Auch in Connewitz wurden in den letzten Jahren viele beliebte Freiflächen bebaut. Um jede einzelne tut es den Bewohnern leid. Auch weil damit oft auch ein wichtiges Stück Kultur verloren geht. So wie in der Wolfgang-Heinze-Straße 36. Ende des Jahres 2017 bekamen sowohl der VAGaBUND-Ökogarten als auch die Kneipe Black label Kündigungen für die Nutzung der Gartenfläche bzw. des Freisitzes. Zumindest der BUND hat ein neues Stück Gartenland bekommen. Aber ganz woanders.

Auf der Fläche in der Wolfgang-Heinze-Straße 36 soll ein Mehrfamilienhaus entstehen. Zum Jahresende 2018 endet nun nach mehr als fünf Jahren die Zwischennutzung des VAGaBUND sowie des Freisitzes Black label in der Wolfgang-Heinze-Straße/Ecke Basedowstraße.

„Bisher haben die VAGaBUND-Aktiven keinen Ersatz für die Fläche gefunden“, stellte die Stadträtin der Linken, Juliane Nagel, in einer Stadtratsanfrage im August fest. „Beim VAGaBUND handelt es sich um ein urban-gardening-Projekt. Damit werden Brachflächen aufgewertet und Naturerfahrung in stark bebauter Umgebung möglich gemacht, was in verdichteten Gebieten auch einen nicht zu unterschätzenden Erholungswert hat.

Ähnlich wie dem VAGaBUND erging es im Jahr 2014 beispielsweise dem Nachbarschaftsgarten in der Josephstraße, der das Gros seiner Fläche aufgrund von Wohnbebauung räumen musste.“

Im September hat die Stadtverwaltung auf ihre Anfrage reagiert. Da war zumindest eines schon klar: dass es für den beliebten Ökogarten in Connewitz keine Ersatzfläche gibt.

„Im Leipziger Süden stehen im öffentlichen Grün keine Flächen in Park- oder Grünflächen zur Verfügung, die als Auswahlflächen für das bestehende Gemeinschaftsgartenprojekt VAGaBUND genutzt werden können“, teilte das Dezernat Stadtentwicklung und Bau mit.

„Grundsätzlich infrage kommende Brachflächen wurden geprüft. Im Ergebnis konnten aus Sicht der VAGaBUND-Aktiven keine geeigneten Brachflächen gefunden werden. Im Bereich der Freizeit- und Erholungsgärten bestehen derzeit für alle Flächen Pachtverträge. Inwieweit die derzeit verpachteten Flächen gegebenenfalls in Zukunft für das Gemeinschaftsgartenprojekt des VAGaBUNDes infrage kommen, ist gemeinsam abzustimmen.“

Logische Folgefrage von Juliane Nagel: „Welche Unterstützungsmöglichkeiten bei der Suche nach alternativen Flächen hat die Stadtverwaltung hinsichtlich endender Zwischennutzungen durch Frei- und Grünflächenprojekte grundsätzlich entwickelt?“

Und das Baudezernat konnte zumindest schon ankündigen, dass man für das Gartenprojekt des BUND eine Ausweichfläche im Leipziger Osten in Aussicht hatte: „Die Stadtverwaltung bietet Flächen für Gemeinschaftsgärten und zum Urban Gardening an. Beispielsweise konnten im Sommer dieses Jahres im Lene-Voigt-Park dem BUND Landesverband Sachsen e. V. mit einem Sondernutzungsvertrag Flächen zur gärtnerischen Nutzung zur Verfügung gestellt werden. Darüber hinaus steht der Fachbereich als zentraler Ansprechpartner zur Verfügung.“

Und seit Donnerstag, 18. Oktober, ist es nun offiziell: Der BUND Leipzig hat das Grundstück seines neuen VAGaBUND-Lene-Gemeinschaftsgartens im Lene-Voigt-Park von der Stadt übernommen. Josephine Michalke (Vorstand BUND Regionalgruppe Leipzig) und Viktor Weiler (Vorstand BUND Ortsgruppe Ost) nahmen dafür von Susanne Hamm (Amt für Stadtgrün und Gewässer) symbolisch die Schlüssel für die Fläche entgegen.

Viktor Weiler freut sich jetzt schon auf die Gärtnerei im nächsten Jahr: „Einer der ersten Schritte wird das Anlegen von Hochbeeten eines Wildpflanzengartens für Schmetterlinge und andere Insekten sein. Wir laden alle Gartenfans ein, sich dem Projekt anzuschließen. Unser Garten ist für alle zum Mitmachen offen.“

Interessierte, die mitmachen und naturnahes Gärtner erleben wollen, können unter ortsgruppe-ost@bund-leipzig.de Kontakt zum Projekt aufnehmen.

Leipziger Zeitung Nr. 60: Wer etwas erreichen will, braucht Geduld und den Atem eines Marathonläufers

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