Am 9. November ging es ganz am Ende der Ratsversammlung noch einmal hoch her. Denn da stand der Grünen-Antrag „Sofortmaßnahmeplan Parkchaos“ auf der Tagesordnung. Die Grünen hatten ihn noch einmal abgeändert. Aber das Erstaunliche an diesem Abend war: Alle Fraktionen waren sich einig darin, dass das Parkchaos aufhören soll. Auch die Autofahrerfraktionen.

Letztere stimmten am Ende zwar trotzdem gegen den Grünen-Antrag, der vor allem auf die Bildung eines Runden Tisches abzielt, an dem dann auch Vertreter des „Amtes für Stadtgrün und Gewässer, Ordnungsamtes, Verkehrs- und Tiefbauamtes, Landespolizei, SBB Altwest und Mitte, LVB, sowie Vertreter/-innen von RB Leipzig, Arena und Fanverband“ sitzen. Also alle möglichen Leute und Institutionen, die sich alle schon Gedanken gemacht haben darüber, wie das Chaos dort aufhören kann.

Ein Parkhaus wäre keine Lösung

Wobei eine Lösung, für die FDP-Stadtrat Sven Morlok warb, ganz bestimmt keine Lösung ist: Er plädierte für den Bau eines weiteren Parkhauses am Sportforum. Denn wie Grünen-Stadtrat Jürgen Kasek berechtigterweise erklärte, induzieren neue Parkplätze von Natur aus noch mehr Verkehr. Es würden also noch mehr Fußballanhänger zum RB-Fußballspiel in Richtung Sportforum fahren. Deutlich mehr, als in ein Parkhaus passen.

Und Kasek sagte noch etwas, was Autofahrer ungern hören: Das Zooparkhaus war beim letzten großen Fußballspiel von RB Leipzig komplett leer. Die motorisierten Fußballanhänger verweigern sogar die Nutzung regulär vorhandener Parkhäuser, weil sie noch näher am Stadion parken wollen. Gern auch irregulär. Die Knöllchen, die sie dort bekommen, nehmen sie sogar in Kauf.

Was dann zu den Großaktionen des Ordnungsamtes in diesem Jahr geführt hat, das dann schon mal hunderte Knöllchen verteilt hat und dutzende Fahrzeuge abschleppen ließ. Und ganz stolz darauf war, dass es das mal getan hat, obwohl das seit Jahren überfällig war.

Das sagten selbst CDU-Stadträtin Siegrun Seidel und AfD-Stadtrat Udo Bütow.

Das Phlegma des Leipziger Ordnungsamtes

Warum das aber nicht passiert (und auch an anderen Stellen im Stadtgebiet nicht passiert), das machte an diesem Abend Piraten-Stadträtin Ute Elisabeth Gabelmann deutlich, die von einem ganz persönlichen Erlebnis mit dem Leipziger Ordnungsamt in Liebertwolkwitz in einer Spielstraße erzählte. Bei ihrem Vortrag dürfte es Ordnungsdezernent Heiko Rosenthal ordentlich in den Ohren geklingelt haben.

Denn eigentlich war nach all den Reden klar: Leipzig hätte dieses Parkchaos gar nicht, wenn die Ämter der Stadt einfach seit Jahren ihre Arbeit gemacht und ihre Aufgaben erfüllt hätten. Dass sich das Wildparken rund ums Sportforum so etabliert hat, hat schlicht mit jahrelangem Weggucken des Ordnungsamtes zu tun. Dem, was dieses Amt so gern als „Duldung“ bezeichnet – auch gegenüber Beschwerdeführern am Telefon.

Und auch das Park-and-Ride-Konzept, das die Autofahrer schon am Stadtrand abfangen soll, gibt es bis heute nicht, obwohl es der Stadtrat 2020 beauftragt hat.

Jung: Wir müssen dringend handeln

Es sah zwar so aus, als würden sich einige Stadträte an diesem Abend fetzen. Aber im Kern waren sich alle einig: So geht das nicht weiter. Und es ist die Verwaltung, die dringend handeln muss. Was auch OBM Burkhard Jung deutlich machte, als ihn CDU-Stadtrat Falk Dossin auf den engen Zeitplan im Grünen-Antrag aufmerksam machte.

„Ich halte es für zwingend, dass wir das machen“, sagte Jung. Und zwar schleunigst, sodass dem Stadtrat Anfang 2023 ein belastbarer Maßnahmenplan vorgelegt werden kann.

Warum selbst RB Leipzig kein Parkhaus für die Fans bauen wollte, kann man in der durchaus lebendigen Diskussion im Videostream sehen und hören.

Aber deutlich wurde, dass es hier für mindestens zwei Leipziger Ämter ganz öffentliche Ohrfeigen gab für jahrelange Arbeitsverweigerung.

Der Grünen-Antrag, ergänzt um den Freibeuter-Antrag, der das verlangte P+R-Konzept bis Ende des Jahres in den Mittelpunkt stellte, bekam dann mit 36:18 Stimmen eine klare Mehrheit. Sodass es nicht nur – unbedingt zeitnah – den Maßnahmenplan der Verwaltung gibt, sondern 2023 auch einen Runden Tisch mit allen Beteiligten, die sich alle längst ihre Gedanken gemacht haben über ein funktionierendes Verkehrskonzept rund ums Sportforum.

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Keine Kommentare bisher

Dass das Parkhaus am Zoo infrage kommt für auswärtige Stadionbesucher, das war mir so auch nicht klar. Auf die Idee dieses jemandem zu empfehlen wäre ich nie gekommen.
Und zum Park&Ride: Wie ist da die aktuelle Lesart der ParkCHAOS-Verfechter(schön zu sehen, wie sich auch der OBM mit diesem Wortkunstwerk schwer tut)?
Gibt es eins, und die doofen Umweltdinosaurier könnten es nutzen, ignorieren es aber, oder gibt es keins, und die Leute suchen sich deswegen die Parkplätze näher am Veranstaltungsort?
Laut Artikel wurde es bisher lediglich beschlossen, laut anderen Artikeln müssten die Autofahrer die vorhandenen Plätze einfach nur nutzen und mit ÖPNV ins Zentrum kommen.

Schreiben Sie einen Kommentar