Der Eiertanz um die Nutzung der Startbahn Süd am Flughafen Leipzig/Halle ist mittlerweile elf Jahre alt. Die Verstöße gegen die Auflagen aus dem Planfeststellungsbeschluss sind Legion, die Arbeit der Fluglärmkommission ist eine Katastrophe. Und jetzt muss sich auch Oberbürgermeister Burkhard Jung wieder fragen lassen, was er eigentlich tut, um die Wildwest-Praktiken am Flughafen zu beenden. Immerhin sitzt er ja im Aufsichtsgremium der Mitteldeutschen Flughafen AG.

Am Mittwoch, 19. September, werden der Fluglärm in Leipzig bzw. die Kurze Südabkurvung in bzw. zur Ratsversammlung gleich drei Mal Thema sein. Zum einen beschäftigen sich zwei Einwohneranfragen mit dem Thema sowie der Verantwortung des OMB dazu. Und zum anderen gibt es die nächste Demonstration der Bürgerinitiativen.

Über die beiden Bürgeranfragen haben wir schon berichtet.

Die eine Einwohneranfrage hat Lars Kirchhoff gestellt. Er greift in seiner Anfrage den schon wieder fast vergessenen Bürgerdialog zu Luftbelastung und Lärm auf. Um den ist es nämlich – „verständlicherweise“, wie die Bürgerinitiativen vermuten – recht still geworden, denn er zeigt nur zu offensichtlich, dass die Stadt all die Jahre das Thema Lärmbelastung durch den Flughafen ignoriert hat. Man hat es regelrecht ausgeklammert. Deswegen gibt es auf den Websites der Stadt auch nur Lärmkartierungen für Kfz, Straßenbahnen, Industrie und Gewerbe und Eisenbahnverkehr. Keine für den Fluglärm.

Die andere Einwohneranfrage von Andreas Th. Müller sieht dies ganz ähnlich. In einer Zeit, in der die Starts über die Kurze Südabkurvung um über 75 % gegenüber dem Vorjahr gestiegen sind, der Überflug von besonders lauten DHL-Frachtmaschinen um 270 % zugenommen hat und fast täglich die Kurze Südabkurvung von russisch/ukrainischen Maschinen vom Typ AN 12 in Flughöhen teilweise unter 500 m überflogen wird, ist es wohl allerhöchste Zeit, dass Leipzigs OBM sich endlich sichtbar für eine Lärmminderung rund um den Flughafen einsetzt.

Flankiert werden diese Einwohneranfragen am Mittwoch, 19. September, von einer Mahnwache der Bürgerinitiative „Gegen die neue Flugroute“ im Rathaus, etwa ab 13:30 Uhr. Dabei verteilen die Mitglieder der Bürgerinitiative eine derzeit bundesweit vertriebene Broschüre, welche die Story des Planfeststellungsbetruges zur Kurzen Südabkurvung Fakt für Fakt aufzeigt und belegt.

Eine „Story“, die umso bedrückender wirkt, wenn man weiß, dass das Verbot der Südabkurvung genauso wie die Bahnverteilung vor Eröffnung der Startbahn Süd als Kompromiss gehandelt wurden, der die damals schon Sturm laufenden Bürgerinitiativen beruhigen sollte. Aber was erreicht man mit einer Politik, in der Planbeschlüsse mit Zugeständnissen erreicht werden, die hinterher nicht eingehalten werden? Und die jetzt mit der geplanten Erweiterung des Frachtflugbetriebes noch weiter unterlaufen werden sollen?

Das Schweigen der in Sachsen verantwortlichen Politiker spricht Bände. Der Unwille der CSU-Verkehrsminister in Berlin, den Bundestagsbeschluss zur Petition zur Kurzen Südabkurvung umzusetzen, ebenfalls.

Die Bürgerinitiative war übrigens im Verbund des Netzwerkes „ZukunftLeipzig“ auch am 12. September im Rahmen der Diskussion zur Evaluierung des Fluglärmgesetzes vor den Bundestag, ebenfalls mit der Forderung der Abschaffung der Kurzen Südabkurvung, vertreten.

Die Kurze Südabkurvung wird in der nächsten Stadtratssitzung wieder Thema

Die Kurze Südabkurvung wird in der nächsten Stadtratssitzung wieder Thema

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Es gibt 11 Kommentare

Jonny,
ein Go Around mag sein, aber dieser hätte eben nicht über die Abkurvung durchgeführt werden dürfen; nicht zu dieser Zeit. Man hätte – wie ursprünglich zugesagt – um Leipzig herum einen “Around” fliegen müssen.

Wo geflogen werden darf, legt die DFS fest (und nicht das AIP). Und die kennt die PFB-Bedingungen für die Abkurvung seit Inbetriebnahme der gedrehten Landebahn Süd, bestätigte diese, aber hält diese nicht ein.

Darum geht es – und nicht um die Existenz des Flughafens.

@Jonny Nana 😉 Warum gleich eine solche Pauschalschelte …

Machen wir es jetzt einfach mal so: Sie belegen Ihre Aussagen, welche da im Kern wären:

1. Die Antonows fliegen die kurze Südabkurvung seit mehreren Wochen nicht mehr.

2. Nachts wurde und wird die Abkurvung so wie so nicht geflogen.

Danke. M.F.

Christian,
Das ist kein Start, sondern ein Go Around, der genau so per AIP definiert ist. Wird aus Gründen der Sicherheit schnell rechts vom Flugplatz weggeführt. Sieht man daran, dass die Flughöhe bei ca 5000ft bleibt und die Spur zurück zum Anflug führt. Wie du sicher auch festgestellt hast, folgt der Flieger ja gar nicht der kurzen Südabkurvung.
Das ist genau die Qualität der Kommentare hier und auch der Journalistischen Arbeit bei dieser Internet „Zeitung“ hier.

Gut, das versuche ich.
03.08.2018, ca. 23:45Uhr
Schau mal hier:
http://www.dfld.de/Mess/ShowTrack.php?R=9&S=25&D=03.08.2018&Z=23:48:00&TT=3&N=450

Ich will ja keine Flugzeugpickerei betreiben, aber das Detail Abkurvung ist nur eins von mehreren, welches zeigt, dass die Einwohner in dieser Gegend einfach betrogen wurden. Und selbst im Nachgang scheint die Bräsigkeit der Verantwortlichen und das Lobbytum so stark, diese Missstände zu korrigieren.
Da gibt eben kein Recht im Rechtsstaat für die Berechtigten.

Christian,
gerne lasse ich mich davon überzeugen. Bitte nenne mir ein konkretes Datum und Uhrzeit in der die Südankurvung zwischen 22:00 und 06:00 Uhr geflogen wurde.
Ich bin auch kein Fan der Abkurvung, aber deine Behauptung ist einfach nicht wahr.

Lieber Jonny,
das ist leider nicht korrekt. Leider wurde sehr oft, zuletzt mehrfach im August, diese Abkurvung in der Nacht geflogen. Das kann man sich mit Flugspuren und Zeit dazu sehr gut anzeigen lassen.

Nachts wurde und wird die Abkurvung so wie so nicht geflogen. Natürlich hört man ab und an etwas wenn man in der Nähe eines Flughafens wohnt. Ich lebe selber in Gohlis und es fliegen definitiv nachts keine Flugzeuge direkt über die Stadt.

Das lässt sich recht leicht googlen.
Theoretisch dürfte auf dieser Route fast niemand fliegen.

Die zuständigen politischen Entscheider haben durch die stetige Missachtung des PFB die Situation erst eskalieren lassen. Wenn Kompromisse nicht eingehalten werden, verliert der Flughafen seine Akzeptanz.
Schlimm, dass selbst involvierte Personen wie der OBM klein bei geben und ihr Fähnchen nach dem Lobbywind wedeln lassen.

Ein Flughafen, der auf Profit ausgerichtet ist, muss sich nach den Regeln und Grenzen vor Ort richten, oder auf die grüne Wiese fernab dichter Besiedlung ziehen.
Ich höre selbst im Osten von Leipzig bei vielen Wetterlagen das Starten, Landen bzw. Aufheulen der Triebwerke!

ich wohne in Möckern, die vielkritisierte Suedabkurvung gibt es nur am Tag durch Passagiermaschienen,welche ich von meiner Wohnung aus gut sehe und mit Flightradar auch die Höhe und das Ziel verfolgen kann, lediglich die An12 dreht ab und zu mal nach Sued bzw. West ab, Frachtmaschienen kann ich auch hören und sehen sie sind dann immer auf direkten Suedkurs oder Richtung Osten abgedreht

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