„Wird Leipzigs Stadtverwaltung beim Thema Fluglärm wieder kneifen?“, hat die L-IZ gefragt, nachdem im August eine Einwohneranfrage zum Thema Fluglärm die Stadtverwaltung erreichte. Der hat ja bekanntlich eine große Rolle auch im Bürgerdialog der Stadtverwaltung zum neuen Lärmaktionsplan gespielt. Und so ein wenig war Lars Kirchhoff wohl berechtigterweise in Sorge, der Fluglärm würde stillschweigend wieder aus dem neuen LAP gestrichen.

Er hat jetzt Antwort bekommen. Noch nicht befriedigend. Was nicht unbedingt heißt, dass Leipzigs Verwaltung dem Thema wieder ausweichen wird. Zumindest sind die Anregungen der Leipziger, wie man den Fluglärm vielleicht mindern könnte, noch im Abwägungsprozess, teilen die Bürgermeister für Soziales und Umwelt, Thomas Fabian und Heiko Rosenthal, mit. Doppelt hält wohl besser. Aber vielleicht hat jeder den anderen vertreten, so dass es quasi eine doppelte Vertretungsstunde war, in der dann einer von beiden formuliert: „Tatsächlich konnte die Bearbeitung der Beiträge zum Thema Fluglärm bislang noch nicht abgeschlossen werden, weil andere Aufgaben prioritär bearbeitet werden mussten.“

Zum Beispiel das „Tourismuswirtschaftliche Gesamtkonzept für die Gewässerlandschaft im Mitteldeutschen Raum“. Ganz wichtig. Das musste unbedingt noch am 24. August beschlossen werden. Warum diese Eile, das werden wir bestimmt auch noch erfahren.

„Bis Ende September werden Einschätzungen der Verwaltung zu den Beiträgen zum Thema Fluglärm erarbeitet werden“, teilen die beiden weiter mit.

Das muss – bei dieser Formulierung – das berühmte Futur III sein. Aber September klingt ja ganz gut. Könnte ja noch der September von 2016 sein.

„Eine Zusammenstellung, die Meinungen und Verfahrensvorschläge der Verwaltung zu allen Beiträgen zusammenfasst, wird im 4. Quartal öffentlich werden.“ (Das könnte Futur 2 1/2 sein. Eine echte Knobelaufgabe für Deutschlehrer.)

Das wäre dann ungefähr Weihnachten, damit alle in aller Ruhe lesen können, was die Verwaltung zu den Vorschlägen der Bürger meint. Was ja nicht bedeutet, dass die Verwaltung zustimmt. Denn: die Verwaltung ist ein Sieb. Sie bestimmt, welche Maßnahme als umsetzungswürdig anerkannt und weiterverfolgt wird. Wir begnügen uns hier mal mit dem einfachen Futur, weil der nächste Satz wirklich etwas für Liebhaber der amtlichen Wortkunst ist:

„Die relevanten Ergebnisse des Dialoges, also vor allem die Beiträge, die Maßnahmenvorschläge beinhalten oder zu Maßnahmenvorschlägen weiter entwickelt werden können und von der Verwaltung aufgegriffen wurden, werden in den Entwurf des Lärmaktionsplanes überführt. Dieser wird im Verlauf des 4. Quartals 2016 und der beiden ersten Quartale 2017 zur Beschlussreife geführt, so dass er am Ende des 2. Quartals 2017 in der Dienstberatung des Oberbürgermeisters beschlossen werden kann.“

Die Unruhe von Lars Kirchhoff wird also bestätigt: Vor einer zeitnahen Kommentierung der Vorschläge zum Fluglärm ist Leipzigs Verwaltung (oder das speziell damit befasste Amt) zurückgeschreckt. Das will man dann lieber gebündelt erst im 4. Quartal vorlegen, wenn man vorher schon mal sortiert hat, was man im Lärmaktionsplan haben will und was nicht. Die „Maßnahmenvorschläge“, die die Verwaltung aufgreifen möchte, stehen dann im Entwurf des Lärmaktionsplanes.

Das ist dann ein bisschen wie in der Schule: Erst lässt der Lehrer schön diskutieren, wenn dann aber der Klaus oder der Udo mal eine Meinung sagen, die vom Lehrplan nicht gedeckt ist, nimmt der Lehrer die Zettel und geht erst mal Mittagessen – mit der Ankündigung natürlich, dass er Klaus und Udo zu Weihnachten erzählen wird, was er mit ihren Wortmeldungen zu tun gedenkt. Auch eine Art Dialog.

Da muss man sich nur die Klasse angucken, wie sie dann dreinschaut. Ist bestimmt ein Erlebnis.

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