In diesem Jahr haben viele Leipziger/-innen nicht nur coronabedingt ihren Urlaub daheim verbracht, sie nutzten die sommerlichen Tage auch zum Aufenthalt im Auenwald. Und sie sahen einen Wald, dem es sichtlich schlecht geht. Nicht nur durch die anhaltende Trockenheit, auch durch die Rücksichtslosigkeit vieler Zeitgenossen, die den Wald zertrampeln und zerfahren. Was Stadtrat Marcus Weiss (Die PARTEI) ja dazu bewegte, einen entsprechenden Antrag zu stellen.

Ihm ging es dabei vor allem um den südlichen Auwald, zu dem das Naturschutzgebiet Elster-Pleiße-Auwald gehört. Zu dem hat ja bekanntlich die Grünen-Fraktion einen eigenen Antrag gestellt. Das Naturschutzgebiet reicht nur bis zur Paußnitz und ist viel zu klein. Die Grünen wünschen sich eine Vergrößerung bis zur Pleiße und bis zur Brückenstraße.

Aber dass so viele Mitmenschen rücksichtslos abseits der öffentlichen Wege durch die geschützten Waldgebiete fahren und laufen, hat auch damit zu tun, dass nirgendwo ein Hinweis auf den Schutzstatus des Waldes steht. Was zumindest hilfreich wäre für all jene, die gern so tun, als hätte ihnen das niemand gesagt.

In seiner Stellungnahme zum Antrag von Markus Weiss macht das Amt für Umweltschutz nun freilich auch deutlich, dass es selbst daran zweifelt, dass Schilder etwas nützen. Augenscheinlich sind ein paar Leute völlig unbelehrbar und wollen auch nicht akzeptieren, dass unser Wald tatsächlich hochgradig gefährdet ist.

Und so stellt dann das Amt für Umweltschutz fest: „Der Nutzungsdruck im südlichen Auwald und somit im Umgriff des NSG ,Elster-Pleiße-Auwald‘ hat sich zwar auch durch die Coronakrise, aber vielmehr allgemein durch das Bevölkerungswachstum in der Stadt Leipzig verstärkt.“

Und in gewisser Weise kommt es dem Grünen-Antrag, der sich mit dem Vandalismus im Auenwald beschäftigt, schon jetzt mit einer Aktion zuvor: „Eine ausreichende Beschilderung des NSG ,Elster-Pleiße-Auewald‘ ist derzeit noch nicht vorhanden, eine Neubeschilderung des NSG an den geeignetsten Stellen ist allerdings aktuell durch die untere Naturschutzbehörde in konkreter Planung und für das Jahr 2020 finanziell eingestellt. Neben der Beschilderung der NSG-Grenzen werden im Umfeld der Paußnitzlache an Trampelpfaden Schilder mit Kurzerläuterungen aufgestellt. Dies dient neben der Erläuterung der Rechtslage auch der Sensibilisierung der Bevölkerung.“

Denn auch in diesem Gebiet – bis hin zum Floßgraben – gibt es einige illegale Trampelpfade und Mountainbike-Pisten, die mit der Zeit immer breiter werden, weil ein gedankenloser Mensch dem anderen hinterherlatscht.

„Die Trampelpfade, insbesondere im Bereich der Paußnitzlache, werden in Zusammenarbeit mit Stadtforsten insbesondere durch das Querlegen von Stämmen (die im Gelände liegen), gesperrt“, kündigt das Amt für Umweltschutz (AfU) an, ahnt aber schon: „Erfahrungsgemäß sind Sperrungen solcher Trampelpfade jedoch häufig von wenig dauerhafter Natur (Erfahrungen v. a. am Floßgraben).“

Mountainbike-Strecken und ähnliches würden im südlichen Auwald durch die Abteilung Stadtforsten in Abstimmung mit dem AfU bereits seit Jahren regelmäßig entfernt, wobei in wenig sensiblen Bereichen im Ausnahmefall auch solche belassen werden (außerhalb des NSG), so das Amt für Umweltschutz. Womit augenscheinlich der Mountain-Bike-Parcous an der Neuen Linie in Höhe des Wildparks gemeint ist.

„Errichtete Bauwerke im NSG (Naturschutzgebiet, d. Red.) wie Schaukeln werden entfernt, Flöße und Staudämme im NSG sind dem Amt für Umweltschutz derzeit nicht bekannt“, so die Auskunft des Amtes. „Regelmäßige Kontrollen zur Einhaltung des Wegegebotes werden im NSG Elster-Pleiße-Auwald nicht durchgeführt. Sehr trittempfindliche Flächen (z. B. Orchideenwiesen), wo dies sehr wichtig wäre, befinden sich im NSG nicht. Bei Anzeigen, z. B. wenn Märzenbecher ausgegraben werden, handelt die untere Naturschutzbehörde. Die notwendigen Maßnahmen zum Schutz des NSG werden unabhängig vom Auenentwicklungskonzept getroffen. Ein direkter inhaltlicher Zusammenhang mit diesem ist nicht erkennbar.“

„Die Neubeschilderung des NSG Elster-Pleiße-Auwald soll noch im Jahr 2020 erfolgen. Weiteres Verwaltungshandeln erfolgt anlassbezogen“, betont das Amt für Umweltschutz. Die geplanten Maßnahmen aber könnten ein Anfang sein, den Leipziger/-innen auch wieder vor Augen zu führen, dass ihr Auenwald ein streng geschütztes Naturschutzgebiet ist und dass sie es nur erhalten können, indem sie es verschonen.

Marcus Weiss beantragt endlich ein städtisches Handeln gegen Trampelpfade und Mountainbike-Strecken im Auenwald

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