Noch ist die endgültige Entscheidung, das ehemalige Technische Rathaus in der Prager Straße nicht abzureißen, nicht gefallen. Noch gilt der Stadtratsbeschluss vom April 2024, den Stahlskelettbau abzureißen. Doch ein Verzicht würde dem Leipziger Haushalt Millionen Euro an Kosten ersparen. Weshalb die Grünen-Fraktion gleich einen Haushaltsantrag stellte, das Geld für den Abriss 2025 eben nicht bereitzustellen: „Der geplante Ansatz für den Abriss des Alten Technischen Rathauses wird in 2025 um 11.000.000 EUR reduziert.“

„Mit Ratsbeschluss vom 24. April 2024 wurde der Oberbürgermeister mit dem Abriss des alten, noch auf dem Grundstück stehenden Stahlbetonskeletts des Alten Technischen Rathauses mit voraussichtlich entstehenden Kosten in Höhe von ca. 11 Millionen Euro beauftragt“, stellte die Grünen-Fraktion in ihrem Haushaltsantrag fest.

„Der vertieften Betrachtung des Bundes Deutscher Architekten, BDA Sachsen e.V. zufolge lassen sowohl die statischen Voraussetzungen als auch die Deckenhöhen eine Verwaltungsnutzung zu. Zudem ist bei Vermeidung eines Abrisses und der Annahme von Sanierungskosten in Höhe von 50 % eines Neubaus von einer deutlich kostengünstigeren Realisierung einer Verwaltungsunterbringung mit Einsparungen in Höhe von 67 Millionen Euro auszugehen.

Die günstigere Klimawirkung eines Erhalts liegt ohnehin auf der Hand. Größere Terminrisiken sind nicht gegeben. Dementsprechend wird beantragt, die Abrisskosten einzusparen und für nachhaltigere Investitionen bereitzustellen.“

Da Referat Verwaltungsunterbringung reagiert

Aber ganz so einfach ist es nicht, auch wenn die Verwaltung mittlerweile den Vorschlägen der Leipziger Architekten sehr aufgeschlossen gegenüber steht, auf den Abriss des Stahlskelettbaus zu verzichten und mit dessen Erhalt eine neue Gestaltung für die hier geplante Verwaltungsunterbringung zu finden.

Denn das Geld wird ja trotzdem gebraucht. Vielleicht nicht für den Abriss, aber dann eben doch für die neuen Sicherungsmaßnahmen, wie jetzt das Referat Verwaltungsunterbringung in seiner Stellungnahme zum Grünen-Haushaltsantrag formuliert: „Zur Minderung der Auszahlungsansätze für den Abriss des alten technischen Rathauses wird im Rahmen des freiwilligen Haushaltssicherungskonzeptes ein Alternativvorschlag beschlossen.“

Mit dem freiwilligen Haushaltssicherungskonzept wird die Stadt versuchen, einem von der Landesdirektion Sachsen möglicherweise auferlegten Haushaltssicherungskonzept zuvorzukommen, da es der Stadt Leipzig mit dem Doppelhaushalt fast unmöglich ist, ein positives Ergebnis auszuweisen. Was nicht an der Leipziger Verwaltung liegt, sondern an völlig unzureichenden kommunalen Ausfinanzierungen, die längst alle Kommunen in Deutschland betreffen.

Aber das Referat Verwaltungsunterbringung macht jetzt auch deutlich, dass die Stadt inzwischen sehr ernsthaft über die Vorschläge der Architekten nachdenkt, auf einen Abriss zu verzichten und die Pläne für den Standort des ehemaligen Technischen Rathauses zu ändern.

„Es gilt zunächst weiterhin der Stadtratsbeschluss VII-DS-09692-NF-04, welcher einen Abriss des alten Technischen Rathauses vorsieht“, heißt es jetzt in der Stellungnahme. Und weiter: „Die Stadtverwaltung befindet sich in guten Gesprächen mit Vertretern der Architekten- und Ingenieursverbände hinsichtlich möglicher Perspektiven für die Weiternutzung des Stahlbetonskeletts mit dem Ziel des Bestandserhalts. Mögliche Maßnahmen zur statischen Ertüchtigung und Nutzungserschließung des Altgebäudes erfordern jedoch die Verfügbarkeit von finanziellen Mitteln, um eine entsprechende Handlungsmöglichkeit für einen alternativen Bestandserhalt sicherzustellen.“

Die Verwaltung wolle sich jetzt „mit den zuständigen Landesbehörden zu genehmigungsrelevanten Ausgleichsmaßnahmen austauschen, die die Umnutzung des Gebäudes als modernes Verwaltungszentrum erfordern würde“, betont das Referat Verwaltungsunterbringung. „In Abhängigkeit dieser Gespräche wird die Verwaltung gegebenenfalls eine Beschlussvorlage für den Stadtrat erarbeiten.“

Es kann also passieren, dass noch im Frühjahr eine Vorlage auf den Tisch kommt, die die Weichen für das einstige Technische Rathaus neu stellt.

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Es gibt 2 Kommentare

Sehe ich auch so.
Eher vertiefter Konjunktiv.
Vor allem geht es nicht nur um eine Bürolandschaft, sondern um eine Bürolandschaft mit öffentlichen Bereichen.
Da wird der deutsche Normengaul wiehern und pragmatische Lösungen, mögen Sie noch so sinnvoll sein, werden nicht zur Ausführung gelangen dürfen.
Daher werden jetzt 11 Mio. Euro gespart werden, um sie dann später als 13 Mio. Euro wieder in den Haushaltsplan aufnehmen zu dürfen.
Denn nichts wird preiswerter.

Also wenn das klappte, wäre es toll.
Leider glaube ich nicht daran. Der Bau wird ohne Abriss sicherlich teurer, als geplant (zugegeben: mit Abriss auch). Dazu wird es sicherlich nicht genug Platz geben, d.h. es werden wieder Mietkosten an anderer Stelle generiert.
Die “vertieften Betrachtung des Bundes Deutscher Architekten, BDA Sachsen e.V.” sind interessant, ein paar Formulierungen aus den ersten Seiten des Briefs:
– soweit uns bekannt
– für eine abschließende Bewertung […] sind weitere Prüfungen zu veranlassen
– aus unserer Sicht könnten
– aber sicherlich möglich
– angenommene Höhe des Bodenaufbaus
– wären auch Anbauten denkbar
– sind zu überprüfen
usw. usf.
Klingt für mich alles nur nach Dampfplauderei. Anscheinend kennt der e.V. die neuen Pläne nicht, das Bestandsgebäude aber auch nicht.
Nichts genaues weiß man nicht. Und darauf eine Kostenschätzung aufbauen.
Da kommt Freude auf!

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