Jahrelang schien gar nichts voranzugehen bei der Lösung all der Probleme rund um das Sportforum. 2020 zog die Stadt dann die Reißleine und initiierte ein Verfahren, bei dem an einigen Punkten auch die Betroffenen mit eingebunden wurden, ein externes Büro wurde hinzugezogen und unter Corona-Bedingungen ging es los, für den Gordischen Knoten eine Leipziger Lösung zu finden. Was dabei herausgekommen ist, stellten OBM Burkhard Jung und Baubürgermeister Thomas Dienberg am Donnerstag, dem 22. Juni, erstmals der Presse vor.

Mit dem nun vorgelegten Rahmenplan für das Stadionumfeld hat das Stadtplanungsamt jetzt kurz- bis langfristige Entwicklungsperspektiven für das Quartier zwischen Lindenau, Elsterflutbecken und Waldstraßenviertel formuliert. Den entsprechenden Beschluss für ein übergeordnetes Leitbild hat Oberbürgermeister Burkhard Jung inzwischen auf Vorschlag von Baubürgermeister Thomas Dienberg auf den Weg gebracht, der Stadtrat entscheidet vielleicht noch im Juli darüber, wahrscheinlicher aber erst nach der Sommerpause.

Was noch vor der Fußball-EM passieren soll

Noch vor der Fußball-EM im Juni 2024 mit vier Spielen in Leipzig sollen zumindest einige kosmetische Eingriffe das Umfeld von Stadion und Arena aufbessern: Da der Zustand des Stadionvorplatzes derzeit ein wenig einladendes Bild bietet, soll dieser kurzfristig durch schnell nutzbare und später auch revidierbare Eingriffe aufgewertet werden, betont Thomas Dienberg.

Vorgesehen ist, die Asphaltoberfläche zu erneuern, 200 zusätzliche Radabstellplätze zu installieren und kleinere Ausbesserungen vorzunehmen – etwa umgeknickte Radbügel zu ersetzen und verkantete Borde in Grünanlagen zu richten. Geplant ist zudem eine Begrünung durch Stauden – diese können später leichter als Bäume umgesetzt werden.

Dafür wären rund 800.000 Euro nötig, die im Haushalt 2023/2024 noch nicht untersetzt sind. „Dafür müssen wir noch einen Deckungsvorschlag bringen“, sagt Baubürgermeister Thomas Dienberg.

Thomas Dienberg, Bürgermeister und Beigeordneter für Stadtentwicklung und Bau, Oberbürgermeister Burkhard Jung und Dr. Brigitta Ziegenbein, Leiterin Stadtplanungsamt bei der Pressekonferenz am 22. Juni. Foto: Sabine Eicker
Thomas Dienberg, Bürgermeister und Beigeordneter für Stadtentwicklung und Bau, Oberbürgermeister Burkhard Jung und Dr. Brigitta Ziegenbein, Leiterin Stadtplanungsamt bei der Pressekonferenz am 22. Juni. Foto: Sabine Eicker

Was nach der EM 2024 passieren soll

Der Stadionvorplatz soll auch langfristig grüner, attraktiver und multifunktional werden. Dafür wird 2024 ein eigenes Wettbewerbsverfahren ausgelobt, das auch die Fläche der Interimsschule umfasst und die auch heute schon begrünte Achse vom Robert-Koch-Park bis zur Lindenallee an der Arena. Bis 2030 soll der Platz abschnittsweise fertiggestellt werden.

Auch die Website www.leipzig.de/stadionumfeld zeigt diesen Bereich ohne eine Öffnung der Alten Elster, wie sie seit 2006 von einigen Akteuren immer wieder ins Spiel gebracht wird.

„Das ist unsere bevorzugte Vision“, sagt Burkhard Jung. Denn für den Hochwasserschutz wird die Alte Elster schon lange nicht mehr benötigt. Um sie freizulegen, würde man gerade einen Großteil des Grünzuges wieder opfern, der jetzt auch einen grünen Übergang zwischen Sportforum und Waldstraßenviertel bietet.

Der Bereich des ehemaligen Schwimmstadions soll ebenfalls mittelfristig umgesetzt werden. Hier – wo nach dem „Umzug“ von RB Leipzig an die Capastraße keine Geschäftsstelle für den Fußballclub entstehen muss – plant die Stadt einen neuen Grundschulstandort mit Sporthalle und dazugehörigem Sportmuseum. Geprüft wird derzeit auch, ob eine Sporthalle mit mehreren tausend Zuschauern möglich ist.

Hier muss sogar baldigst etwas passieren, betont Thomas Dienberg, denn 2028 endet die Genehmigung für die Interimsschule, die jetzt noch am Robert-Koch-Park steht. Bis dahin muss die neue Schule stehen, denn allein das Waldstraßenviertel braucht eine vierzügige Grundschule.

Der Parkplatz westlich der Arena: Hier soll eine Parkpalette mit über 1.300 Stellplätzen entstehen. Foto: Ralf Julke
Parkplatz westlich der Arena: Hier soll eine Parkpalette mit über 1.300 Stellplätzen entstehen. Foto: Ralf Julke

Westlich der Arena, wo heute ein großer Parkplatz für 420 Pkw existiert, sollte ziemlich bald eine Parkpalette entstehen, die im Grunde das Herzstück der Pläne für das Sportforum ist. Denn eine Lösung für den Gordischen Knoten bekommt man nur, wenn man die Mindestzahl der auch vertraglich schon vereinbarten Stellplätze bereitstellt.

Das ist am ehesten möglich, wenn man gleich neben der Arena Parkraum für über 1.300 Fahrzeuge in einer Parkpalette schafft. Parkpalette deshalb, weil sowohl Jung als auch Dienberg sich sicher sind, dass die Sache schon 2030 völlig anders aussieht. Die Palette also leicht wieder demontiert werden kann.

Damit können auch die Parkplätze gesichert werden, die RB Leipzig bislang auf dem Kleinmessegelände zugesagt waren. Mit der Folge, dass die Kleinmesse am Standort Cottaweg langfristig erhalten werden kann.

Wenn der Stadtrat zustimmt, dürfte den Schaustellern ein gewaltiger Stein vom Herzen fallen.

Was eher erst 2030 passiert

Und dann rückt ein Projekt in den Blick, das Burkhard Jung schon in seiner Zeit als Sportdezernent und Olympiabeauftragter beschäftigte: die Wegeverbindungen zum Stadion signifikant zu verbessern.

Die Festwiese am Stadion mit der möglichen Fußgänger-/Radfahrerbrücke über das Elsterbecken. Grafik: Rehwaldt Landschaftsarchitekten
Die Festwiese am Stadion mit der möglichen Fußgänger-/Radfahrerbrücke über das Elsterbecken. Grafik: Rehwaldt Landschaftsarchitekten

Dazu gehört im Wesentlichen die Ost-West-Verbindung zwischen Lindenau und dem Waldstraßenviertel. In dem Zusammenhang soll eine etwa sechs Meter breite und 200 Meter weite Brücke für Fußgängerinnen und Radfahrer über das Elsterflutbecken realisiert werden. Die Brückenplanung soll in den nächsten Jahren beginnen, die entsprechende Finanzierung im Haushalt 2025/2026 gesichert werden. Auch muss geklärt werden, wie der artenschutzrechtliche Rahmen hierfür aussieht.

Dafür haben Baubürgermeister Dienberg und Umweltbürgermeister Rosenthal jetzt den Prüfauftrag, so Jung. Denn das ganze Gelände westlich des Elsterbeckens steht unter strengstem Naturschutz.

Auch auf der Nordanlage soll eine neue Querung ermöglicht werden, sodass man vom Elsterradweg dort direkt Richtung Waldstraßenviertel gelangt. Eine Tennishalle und ein Laufschlauch sind in der Überlegung.

Und irgendwann nach 2024 soll auch endlich die Erweiterung der LVB-Haltestelle Sportforum-Süd in Angriff genommen werden, damit Besucher des Stadions sich hier nicht mehr wie die Heringe stauen, leichter die Jahnallee Richtung Festwiese überqueren können und damit auch das Ein- und Ausfahren der Straßenbahnen beschleunigt wird.

Das Büro Rehwaldt Landschaftsarchitekten hat den Rahmenplan mit erarbeitet. Bereits in der Entwurfsphase gab es verschiedene Beteiligungsformate – mit zentralen Akteuren anhand von Interviews, mit mobilen Vor-Ort-Stationen im Oktober 2020 sowie in Workshops. Auch weitere Formate sind in den kommenden Monaten als öffentliche Beteiligung vorgesehen. Unter www.leipzig.de/stadionumfeld wird zudem aktuell über den Masterplan informiert.

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Es gibt 2 Kommentare

@Matthias Malok:
“Frage: Wer schreibt was vor, dass ein Parkhaus notwendig ist?”
Ich glaube das hier:
“wenn man die Mindestzahl der auch vertraglich schon vereinbarten Stellplätze bereitstellt.”
und das:
“Damit können auch die Parkplätze gesichert werden, die RB Leipzig bislang auf dem Kleinmessegelände zugesagt waren. Mit der Folge, dass die Kleinmesse am Standort Cottaweg langfristig erhalten werden kann.”

Schade das die Folien beim Vortrag vom Herrn Dienberg nicht eingeblendet werden konnten. Frage: Wer schreibt was vor, dass ein Parkhaus notwendig ist?

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