Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat einen Antrag ins Stadtratsverfahren eingereicht, der zum Ziel hat, den ehemaligen Mockauer Friedhof zu einem öffentlichen Park zu entwickeln. Seit 1967 ist der ehemalige kirchliche Friedhof geschlossen. Aber – mitten in Mockau gelegen – könnte er zu einer Erholungsoase für den Ortsteil im Leipziger Norden werden. Nur hat die Stadt augenscheinlich noch keine Lösung mit der Besitzerin des Friedhofsgeländes gefunden.

„Der Mockauer Friedhof war für den Stadtteil immer schon ein kleines Naturparadies und idyllischer Rückzugsort. Leider geriet dieser Ort nach der Auflösung des Friedhofes etwas in Vergessenheit und zeigt sich heute so verwildert und unzugänglich, dass von seinem Charme nicht mehr viel zu sehen ist“, erläutert Grünen-Stadtrat Michael Schmidt, selbst gebürtiger Mockauer, das Ansinnen des Grünen-Antrags.

„Viele Mockauerinnen und Mockauer erinnern sich aber noch sehr genau daran und haben deshalb die Gestaltung des alten Friedhofs zu einer öffentlichen Grünanlage im Rahmen der Bürgerbeteiligung zum Stadtentwicklungskonzept Mockau 30+ ins Spiel gebracht.

Mockau selbst grenzt zwar Richtung Thekla an einen Teil der Partheaue und Richtung Schönefeld an den Abtnaundorfer Park, verfügt aber inmitten des Stadtteils über keinen einzigen klassischen Erholungspark. Die Öffnung und Umgestaltung des ehemaligen Friedhofes wäre daher eine große Chance, die es zeitnah zu nutzen gilt.“

Der ehemalige kirchliche Nordfriedhof und Veteranenfriedhof in der Samuel-Lampel-Straße in Mockau hat eine Fläche von fast 13.663 Quadratmetern und ist von einem reichhaltigen alten Baumbestand gekennzeichnet. Er wurde 1890 errichtet und mit dem Ende des Ersten Weltkriegs um ein Denkmal für die im Krieg Gefallenen ergänzt. 1967 erfolgte dort die letzte Bestattung.

Vor Jahren bereits wurde der Friedhof durch die Kirche aufgegeben und abgesperrt. Das Gesamtareal steht aufgrund der Einfriedung, des Friedhofstors und eines Denkmals für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges sowie aufgrund der gärtnerischen Friedhofsgestaltung unter Denkmalschutz.

Eine Klimainsel für Mockau

Für Jürgen Kasek, umweltpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion, ist der einstige Friedhof eine Klimainsel für Mockau.

Zu sehen: alter Mockauer Friedhof. Foto: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
Alter Mockauer Friedhof. Foto: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen

„Das Konzept sieht die denkmalgerechte Sanierung und Gestaltung des alten Friedhofs Mockau zu einer öffentlichen Grünanlage unter Berücksichtigung der Klimaanpassung vor. Das Areal soll dabei als Klimainsel für Mockau-Ost verstanden und entsprechend gestaltet werden. Beispielhaft kann hier ein neuer Park mit altem Baumbestand entstehen“, sagt Kasek.

„Wir erhoffen uns daher von unserer Initiative, dass dem Bürgerbeteiligungsprojekt deutlich mehr Aufmerksamkeit zuteilwird und gemeinsam mit der Kirchgemeinde alles dafür getan wird, um im Rahmen des kommenden Doppelhaushaltes eine Realisierung zu erreichen.“

Das eigentliche Problem bei der Sache: Das Friedhofsgelände gehört nach wie vor der Kirche, sodass die Stadt hier bislang keinen Zugriff auf den Ort hat.

Im Stadtentwicklungskonzept wurde das oben genannte Ziel als Maßnahme mit hoher Priorität für die Jahre 2023/24 benannt, jedoch sind – so stellen die Grünen fest – bislang keine Entwicklungen erkennbar. Ein versuchter Grundstückstausch mit der Kirchgemeinde konnte bislang zu keinem erfolgreichen Abschluss gebracht werden. Die Gesamtkosten der Umgestaltung werden auf etwa 750.000 Euro bei einer angenommenen städtebaulichen Förderung von 66 % geschätzt.

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woher kommt denn immer dieser Drang, naturbelassene oder durch Natur zurückgewonnene Areale sofort (wieder) einer menschlichen Nutzbarkeit zuzuführen? Der dortigen Biozönose würde man definitiv viel Qualität nehmen, um nicht zu sagen, vorsätzlich Schaden zufügen, wenn der Mensch sich dort wieder platziert. Die Natur braucht mehr Plätze zum Überleben als der Mensch zum Flanieren.

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