Es ging fast unter in der großen Debatte um den kommenden Lockdown Light: Leipzig hat wieder einmal einen Preis gewonnen. Wieder einen für den Grünen Bogen Paunsdorf, in diesem Fall für den Großen Garten Paunsdorf, in dem 2019 der alte Gutspark in Paunsdorf in einen neuen erlebbaren Park und damit zum Teil des Grünen Bogens gemacht wurde.

Die Meldung von Donnerstag, 29. Oktober, aus dem Sächsischen Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft (SMEKUL) lautete: „Der 1. Preis in der Kategorie ,Freianlagen an öffentlichen Einrichtungen – Grünflächen/ Parkanlagen/Spielplätze‘ wurde an die Stadtverwaltung Pirna, Fachgruppe Stadtentwicklung, für den Friedenspark Pirna-Stadtzentrum verliehen. Die zwei Sonderpreise in dieser Kategorie gingen an die Ev.-Luth. Kirchgemeinde Frieden und Hoffnung, Dresden, für die Neugestaltung des Vorplatzes der Hoffnungskirche Dresden-Löbtau und an die Stadt Leipzig, Amt für Stadtgrün und Gewässer, für die Neugestaltung des Gutspark Paunsdorf.“

Insbesondere der NABU Leipzig hatte sich dafür starkgemacht, dass bei der Neugestaltung des alten Gutsparks die inzwischen reiche Artenvielfalt bewahrt wurde. Für 360.000 Euro war das zuvor jahrelang ungenutzte Areal in Alt-Paunsdorf so gestaltet worden, dass auch der Rückzugsraum der dort lebenden Tiere bewahrt wurde. Dabei ordnet sich dieser Park in das Großprojekt „Grüner Bogen Paunsdorf“ sozusagen als westlicher Ankerstein ein.

„Die Parkanlage ,Großer Garten‘ befindet sich im historischen Ortskern von Paunsdorf und ist Teil eines ehemaligen Rittergutes aus dem 17. Jahrhundert“, hieß es 2018 in der entsprechenden Stadtratsvorlage der Verwaltung.

„Die übergreifende Freiraumentwicklung ,Grüner Bogen Paunsdorf‘ nimmt am Großen Garten ihren Anfang und setzt sich nach Norden fort über die Permoserstraße. Nach Süden schließt sich über geplante städtebauliche Erneuerungen die gebietsinterne Freiraumstruktur mit der öffentlichen Grünanlage auf dem Anger an. Für die wohnungsnahe Grünfläche Großer Garten ist eine fehlende öffentliche Nutzbarkeit festzustellen.

Die angrenzende Schule und Kindertagesstätte nutzen den Park seit etwa 10 Jahren nicht mehr und die noch vorhandenen Gebäude und Lagerflächen wurden zurückgebaut. Vor diesem Hintergrund konnte sich innerhalb des eingefriedeten Parks ein Erlebniswert mit besonderem Artenreichtum an Flora und Fauna entwickeln.“

Und zur konkreten Gestaltung: „Mit Rücksicht auf Flora und Fauna entstehen dabei interessante und vielfältige Parkräume, welche zum Spazieren und Verweilen einladen. Die beiden geplanten Haupteingangsbereiche am Lehdenweg und an der Theodor-Heuss-Straße werden durch einen zentralen Weg verbunden und durch die ,Merkzeichen der Natur‘ als besondere Wegweiser betont. Richtungsweisend im Park fungieren drei weitere Wegbegleiter.

Die notwendigen Rückzugsbereiche für die Tierwelt befinden sich vorrangig in Randbereichen des Parks, innerhalb dichter Gehölzkulissen. Hier kann auch der Standort eines Imkers beibehalten werden. Die Erneuerung der Parkeinfriedung dient der Besucherlenkung zum zentralen Eingangsbereich und der Sicherung von Ruhezonen im Park. Schule und Kita erhalten einen schuleigenen Zugang zum Park.

Im Rahmen eines Schulprojektes sollen mehrsprachige Informationstafeln im Park die Bedeutung als Naturerlebnisraum und geschichtsträchtigen Ort vermitteln. Dieses Vorhaben soll in enger Kooperation zwischen 24. Grundschule, NABU Leipzig und der Stadtverwaltung entstehen.“

Der Sonderpreis reiht sich nun ein in eine ganze Reihe von Preisen, die Leipzigs Grünverwaltung für den systematischen Ausbau des „Grünen Bogens Paunsdorf“ mittlerweile bekommen hat. So heißt es auf der Homepage der Stadt selbst: „Neben internationalen Anerkennungen, wie der Nominierung zum ,International Urban Landscape Award‘ im Jahr 2007, wurde dem Grünen Bogen Paunsdorf im gleichen Jahr der ,Leipziger Architekturpreis‘ verliehen. Zusätzlich erhielt das Projekt den Sonderpreis ,Natur in der Stadt‘ im Rahmen des Wettbewerbs ,Bundeshauptstadt der Biodiversität 2011‘.“

Wenn die Stadt will und tatsächlich auch mit den Umweltverbänden in der Stadt kooperiert, kann sie einiges bewirken, das Erlebnis von Grünanlagen und Artenreichtum in der Stadt zu fördern. Der NABU hatte sich mit der Petition „Bauen und Natur erhalten“ noch mehr erwartet. Doch eine Stadtratsdebatte gab es dazu in der Ratsversammlung am 14. Oktober, als über die Petition abgestimmt wurde, nicht.

Der Stadtrat stimmte da dem eher ausweichenden Vorschlag der Verwaltung zu, der eine „Erarbeitung einer Stadtbiotopkartierung und einer Biotopverbundplanung mit Unterstützung der Umwelt- und Naturschutzverbände“ bevorzugte – und damit freilich auch die nicht unwichtige Diskussion vermied, wie viel zusätzliche Grünanlagen und Rückzugsräume in einer Stadt wie Leipzig eigentlich geschaffen werden könnten, welche Potenziale es dafür gibt. Denn für all die zugebauten bisherigen Brachen und Lücken gibt es keinen echten Ausgleich im Stadtgebiet. Weshalb die Kartierung eigentlich schon längst nur eine Lückenkartierung sein kann, die die schon eingetretenen Verluste nicht mehr abbilden kann.

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