Am Mittwoch, dem 2. April, trafen sich die Mitglieder der Fluglärmkommission (FLK) des Flughafens Leipzig/Halle zur ihrer Frühjahrssitzung in Schkeuditz. Diesmal stand die Auswertung eines neuen Anflugverfahrens auf der Tagesordnung, mit dem die Lärmbelastung im Flughafenumfeld gesenkt werden sollte. Nach Ansicht der Kommission ist das wohl auch gelungen. Es ging dabei um die Evaluierung der im letzten Jahr veränderten Abflugverfahren hin zur konsequenten Anwendung des Flachstartverfahrens (NADP2) für alle Flugzeugtypen.
Die von der Fluglärmkommission berufene Technische Arbeitsgruppe (DHL, DFS, Flughafen, LFULG, FLSB) hatte zuvor die Umsetzbarkeit der Ergebnisse der vom Freistaat Sachsen initiierten Studie zu lärmärmeren Flugverfahren geprüft. DHL erklärte sich daraufhin bereit, das Flugverfahren für den betreffenden Flugzeugtyp (Boeing B757-200) entsprechend umzustellen und erläuterte zur FLK-Sitzung das aufwändige Verfahren. So mussten z.B. über mehrere Monate ca. 100 Piloten im Flugsimulator geschult und die Bordliteratur angepasst werden.
Nach der Einführung evaluierte der Flughafen mit seinem Messsystem die Lärmauswirkungen am Boden über mehrere Monate im Vergleich zum vorherigen Zustand. Im Ergebnis haben sich die in der Studie prognostizierten positiven Lärmauswirkungen bestätigt, protokolliert nun die Fluglärmkommission. Die Vertreter der Bundesvereinigung gegen Fluglärm, die zwei Sitze in der Fluglärmkommission haben, bedankten sich dafür ausdrücklich bei DHL für die konstruktive Unterstützung.
Ungelöste Probleme in Nordsachsen
Hat das wirklich die Lärmbelastung rund um den Flughafen spürbar gesenkt? Das werden wohl eher langfristige Gesamtauswertungen zeigen. Wenn es konkret wird, zeigen sich oft gravierende Differenzen zwischen den Annahmen des Flughafens und der tatsächlichen Lärmbelastung vor Ort. Und oft differieren die Eindrücke der Betroffenen zu den Messergebnissen.
Der sächsische Fluglärmschutzbeauftragte (FLSB) Jörg Puchmüller stellte in der Sitzung nämlich auch die Messergebnisse aus Brandis vor. Dort wurden die für passiven Schallschutz relevanten Grenzwerte deutlich unterschritten, stellte er fest. Brandis liegt im Leipziger Osten und ist seit der Änderung einiger Anflugrouten ähnlich wie Markkleeberg stärker von Fluglärm betroffen.
Für April kündigte er die erste Messung in Sachsen-Anhalt (Bad Dürrenberg) an.
Und auch in Nordsachsen gab es in der jüngsten Zeit vermehrt Klagen über mehr Fluglärmbelastung. Eine Folge war die Beauftragung der Deutschen Flugsicherung (DFS) mit der Prüfung der Verschiebung des Abflugverfahrens im Korridor zwischen Krostitz und Delitzsch, was der Landkreis Nordsachsen eingereicht hatte. Die DFS habe ausführlich geprüft, abgewogen und ein alternatives Abflugverfahren in der FLK-Sitzung präsentiert, so die Meldung aus der Fluglärmkommission, welches länger geradeaus führen (verlängerte Pistenachse) und dann östlich von Krostitz nach Norden abschwenken würde.
Aber eine Lösung ist das wohl nicht: Für dieses Abflugverfahren führte die DFS eine Berechnung der Anzahl von Fluglärmbetroffenen durch. Im Ergebnis wären durch die Veränderung des längeren Flugverlaufes deutlich mehr Einwohner unterhalb der verlängerten Pistenachse betroffen, da es diese bereits durch Anflüge bei Westwind und Abflügen bei Ostwind belastet sind. Zudem verschlechtere sich durch den längeren Flugweg auch die CO₂-Bilanz. Aus diesen Gründen sieht die DFS derzeit von einer Veränderung des Abflugverfahrens ab. Diesen Ausführungen folgte auch das Gremium.
Weniger Frachtflug, weniger Lärm
Ein bisschen Lärmminderung gab es tatsächlich, auch wenn sich die Beschwerdesituation nicht wesentlich verändert hat. Die Fluglärmmessungen der stationären Messanlagen des Flughafens zeigten ein durchweg leicht niedrigeres Lärmniveau als im Vorjahr, meldet die Fluglärmkommission. Grund hierfür sei auch der Rückgang der Flugbewegungen im Frachtverkehr. Denn während die Passagierzahlen im Personenflugverkehr leicht anstiegen, sank die Zahl der Frachtflüge, die vor allem in der Nacht für Lärm sorgen.
Und noch ein Lärmthema wurde behandelt: Auf Bitte des FLK-Vorsitzenden und des FLSB berichtete der Flughafen abschließend zum Thema Trainingsflüge. In der letzten Zeit hatten diese zu vermehrten Beschwerden der Anwohner geführt. Trainingsflüge sind z.B. notwendig zur Einweisung von Piloten und werden sowohl von am Airport ansässigen als auch von auswärtigen Airlines durchgeführt. Dabei fliegen die Maschinen über längere Zeit Platzrunden und trainieren den Start- und Landevorgang.
Und das Ergebnis? Im Bericht bestätigte der Flughafen, dass die Anzahl der Trainingsflüge im Jahresvergleich deutlich zugenommen hat. Er verweist in dem Zusammenhang auf die Betriebspflicht des Flughafens, auf das Diskriminierungsverbot und nicht zuletzt auch auf eigene wirtschaftliche Interessen. Die FLK bat den Flughafen, das Thema künftig in die regelmäßige Berichterstattung aufzunehmen.
Bei dieser Sitzung wählte die Kommission auch ihren Vorsitzenden und dessen Stellvertreter. Einstimmig erhielt der Rackwitzer Bürgermeister Steffen Schwalbe erneut das Vertrauen der Mitglieder zum Vorsitz. Ebenso Schkopaus Bürgermeister Torsten Ringling als Stellvertreter.
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