Am gestrigen Donnertag, 11. Dezember rief das Aktionsbündnis "Nowhere" zusammen mit dem Netzwerk "Stadt für alle" zu einem Lampionumzug durch die Weststadt auf. Um auf die Vorgänge in der Holbeinstraße 28a aufmerksam zu machen, versammelten sich gegen 16 Uhr rund 80 Personen in der Holbeinstraße und traten mit Trommeln und blinkenden Luftballons ihren Zug zu Klinger Villa an, in der die Verwaltung der KSW GmbH ihr zuhause hat.

Die KSW GmbH ist Eigentümer der Immobilie in der Holbeinstraße. Die dortigen Streitigkeiten zwischen Mietern und dem Eigentümer führten zu Nachfragen seitens der Presse, Berichten und Fotoreihen über die anlaufende Bauarbeiten in einem bewohnten Haus. Und zu einer durch Baubürgermeisterin Dorothee Dubrau angeregten Mediation, die den Streit schlichten sollte. Momentan sieht es eher danach aus, als ob der Streit vor Gericht enden würde. Zum 13. Januar 2015 hat die Stadt eine Nutzungsunterlassung der Immobilie durchgesetzt, die auch vom Landesgericht bestätigt wurde.

Ein Widerspruch der Bewohner wurde eingelegt. Wenn die Untersagung jedoch rechtskräftig wird, müssen die Bewohner im Januar 2015 raus.

Der Protestzug bewegte sich über die Industriestraße, die Merseburgerstraße und die Karl-Heine-Straße hinunter, bis vor der Klinger Villa halt machte. Dort kam es zu einer eher grotesken Situation. Die Protestierenden wurden dort von Sympathisanten der KSW in Empfang genommen. Man stand vor der Villa, trank Glühwein und verzehrte Bratwürste. Weihnachtliche Instrumentalbeiträge ergänzten die Szenerie. Auch Jörg Zochert, Unternehmenssprecher der KSW GmbH war anwesend. Dieser hatte im Vorfeld des Umzugs gegenüber der LVZ kritisiert, dass ein Umzug um die Erhöhung der Abfindung willen nicht der richtige Weg sein kann.

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Während der Kundgebung kritisierten die Sprecher die marktorientierte Haltung der Immobilienakteure, die sich nicht für die Belange die Bewohner der Quartiere interessieren und sich an den Errungenschaften und auf Kosten der urbanen Pioniere bereichern würden. “Die Häuser denen, die drin wohnen”, war ein Wahlspruch des Umzugs, was für das eine oder andere Schmunzeln auf KSW-Seite sorgte. Nach Beendigung der Kundgebung marschierte der Umzug über die Nonnenstraße und Könneritzstraße zurück zur Holbeinstraße.

Ob und wie dieser Umzug auf die Umstände in der Holbeinstraße und allen anderen Fälle von Verdrängung breite öffentliche Aufmerksamkeit herstellen kann, bleibt abzuwarten. Die geringe Zahl an Teilnehmern zeigt allerdings eins ganz klar.

Bislang sind vor allem die Betroffenen, die sich widersetzen. Darüber hinaus scheint sich bislang keine relevante Menge an Menschen in Leipzig zu formieren, die sich gegen die Verdrängungsprozesse wenden.

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