzsch (Flurstück 174/a der Gemarkung Gundorf und der Gemarkung Böhlitz-Ehrenberg) befindet sich im privaten Besitz“, bestätigt uns das Verkehrs- und Tiefbauamt. „Über Verhandlungen zum Grunderwerb kann zu diesem Zeitpunkt aus Datenschutzgründen nicht ausgeführt werden. Zuständig für Grunderwerb ist das Liegenschaftsamt.“

Ob freilich der augenblickliche Besitzer die Kraft hat, den Radweg auszubauen und zu entwickeln, ist offen. Immerhin könnte die Strecke nicht nur vom Heuweg über Leutzsch bis Gundorf führen, sondern immer auf der alten Gleisstrecke sogar weiter nach Dölzig und Leuna bis nach Merseburg. Das wäre ein echtes touristisches Angebot für die Region. Denn die rund 28 Kilometer bis Merseburg wären bei einem Tagesausflug mit dem Rad problemlos zu schaffen.

Planungsdezernat legt noch zwei sinnvolle Ideen für die Georg-Schwarz-Brücken vor

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Im Wikipedia-Link steht aber leider auch, dass auf bereits verkauften Streckenteilen der Bahndamm sogar schon abgetragen wurde, um neuen Einfamilienhäusern zu weichen…
Ein Rückkauf dürfte unwahrscheinlich sein.

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