Sören Skalicks, Kreisrat der Piratenpartei in Meißen, hat keine Lust zu feiern. Also sonst vielleicht schon, aber nicht gemeinsam mit Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich. Er hat seine Eintrittskarte für die höchststaatliche Dankesparty für Flüchtlingsunterstützer am 26. Februar in Dresden zerrissen und ein Bild davon ins Netz gestellt. „Mir ist gerade nicht nach feiern, Herr Tillich. Und Ihnen? #Clausnitz“ steht darunter zu lesen. Weitere Eingeladene folgen bereits seinem Beispiel.‬

Bislang hat sich Stanislaw Tillich nicht zu den Vorgängen in Clausnitz geäußert, Terminlagen hätten dies bislang verhindert. Doch für die Ehrenamtler, welche sich gerade von der Staatsparty am 26. Februar in der „Energie Verbund Arena“ abwenden, ist dies nur noch ein Detail bei den Begründungen für ihre jetzigen Absagen.

So schreibt die Initiative „Coswig – Ort der Vielfalt“ zu ihrer Absage auf Facebook unter einem Bild mit zwei weiteren Eintrittskarten: „Auch wir haben uns entschieden, nach den Vorkommnissen in Clausnitz und den Äußerungen vom Chemnitzer Polizeipräsidenten Herrn Reißmann, unsere Karten zurückzugeben und auf ein solches Fest zu verzichten!“ In einer gestrigen Pressekonferenz hatte Uwe Reißmann erklärt, der Polizeieinsatz in Clausnitz, bei welchem zwei Stunden lang „besorgte Bürger“ einen Flüchtlingsbus blockiert hatten, sei normal verlaufen, Ermittlungen gegen Polizeibeamte seien nicht zu erwarten, gegen drei Flüchtlinge in dem Bus würden jedoch Ermittlungen wegen Beleidigung eingeleitet werden können.

Die Initiative verbindet auch deshalb im Namen Sven Böttgers, Sprecher der Initiative, und Christiane Matthé, 1. Vorsitzende des Vereins Coswig – Ort der Vielfalt, mit der Absage einen Aufruf an andere Ehrenamtliche: „Wir hoffen, viele Helfer schließen sich dem jetzt an!“

Angeschlossen haben sich bereits erste Freunde Skalicks. „Schmeiß die nicht weg, wir machen zusammen ein schönes Schreiben und ich steck meine Karte mit dazu“, so John A.. Ingolf B., der seine Karte „heute morgen bereits zurückgegeben“ hat, geht in medias res mit seiner Kritik an der Landesregierung Sachsen: „Ich habe die Einladung heute früh zurückgeben, erst die Peinlichkeit der Einladungsliste, neue Rekordumsätze unserer Rüstungskonzerne und dann noch Clausnitz! Lassen Sie sich huldigen Herr Tillich aber nicht von mir!“

Einem weiteren ist es eh zuviel Bohei und er wünscht sich, Tillich möge doch mit Siegfried Däbritz (Pegida) alleine feiern. Bereits die persönlich adressierte und später als Irrläufer deklarierte Einladung an den 2. Chef nach Lutz Bachmann bei Pegida hatte unter Teilen der 2.000 eingeladenen sächsischen Helfer für großen Unmut gesorgt.

Es scheint, als würden die ehrenamtlichen Helfer zunehmend einer Veranstaltung einer Staatsregierung fernbleiben wollen, welche im Umgang mit Flüchtlingen nicht die ihre ist. Und vielleicht auch nie war.

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Michael Freitag über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Es gibt 2 Kommentare

Alle müssten absagen, da möchte ich mal sehen, wie sich Herr Tillich dazu äußert.

Richtig so. Von dieser Regierung würd ich mich auch nicht feiern lassen wollen. Nicht solang solche Vorfälle verschwiegen, vertuscht und runtergespielt werden. Oder überhaupt möglich sind. Meinen Respekt an alle Kartenzerreisser.

Schreiben Sie einen Kommentar