VideoSeit dem letzten Sonnabend versammeln sie sich und nun steht ein spannendes Schlusswochenende bevor. Mehr und mehr Menschen kommen nach Pödelwitz, bereits in der Woche waren sie über 900 Teilnehmer am ersten Klimacamp im Leipziger Land. Am Ende des Treffens im Braunkohleland stehen am Samstag letzte Aktionen bevor. Die L-IZ.de war vor Ort, hat Eindrücke gesammelt und sich mit Vertretern des Beteiligten Bündnisses „Kohle erSetzen“ zum Gespräch getroffen.

Am Montagabend waren bereits 700 Kreuze auf der Teilnehmerliste der Organisatoren vermerkt, Tag um Tag stieg die Zahl, am Samstag werden weit mehr als 1.000 Teilnehmer an den Aktionen erwartet. Ziel des Camps ist es, auf verschiedene Misslagen aufmerksam zu machen, die im Zusammenhang mit der Braunkohlegrube der MIBRAG (Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft mbH) stehen: Da wäre zum einen, dass die MIBRAG das Dorf in der Vergangenheit Stück um Stück aufkaufte und genau hier den Tagebau Vereinigtes Schleenhain ausweiten möchte.

Den Großteil des über 700 Jahre alten Dorfes Pödelwitz hat der Energiekonzern bereits erworben und nur eine kleine Gruppe von Einheimischen beugt sich nicht den Forderungen des Konzerns. So steht vieles in diesem Örtchen im starken Kontrast zueinander: Die Dorfbewohner mit Plakaten wie “Wir lieben unser Pödelwitz” und dem gegenüber die MIBRAG mit ihren Schildern, dann die herrliche Landschaft kontrastiert von grotesken Baugruben. Am Dorfplatz hängen unzählige Wimpel, weiter im Dorfinneren ein Schild „Wimpel für Pödelwitz“.

Das Interview mit den Sprecherinnen von “Kohle erSetzen”

Video: L-IZ.de, Luca Kunze

Hier also die, die eine romanische Kirche (Schätzungen nach wurde diese in der 1. Hälfte des 13. Jh. erbaut) und eine Reihe historischer Fachwerkhäuser vor dem Abriss und eine ganze Gegend vor der Devastierung bewahren wollen. Es sind die Bewohner, auf deren Einladung das Camp stattfindet, welche sich ihre Häuser nicht abkaufen ließen. Sie wollen ihre Heimat nicht verlassen.

Auf der anderen Seite ein Unternehmen, welches Pödelwitz nicht nur zur Kohlegewinnung für das Kraftwerk Lippendorf, sondern auch für den Kohlexport nach Polen abbaggern will. Wie schön die Landschaft heute ist, zeigt ein Bummel durchs Dorf und ein Stück weiter. Der anliegende Baggersee bei Großstolpen ist hingegen wieder zur Naturidylle geworden, eine Tagebau-Nachidylle, die die Steuerzahler insgesamt im ganzen ostdeutschen Kohlerevier nach 1990 über 10 Milliarden Euro kostete. Der seit 1998 zum Schwimmen freigegebene See zeigt einem also, wie es möglich ist, den einst zerstörten Raum wieder herzustellen. Und gleichzeitig, was alles einst zerstört wurde.

Mittlerweile befindet sich im See eine kleine Vogelinsel und so können wir an diesem Abend einen aus tausenden von Exemplaren bestehenden Vogelschwarm beobachten.

Es geht um mehr

Das Oberthema der Teilnehmer des Klimacamps ist natürlich auch die grundsätzliche Schädlichkeit des Braunkohleabbaus als Energiequelle für unsere Umwelt. Dabei handelt es sich nicht nur um die klimaschädlichen Aspekte der Verbrennung von Braunkohle, sondern auch um negative Einflüsse auf die Region im Zuge der Braunkohleförderung im Kreis Leipzig.

Um diese Probleme ins Blickfeld der Gesellschaft zu rücken, haben die Organisatoren das 9-tägige Klimacamp Leipziger Land veranstaltet. Während des Klimacamps fanden Workshops zu Themen wie Gefahren der Digitalisierung oder Klimawandel & Gesundheit statt. Außerdem wurden Podiumsdiskussion, Exkursionen und Film- & Theaterabende veranstaltet. Am Samstag finden Blockadeaktionen und am Sonntag ein Gottesdienst in der Kirche von Pödelwitz statt.

Der Aktionstag, ab heute Abend und Samstag bis Sonntag im Klimacamp Pödelwitz.

Impressionen aus Pödelwitz von den letzten Tagen (Video & Foto: Luca Kunze)

Video: L-IZ.de, Luca Kunze

Leipziger Auftaktdemo zum Klimacamp Pödelwitz: „Kohle stoppen“ + Video

Leipziger Auftaktdemo zum Klimacamp Pödelwitz: “Kohle stoppen” + Video

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