Das könnte tatsächlich eine Chance sein, findet die AG Stadionumfeld des Fanverbandes Leipzig beim Blick auf den Masterplan Stadionumfeld, den OBM Burkhard Jung und Baubürgermeister Thomas Dienberg am 22. Juni vorgestellt haben. Aber eigentlich auch nur, wenn die Stadt an zwei Punkten tatsächlich endlich konsequent agiert. Das eine ist der Verzicht auf die Alte Elster. Und das andere ist der Bau einer wirklich leistungsfähigen Straßenbahnwendeschleife.

Die Wendeschleife kommt im vorgestellten Masterplan noch nicht vor. Denn Stadt und LVB gehen nach wie vor davon aus, dass die erneuerte Wendeschleife an der Feuerbachstraße völlig genügen muss.

Der AG Stadionumfeld ist das aber nicht zielführend: „Wir erachten diesen Auftrag an die Stadtverwaltung nicht als lose Empfehlung, sondern als bindenden und auszuführenden Auftrag. Die Stadtverwaltung erklärte zum Runden Tisch Veranstaltungsverkehr expliziert zum vorgestellten Plan der AG Stadionumfeld zum Bau einer Wendeschleife auf Arena 2: ‚Die Stadtverwaltung will keine Wendeschleife.‘ Es liegt beim Stadtrat, ob er bei der Debatte über den Rahmenplan seinen Auftrag als erfüllt ansieht oder nicht, ob er sich dem Willen der Stadtverwaltung diskussionslos unterordnet oder nicht“, formuliert die AG in ihrer Stellungnahme zum Masterplan.

Bremsklotz „Alte Elster“

Dass die „unüberwindbare“ Alte Elster dabei eine Rolle spielen könnte, die Teile der Verwaltung immer noch freilegen wollen, wurde genau in der Diskussion um die Wendeschleife deutlich: „Bei der Veranstaltung zur Auswertung der Bürgerbeteiligungs-Workshops legte die Stadtverwaltung einige Skizzen für eine Wendeschleife vor, die mitten im Wohngebiet und fern der Wegebeziehungen zum Stadion liegen.

Eine von uns im Sinne des Stadtratsbeschlusses und auf Basis der Erhebungen im Rahmen des Verkehrskonzepts Sportforum bereits 2020 vorgelegte und per Mail zugesandte Wendeschleifenvariante für Arena 2 wurde dabei nicht vorgestellt. Wir betrachten dies als Kompliment und einen Hinweis darauf, dass unsere Variante umsetzbar ist. Unser Konzept für eine Wendeschleife sieht die Option vor, die Wendeschleife mit einem Parkhaus zu überbauen.“

Arena 2 ist das Gelände des ehemaligen Schwimmstadions, wo jetzt das neue Sportmuseum und eine neue Grundschule ihren Platz finden sollen. Möglicherweise auch eine weitere Wettkampfhalle für Ballsportarten.

Immerhin gehe es – wenn Stadion und Arena zugleich bespielt werden – um eine mögliche Gesamtbesucherzahl von 71.000, rechnet die AG Stadionumfeld vor.

„Der Ball liegt beim Stadtrat zu beurteilen, ob die bestehende Straßenbahninfrastruktur leistungsfähig genug für eine solch denkbare Gesamtbesucherzahl auf dem Sportforum ist“, stellt die AG Stadionumfeld fest. „Bislang war in den Planungen die Alte Elster stets mitzuberücksichtigen. Da nun ohne Alte Elster geplant wird, ist unsere Botschaft an Stadtverwaltung und Stadtrat zu prüfen, ob der derzeitige Schulstandort Robert-Koch-Platz dauerhaft in Form eines neu zu errichtenden festen Schulgebäudes, statt eines Containerbaus, erhalten bleiben kann. Weitere Alternativen, wie der Umzug der Grundschule vom Robert-Koch-Platz in die Schule an der Max-Planck-Straße, werden geprüft.“

Parkhaus und Stadionvorplatz

Das notwendige Parkhaus, um die mit RB Leipzig vertraglich gesicherten Autostellplätze zu schaffen, plant die Stadt aber anders als die AG Stadionumfeld nicht auf dem Gelände Arena 2, sondern westlich der Arena auf Arena 1.

Den Plan, auf Arena 1 ein Parkhaus zu errichten, begrüßt die AG Stadionumfeld grundsätzlich, „sofern sich die Gesamtzahl der Parkplätze (2.040) in Stadionnähe nicht erhöht. Es muss gewährleistet sein, dass Mobilitätseingeschränkte in Nähe zur Quarterback Immobilien Arena und zum Stadion parken können. In die Überlegungen zum Standort für den Bau des Parkhauses ist auch die Option zu berücksichtigen, gemäß unseres eingereichten Vorschlags auf Arena 2 eine Wendeschleife zu errichten, die mit einem Parkhaus überbaut werden kann.“

Auch dass der Stadionvorplatz endlich aufgeräumt werden soll, begrüßt die AG: „Dass der Stadionvorplatz in den kommenden Jahren grundlegender umgestaltet und grüner werden soll, begrüßen wir ausdrücklich.“

Aber dass nur 200 zusätzliche Fahrradstellplätze errichtet werden sollen, betrachtet die AG als nicht ausreichend.

Und dann sind da ja noch die Haltestelle Sportforum Süd und der Vorplatz Festwiese.

„Dass ein Umbau dieser Haltestelle sechs Jahre nach Aufstieg RB Leipzigs in die Bundesliga nun in Aussicht gestellt wird, ist, das muss man leider feststellen, ein Erfolg“, meint die AG. Nur halt ein später, denn die Haltestelle wird erst im Schatten der Sanierung der Zeppelinbrücke – nach der EM 2024 – umgebaut und damit leistungsfähiger, sodass der Besucheransturm Richtung Festwiese besser abgewickelt wird.

Was freilich die Leistungskapazität der Straßenbahnlinien in der Jahnallee noch nicht erhöht. Mehr Stadionbesucher mit Straßenbahn bekommt man nur transportiert, wenn die Wendeschleife östlich des Stadions deutlich leistungsfähiger wird. Denn erst das ermöglicht, dass noch mehr Besucher auf ihr Auto verzichten. Auf dem Vorplatz zur Festwiese, der auch neu gestaltet werden soll, sollen schon bald sämtliche Stellplätze entfallen und damit das Kurvenlaufen der mit der Straßenbahn anreisenden Fans durch die geparkten Autos entfallen.

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