Da kann man jetzt gespannt sein, was bei dieser Prüfung herauskommt. Am 25. April beschloss der Stadtrat den Grünen-Antrag, eine Wegeverbindung zwischen Cospudener und Zwenkauer See bauen zu lassen bzw. dass sich der OBM dafür einsetzt, dass sie gebaut wird. Möglichst in Asphalt. Denn an den Bau des Harthkanals, der dort verlaufen soll, ist auf Jahrzehnte nicht zu denken.

Auch wenn Grünen-Stadtrat Michael Schmidt betonte, dass der Grünen-Antrag „Kleine Brötchen statt Luftschlösser – direkte und barrierefreie Fuß- und Radwegeverbindung und Bootsschleppe zwischen Cospudener und Zwenkauer See herstellen“ auch nicht so gemeint war, dass er das Ende der Pläne für den Harthkanal besiegeln sollte.

Aber seit 2023 ist eigentlich klar, dass der Hartkanal, so wie er seit 20 Jahren geplant wurde, nicht gebaut werden kann.

Die abschätzbaren Kosten sind von einst geplanten 10 Millionen Euro auf mittlerweile – je nach Sichtweise – 80 bis 150 Millionen Euro gestiegen. Geld, das auch in der Tagebaurekultivierung so nicht zur Verfügung steht. Und auch in den nächsten zehn Jahren nicht zur Verfügung stehen kann, ist sich Grünen-Stadtrat Michael Schmidt, der den Antrag am 25. April einbrachte, sicher.

Aber noch ist in der Steuerungsgruppe Neuseeland die Bereitschaft nicht gereift, auf Projekte, die sich zunehmend als nicht umsetzbar erweisen, zu verzichten und die verfügbaren Gelder für nachhaltige und umweltschonende Projekte umzuwidmen. Das betrifft neben dem Harthkanal längst auch die Markkleeberger Wasserschlange und die Störstellenbeseitigung in der Pleiße.

Höchste Zeit für die Wegeverbindung

Stattdessen wäre es jetzt höchste Zeit, den Cospudener und den Zwenkauer See durch eine Wegeverbindung zu verknüpfen, die auch einem hohen Nutzungsdruck genügt, wie die Grünen beantragten. Dafür sollte sich der OBM insbesondere bei der LMBV einsetzen.

Das fand das Amt für Stadtgrün und Gewässer sogar gut und befürwortete es mit dem Formulierungsvorschlag: „Der Oberbürgermeister wird beauftragt, sich dafür einzusetzen, im Bereich der geplanten Gewässerverbindung zwischen Cospudener See und Zwenkauer See bis zu ihrer Umsetzung eine direkte und barrierefreie Wegeverbindung für Fußgängerinnen und Fußgänger sowie Radfahrende zu realisieren.“

Den Schmidt aber nicht übernahm, weil es der Grünen-Fraktion wichtig war, dass dieses Wegstück – genauso wie der Rundweg am Codspudener See – in Asphalt ausgeführt wird, sonst hält er den Nutzungsdruck einfach nicht aus. Wirklich widersprochen hatte dem auch das Amt für Stadtgrün und Gewässer nicht.

Aber Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal tat es dann in der Ratsversammlung, obwohl es darum in der Verwaltungsvorlage gar nicht ging. Er argumentierte auf einmal mit dem Vogelschutzgebiet, das hier existieren soll.

Aber da hatte er wohl die eigene Verwaltungsvorlage nicht gelesen, denn die bezog sich eindeutig auf das Vogelschutzgebiet am Südende des Cospudener Sees, das derzeit eine Befahrung mit Booten ausschließt.

Für die Wegeverbindung führte die Vorlage hingegen keine solchen Hindernisse an: „Anders als bei der Passage für muskelbetriebene Boote können bei der vom Antragssteller anvisierten direkten und barrierefreie Wegeverbindung für Fußgängerinnen und Fußgänger sowie Radfahrende zwischen Cospudener und Zwenkauer See (im Bereich des ehemaligen Harthkanals) keine negativen Folgen auf das Arteninventar der Südspitze des Cospudener Sees abgeleitet werden. Vielmehr würde sich der Nutzungsdruck auf den Rad-/Gehweg rund um den Cospudener See verringern und in Richtung Zwenkauer See auslaufen.

Da sich die zu beplanenden Bereiche nur im geringen Umfang auf dem Gebiet der Kreisfreien Stadt Leipzig befinden, sind für die weitere Betrachtung die zuständigen Behörden des Landkreises Leipzig frühzeitig mit einzubeziehen.“

Termin 2025/2026

SPD und CDU hatten noch ein paar Änderungsvorschläge – die SPD-Fraktion zum Beispiel mit dem konkreten Hinweis, dass LBMV und Freistaat für die Realisierung zuständig sind und dass die Umsetzung 2025/2026 zu erfolgen habe (ohne das von den Grünen gewünschte „spätestens“). Und die CDU-Fraktion sorgte sich darum, dass der Wegebau dann die Pläne für den Harthkanal obsolet machen würde, weshalb sie beantragte: „Dabei wird Sorge getragen, dass keine der Zwischennutzungen dazu beiträgt, die Umsetzung einer bootsgängigen Gewässerverbindung zu behindern.“

Die auch naturnah sein könnte, wie Schmidt andeutete. Eine Art Überlauf, statt eines 100 Millionen Euro teuren Kanalbauwerks.

Die wesentlichen Sätze übernahm Michael Schmidt mit in den Grünen-Antrag. Der Kern blieb ja erhalten. Und das Ergebnis war dann durchaus erstaunlich, denn alle 52 anwesenden Ratsmitglieder stimmten für den Antrag. Sodass man nun wohl endlich 2026 mit Rad oder Skateboard über die neue Wegeverbindung fahren kann.

Mit der Einschränkung, dass Heiko Rosenthal prüfen lassen will, ob das in Asphalt passiert oder jetzt ein Vogelschutzgebiet verhindert, dass etwas Haltbares gebaut werden kann.

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Es gibt 6 Kommentare

“Da sich die zu beplanenden Bereiche nur im geringen Umfang auf dem Gebiet der Kreisfreien Stadt Leipzig befinden, sind für die weitere Betrachtung die zuständigen Behörden des Landkreises Leipzig frühzeitig mit einzubeziehen.“

Im Bereich des Gewässerverbund laut amtlichen Stadtplan eigentlich nichts, gehört alles zu Zwenkau.

Ich bin immer wieder erstaunt, welche Ansprüche die Freizeitgesellschaft an ihre Umwelt stellt.

(Hier geht es ja nicht um eine Maßnahme zur Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur, sondern um eine rein für den Tourismus bestimmte Maßnahme)

@robin w.
Naturschutz in Ehren, wirklich, aber bitte die Kirche im Dorf lassen.

Flächenverbrauch speist sich im Übrigen zu über 75% aus Wohnbau, Industrie, Gewerbe und öffentlichen Einrichtungen.

@robin w.
Stimmt! Die üblichen sandgeschlämmten Wege sind nämlich richtig naturnah! Insbesondere ist darunter nichts versiegelt. Und weil die ganzjährig befahrbar sind wird das eine richtige Fahrradautobahn!

Ich denke, die Forderung der Fraktion der Grünen, den Verbindungsweg in Asphalt auszuführen – in bester WTNK-Manier -, ist nur logisch, entspricht sie doch idealtypisch dem Beschluss „Flächenverbrauch reduzieren – Strategie für Netto-Null-Versiegelung bis 2030 entwickeln“, den die Grünen beantragt hatten.

Eine akzeptable Wegeverbindung von vielleicht 300-500 Meter! zwischen Cospudener und Zwenkauer See wäre schon lange mal erforderlich (mind. seit 10-15 Jahren). Das mutet die Stadt keinem Autofahrer zu. Ich war erst am Sonnabend dort mit dem Rad lang gefahren, Stückchenweise nur rolliger Schotter, wo man nicht lenken kann weil man sonst rutscht, hohe Kanten wo man fast absteigen muss, bei Regen schlammige Abschnitte – also eine absolute Zumutzung für Radfahrer und Fußgänger.

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